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Lauter reizende Menschen

Lauter reizende Menschen

Titel: Lauter reizende Menschen
Autoren: Mary Scott - Joyce West
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Montagecamp. Nein, einsam bin ich ganz und gar nicht, obwohl ich so weit weg von meinen Angehörigen bin... Sagen Sie, Miss Field: Hätten Sie nicht auch Lust, beim Pferdetoto mitzumachen?« Voll rührenden Vertrauens hielt er ihr das Heft hin. — »Ach, Len, davon verstehe ich leider ganz und gar nichts«, wehrte sie ab. »Höchstens dreimal im ganzen Leben war ich auf dem Rennplatz!«
    »Hm, schade! Aber es macht nichts. Übrigens suche ich mir die Pferde ohnehin nicht immer nach ihrer Form aus. Ich verlasse mich auf allerlei andere Hinweise. Zum Beispiel auf das Erdbeben heute nacht...«
    »Ach ja, Len«, fiel ihm Lucia ins Wort. »Fast hätte ich vergessen, es Ihnen zu sagen: Das Erdbeben hat Onkel Peters Radio vom Schrank geworfen, und es ist in tausend Stücke zersprungen...«
    »Vielleicht kann ich es reparieren. Aber sehen Sie mal das Pferd hier: >Erdgeist    Lucia mußte lachen. War das noch ernsthaftes Erwägen einer Wette — oder einfach abergläubisches Erbe der Maori-Vorfahren?
    »Ich gebe zu, daß man heute nacht wohl an das Wirken eines gewaltigen Erdgeistes denken konnte! Sagen Sie, haben Sie noch mehr solche Wetten zum kommenden Wochenende vor?«
    »Noch eine. Und die sollen Sie mir aussuchen! Lesen Sie hier die Liste der Teilnehmer — und dann sagen Sie Ihre Meinung!«
    Lucia überflog die Aufstellung in der Zeitschrift. Dann lachte sie übermütig.
    »Was halten Sie von >Feuersäule    Len schaute sie verständnislos an. »>Feuersäule    »Nun, haben Sie heute nacht die flammende Säule nicht gesehen, kurz nach dem Erdbeben? Dort, ungefähr in dieser Richtung muß es gewesen sein.«
    Täuschte sie sich, oder machte Len wirklich ein verlegenes Gesicht?
    »Ich habe nichts gesehen, habe gar nicht hinausgeschaut. Ich habe einfach weitergeschlafen.«
    »Machen Ihnen denn Erdbeben nichts aus? Ich jedenfalls bin davon hellwach geworden.«
    »Nein, mich stören Erdbeben nicht. Sie treten oft hier auf, ohne Schaden anzurichten. Meinen Sie, es hätte gebrannt?«
    »Allerdings. Aber nicht genug, daß es ein Haus gewesen sein kann. Zwar flammte es ganz hell auf, aber nach ein paar Augenblicken erlosch es schon wieder. Gibt es da oben denn überhaupt Häuser?«
    »Nur hier und da steht eines an der Straße — und dann natürlich die Stallungen. Aber falls es dort gebrannt hätte, wüßten wir es inzwischen längst. Das Montagelager liegt weiter links... Na, jedenfalls wette ich auf >Feuersäule<. Ich habe so ein Gefühl, als hätte ich einen Glückstag und als würden sich meine beiden Pferde durchsetzen. Mensch, das könnte eine ganze Stange Geld einbringen!«
    Lucia sah ihm an, welch enormen Gewinn er sich bereits ausrechnete.
    »Wie schließen Sie eigentlich Ihre Wetten ab? Einen Buchmacher gibt es doch hier wohl nicht?«
    »Ich beauftrage einen Freund in der Stadt. Jeden Freitag rufe ich ihn an, und einmal im Monat überweise ich ihm das Geld.«
    Das einfache Verfahren schien sich gut eingespielt zu haben, und Lucia überlegte, wieviel von Lens Lohn dabei wohl versickerte. Onkel Peter bezahlte — mit gutem Grund — den jungen Mann recht großzügig: Ein wahrer Jammer, daß er mit dem vielen Geld nichts Besseres anzufangen wußte! Len schien ihre Gedanken zu erraten — mit der Zeit sollte sie erfahren, daß er ein Meister darin war!
    »Natürlich geht viel von meinem Geld dabei drauf: ein Pfund pro Woche ungefähr. Aber auf lange Sicht gleicht es sich aus, ein großer Gewinn wird alles wieder gutmachen, und außerdem ist der Spaß doch auch etwas wert. Finden Sie nicht?«
    Gewiß, das sah Lucia ein. Und nun wußte sie endgültig, daß sie Len sehr liebgewonnen hatte. Seine etwas pedantische Sprechweise, sein häufiges Zögern, wenn er einen Ausdruck suchte — seltene, aber deutliche Beweise seiner Maori-Abstammung — , das alles gefiel ihr. Sie schätzte seinen gesunden Mutterwitz, der sich mit kindlicher Begeisterungsfähigkeit paarte, und wieder fiel ihr Onkel Peters Urteil ein: »In vierzig Jahren habe ich so manchen Angestellten gehabt, aber keiner konnte Len das Wasser reichen.«
    Ein Wagen fuhr ein, und Lucia schaute zu, wie Len ihn mit Benzin und Öl versorgte. Nachdem das Auto fort war, fragte sie: »Kommen vormittags in der Regel viele Kunden?«
    »Es geht. Die besten Tage sind Samstag und Sonntag. Die Brückenbauer haben unsern Umsatz merklich erhöht. Übrigens zahlen sie nicht
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