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Lauter reizende Menschen

Lauter reizende Menschen

Titel: Lauter reizende Menschen
Autoren: Mary Scott - Joyce West
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einmal besuchen kämen? Ich würde mich herzlich freuen. Bitte, tanken Sie voll: fünfundzwanzig Liter, denke ich. Sie sind erst gestern abend eingetroffen?«
    »Jawohl. Kurz vor dem Erdbeben. Sind Sie auch davon wach geworden?«
    »Allerdings. Glücklicherweise hielten die Kinder das ganze für einen Spaß! Ja doch, James, nun steige schon einen Augenblick aus und streichle Rosie! Ist das nicht ein braver Hund? Und wie gern Rosie Kinder mag! Ja, es war wirklich ein ansehnliches Erdbeben, nicht wahr? Übrigens treten Erdbeben hier häufig auf, und wir auf dem Lagerplatz drüben spüren sie natürlich doppelt, weil unsere Bungalows recht windig gebaut sind.«
    »Ach, Sie wohnen im Ferienlager?«
    »Jawohl. Mein Mann versorgt die Stallungen oben im Gebirge, aber in der Hütte, die dazu gehört, haben wir keinen Platz. Ohnedies hätten wir dauernd nur Angst und Sorge, wenn James bei den Pferden wäre. Ich bin Annabel Middleton, und das sind unsere Kinder, James und Eve. Komm her, James, gib Miss Field schön die Hand!«
    Der Kleine gehorchte, reichte Lucia mit ernstem Gesicht die Hand, lief dann aber eilig zu Rosie zurück, der er ein arg zerknautschtes Stück Schokolade hinhielt. So gierig stürzte sich die Hündin darauf, daß es Lucia peinlich war. »Sie ist so schrecklich gefräßig!« entschuldigte sie das Tier. »Übrigens hat Onkel Peter nie von ihr gesprochen — nur in dem Brief, mit dem er mich herrief, empfahl er mir, gut zu Rosie zu sein, dann würde auch sie gut zu mir sein. Wer Rosie sei, das verriet er mir nicht — und natürlich stellte ich mir sofort eine wundervolle, gefährlich schöne Frau vor!«
    Beide lachten.
    »Welche Erleichterung, als Sie dann nur die brave, häßliche Rosie vorfanden!«
    »Zugegeben. Aber die Lösung eines zweiten Geheimnisses steht noch aus. Wissen Sie etwa zufällig, wer Carmen ist? Onkel Peter hat nämlich geschrieben, vor ihr müsse ich mich in acht nehmen! Len mochte ich nicht fragen, denn es sah doch fast so aus, als habe Onkel Peter sich einen Harem gehalten. Trotzdem interessiere ich mich natürlich lebhaft dafür, wer Carmen ist. Ist sie wirklich so gefährlich?«
    »Um Gottes willen!« Annabel warf den Kopf zurück und lachte fröhlich. >Sie ist reizend!< dachte Lucia, die sie schweigend betrachtete. >Reizend mit dem weißen Hals und den lachenden Augen. Nie im Leben hätte ich vermutet, jemanden wie sie ausgerechnet hier anzutreffen.<
    »Carmen«, erklärte die Dame, während sie warnend zu Len hinüberschaute und die Stimme senkte, »ist die arme alte Miss Mills, von der wir gerade gesprochen haben..., die Alte mit dem Garten und dem Postamt!«
    »Aber warum mag Onkel Peter mich vor ihr gewarnt haben?« stieß Lucia verblüfft hervor. »Ist etwas mit ihr?«
    »Mr. Rolfe hatte eine Heidenangst vor ihr, weil sie von ihrer Gärtnerei wahrhaft besessen ist und sich immerzu bemüht, allen andern Leuten dieselbe Leidenschaft aufzuschwatzen. Ihr eigenes Anwesen ist zwar entzückend — nur sollte sie es nicht mit steinernen Zwergen, Gespenstern und sonstigem Unfug verschandeln! Ihrem Onkel ist sie auf die Nerven gefallen, weil sie ihn mit allen Mitteln der Überredungskunst dazu bringen wollte, auch hier einen Garten anzulegen — und ich fürchte gar, er hatte Angst, sie wolle ihn bei der Gelegenheit auch gleich heiraten! Jedenfalls pflegte er, wenn sie nur nahte, die Flucht zu ergreifen, sich in seinem Haus zu verbarrikadieren und Len das Feld zu überlassen.«
    Wieder lachten sie beide.
    »Aber man kann es Mr. Rolfe wirklich nicht übelnehmen«, fuhr Annabel fort. »Sie ist eine Nervensäge; und sie malt, wenn auch nicht sehr gut. Sie bietet ihre Bilder zum Verkauf an und prahlt dabei immerzu mit ihrem Großvater, der Kunstmaler war... sogar ein weltbekannter. Vielleicht haben Sie schon etwas von ihm gesehen: Aloysius Mills? Nun, jedenfalls bildet sich Carmen ein, sein Talent geerbt zu haben. Ja, von diesen beiden Dingen ist sie wahrhaft besessen: Malerei und Gartenkunst.«
    »Du meine Güte — Onkel Peter hätte Mutters Gesicht sehen sollen, als sie seine Warnung vor Rosie und Carmen las!« lachte Lucia. »>Die Männer sind doch alle gleich...<«
    Annabel stimmte in ihr Lachen ein, und Lucia dachte: >Was bin ich für ein Glückspilz! So etwas hätte ich nie im Leben erwartet — jemanden zu finden, mit dem ich lachen kann — jemanden mit meiner Wellenlänge!<
    »Bis zum Lager ist es gar nicht weit«, erklärte Annabel Middleton. »Kommen Sie doch morgen vormittag
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