Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lauschangriff im Lehrerzimmer - Labyrinth der Geheimnisse ; 3

Lauschangriff im Lehrerzimmer - Labyrinth der Geheimnisse ; 3

Titel: Lauschangriff im Lehrerzimmer - Labyrinth der Geheimnisse ; 3
Autoren: Ravensburger
Vom Netzwerk:
Glück?“
    „Bürgermeister“, kam es heiser zurück. Da war also noch jemand im Zimmer. Kresse sah ihn nur nicht.
    „Lass mich auch mal!“ Phil schob sie beiseite.
    Kresse konnte Herrn Hay aber immer noch hören.
    „Ach, ich weiß, Nostradamus!“, rief er gerade. „Der Bürgermeister, dieser elende Kriecher … Werter Herr, seien Sie mein Gast! Ich gebe Ihnen unser bestes Gästezimmer. “ Herr Hay schnaubte abfällig. „Das hier? Das beste Zimmer? Pah! Das Bett ist weich wie Toastbrot. Hätte ich bloß mein eigenes mitgebracht.“
    „Kissenschlacht! Klopapier!“, ertönte es da.
    Mit wem unterhielt er sich bloß? Kresse wurde immer gespannter.
    „Dabei weiß ich genau, was hinter dieser Schleimerei steckt“, fuhr Herr Hay fort. „Der Bürgermeister hat doch nur das Ferienhaus im Kopf, das ich ihm schenke, wenn die Sache mit der Schule klappt. Oh, Nostradamus, du musst mir helfen! Nur dir kann ich vertrauen!“
    Wieder ein Krächzen: „Frauen? Klauen?“
    So sprach doch kein Mensch! War das etwa …?
    „Ein Papagei!“, flüsterte Phil. „Er hat einen Papagei!“
    „Ich will auch mal!“, wisperte Jago.
    „Gleich!“ Kresse schob Phil zurück und spähte wieder durch das Loch.
    Herr Hay hatte einen Ärmel hochgekrempelt. Auf seinem Unterarm saß jetzt ein weißer Kakadu mit schwefelgelber Haube. Herr Hay hielt den Vogel dicht vor das Modell.
    „Schau, das soll es sein! Wenn ich es kaufe: Bringt es mir Glück oder Unglück?“
    „Zuckerstück!“ Der Kakadu lachte mechanisch wie ein Roboter. Dabei plusterte er sein weißes Gefieder auf.
    „Oh, gib mir doch einen Hinweis!“, flehte Herr Hay. „Du liegst doch immer richtig. Du kennst den Lauf der Sterne!“
    Nicht zu fassen: Herr Hay befragte seinen Kakadu wie einen Wahrsager! Konnte ein erwachsener Mann so abergläubisch sein?
    Während der Vogel den künstlichen Efeu von der Schule rupfte, ging Herr Hay auf die Knie.
    „Ich bitte dich, mein Lieber! Ich kann das nicht allein entscheiden. Ich brauche dich!“
    Der Kakadu schrie: „Zug fährt ein! Zurücktreten!“
    Herr Hay seufzte und rappelte sich wieder auf. Er trat mit dem Kakadu aus dem Blickfeld.
    „Gut, dann ruh dich eine Weile im Käfig aus. Aber sobald die Sterne etwas melden – gib mir Bescheid! Ja?“
    Kurze Stille.
    Und mit einem Mal bekam Herr Hay seine Antwort: „Stopp! Stopp! Nicht kaufen!“
    „Was?“, rief er überrascht. „Ich soll die Schule nicht kaufen? Ist das dein Ernst?“
    „Finger weg! Zuckerstück!“, krächzte es.
    „Ähm …“ Herr Hay schluckte laut. „Also damit habe ich nicht gerechnet. Aber wenn du es sagst … Bist du dir denn auch ganz sicher, mein Lieber?
    „Finger weg! Finger weg!“, ertönte es noch einmal.
    „Ich … ich habe verstanden. Das Schicksal hat gesprochen.“ Herr Hay klang bestürzt. „Ach, was für ein Jammer. Aber gut, ich gehe gleich zum Bürgermeister.“
    Eilige Schritte, dann fiel eine Tür ins Schloss. Herr Hay war weg.
    Trotzdem schlug Kresse das Herz bis zum Hals. Denn nicht der Kakadu hatte eben noch lautstark „Nicht kaufen!“ und „Finger weg!“ gekrächzt – sondern sie selbst.

Der Geheimgang führte zu einem Schacht mit einer rostigen Leiter. Kresse, Phil und Jago kletterten hinunter und gelangten durch eine schmale Tür an der Rückseite des Rathauses wieder nach draußen.
    Kaum waren sie an der frischen Luft, fing Phil an zu schimpfen wie ein Rohrspatz: „Bist du verrückt geworden, Kresse? Was sollte das eben?“
    „Was meinst du?“, fragte Kresse. „Ein einfaches Danke hätte auch gereicht.“
    „Danke?“ Phil zog empört die Augenbrauen hoch. „Dafür dass du uns fast verraten hast? Einfach durch die Wand zu krächzen …“
    „He, langsam! Falls du es nicht gemerkt hast: Ich habe gerade unsere Schule gerettet.“
    „Ja, weil er dich für seinen Vogel gehalten hat, ganz toll. Aber was, wenn er nicht drauf reingefallen wäre? Dann hätte er nachgeforscht und dabei unser Labyrinth entdeckt. Unser ganzes Geheimnis wäre futsch!“
    Kresse stöhnte. „Nun komm mal wieder runter. Die Chance war da, also hab ich sie ergriffen. – Sag du auch mal was, Jago!“
    Jago zuckte die Schultern, als wollte er sich mit keinem von ihnen anlegen. „Zum Glück hat’s ja geklappt. Aber mal was anderes: Habt ihr auch solchen Kohldampf? Ich könnte jetzt ’nen Crêpe vertragen.“
    Schweigend liefen sie über den Marktplatz. Dabei beschoss Phil Kresse mit giftigen Blicken.
    Der hat sie wohl nicht alle!,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher