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Lauschangriff im Lehrerzimmer - Labyrinth der Geheimnisse ; 3

Lauschangriff im Lehrerzimmer - Labyrinth der Geheimnisse ; 3

Titel: Lauschangriff im Lehrerzimmer - Labyrinth der Geheimnisse ; 3
Autoren: Ravensburger
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neben dem Käfig? Ein Buch.

    Herr Hay schlüpfte in seine Pantoffeln, lief zum Tisch und nahm das Buch in die Hand. Es war in rissiges braunes Leder gebunden und der schnörkelige Titel lautete: Wittersteiner Sagen & Legenden .
    Ein rotes Lesebändchen steckte zwischen den Seiten. Herr Hay schlug das Buch auf und las:
    Die Legende vom Feuerritter
    Einst, an einem frostigen Dezembertag, stieg Graf Rainald von seinem Schloss, um sich in der Stadt ein Quartier für den Winter zu suchen. Sein Blick fiel auf das Waisenhaus. Hartherzig jagte der Graf die Waisen hinaus in die schneidende Kälte. Und während Nacht für Nacht ein Kind erfror, schlief der Graf ohne jede Reue.
    Doch eines Nachts klopfte es polternd an seine Pforte. Ein Diener stürzte in das Schlafgemach und rief: „Herr, wacht auf! Ein Gast wünscht Euch zu sprechen!“
    „Zu dieser späten Stunde?“, fragte der Graf verärgert.
    „Er lässt sich nicht abweisen!“, erwiderte der Diener. Argwöhnisch begab sich der Graf an die Pforte.
    Und siehe da: Dort stand ein Ritter in schwarzer Rüstung, die wie Kohlen im Feuer glühte.
    „Wer seid ihr?“, rief der Graf. „Was ist Euer Begehr?“
    Der Ritter hob die Hand zu einem stummen Gruß. Und als er sein Visier auftat, fuhren Feuer und Rauch heraus. Der Graf erschrak bis ins Mark: Sein nächtlicher Besucher war kein Mensch! Es war der Feuerritter! Der Rächer aus Flammen, genährt aus der Wut der Geknechteten …
    Schaudernd legte Herr Hay das Buch aus der Hand.
    „Meine Schule! Hotel …“, krächzte Nostradamus.
    Herr Hay zuckte zusammen, dann lachte er nervös. Er hatte also doch nur den Vogel gehört. Und dieses alberne Buch hatte er zuvor übersehen. Genau, so musste es sein.
    „Schön die Nerven behalten“, ermahnte er sich.
    Eine halbe Stunde später gab er in der Aula einen Empfang für die hohen Vertreter der Stadt. Bei Sekt, Hummersuppe und belanglosen Gesprächen fühlte er sich pudelwohl. Die gruselige Legende hatte er schon wieder vergessen.
    Auch den Gästen schien es bestens zu gefallen. Erst kurz vor elf Uhr machten sich die letzten – der Bürgermeister und seine Frau – auf den Nachhauseweg. Und Herr Hay lief, vom Sekt ein wenig torkelnd, zur Toilette.
    Doch mitten auf der Kellertreppe blieb er stehen. Was war denn das? Verwundert blickte Herr Hay auf die Stufen. Genauer gesagt auf die rabenschwarzen Spuren, die dort zu sehen waren. Sie endeten im Nichts!
    Er ging in die Hocke und wischte mit dem Zeigefinger darüber.
    „Ruß“, stellte er schnüffelnd fest. „Sind das etwa Spuren von diesem … diesem Feuerritter? Oh, oh …“
    Herrn Hay gefror das Blut in den Adern. Ehe er sich aufrichten konnte, hauchte eine tiefe Stimme: „Haaaay …“
    Er keuchte entsetzt. Blickte sich panisch um. Niemand zu sehen. Sprach da ein Unsichtbarer? Ein Geist?
    „Haaay … ich komme …“ , grollte die Stimme, „ich komme … zu dir …“
    „Neiiin!“, schrie Herr Hay und schnellte hoch. Die Hände auf die Ohren gepresst, wetzte er über die Treppe zur Aula, vor der seine beiden Bodyguards Wache hielten.
    „Wieso stehen Sie hier so nutzlos rum?“, quiekte er. „Kommen Sie mit! Im Keller ist ein Gespenst! Sie müssen es vertreiben!“
    „Ein Gespenst?“, fragten die Männer wie aus einem Mund und folgten ihm.
    „Sehen Sie doch! Da sind Spuren auf der Kellertreppe.“
    Der größere der beiden Bodyguards blickte zur Treppe, dann wieder zu seinem Chef. „Welche Spuren?“
    „Sind Sie blind?“ Herr Hay zeigte auf die Stufen. „Da, diese rußig schwarzen … äh … wo sind sie hin?“
    Die Spuren waren verschwunden.
    Der Bodyguard räusperte sich. „Sind Sie sicher, dass es Ihnen gut geht? Soll ich einen Arzt rufen?“
    Herr Hay schnappte: „Was erlauben Sie sich? Ich bin doch nicht verrückt! Ich sage Ihnen, da waren Spuren!“ Ganz sicher war er sich jetzt aber auch nicht mehr. Hatten ihm seine Nerven einen Streich gespielt?

    Wenig später marschierte Herr Hay um sein Bett herum und raufte sich die Haare.
    „Was glaubst du, Nostradamus?“, fragte er. „Spukt es in diesem Haus?“
    „Spukhaus! Spukhaus!“, krächzte der Kakadu.
    „Oh weh! Ich hab’s geahnt!“ Herr Hay rannte zum Tisch, schnappte sich den Vogelkäfig und stürmte zur Tür. „Nichts wie fort! Raus aus dieser verspukten Absteige!“
    „Feige!“, reimte der Vogel.
    Die Hand schon auf der Türklinke, hielt Herr Hay inne.
    „Wie war das?“, fragte er leise. „Feige?“
    Das hatte sein Vater
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