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Laurence Sterne: Tristram Shandy (Jubiläumsausgabe zum 300. Geburtstag des Autors) [kommentiert] (German Edition)

Laurence Sterne: Tristram Shandy (Jubiläumsausgabe zum 300. Geburtstag des Autors) [kommentiert] (German Edition)

Titel: Laurence Sterne: Tristram Shandy (Jubiläumsausgabe zum 300. Geburtstag des Autors) [kommentiert] (German Edition)
Autoren: Laurence Sterne
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und Befugnisse liefen, welche in ähnlichen Fällen hier zuvor der Schwesterschaft eingeräumt worden waren; sie schrieben sich vielmehr aus einer hübschen Formel von Didius eigener Erfindung her, der eine besondere Grille besaß alle Arten von Urkunden auf diese Weise zu zergliedern und umzuformen, und es nicht bei Aufstellung dieser anmutigen Verbesserung bewenden ließ, sondern vielen der mit allen Freibriefen versehenen Matronen der Nachbarschaft solange zuredete, bis sie ihre Befugnisse erneuern ließen, nur damit dieser Zopf noch eingeschaltet würde.
    Ich gestehe, dass ich Didius niemals um diese sonderbaren Mucken beneidete, allein ein Jeder hat seinen eigenen Geschmack. Fand nicht Dr. Kunastrokius, jener große Mann, das denkbar grösste Vergnügen daran, in seinen Musestunden Eselsschwänze auszukämmen und die abgestorbenen Haare mit den Zähnen auszureissen, obschon er beständig Zängchen in der Tasche trug? Und, da wir einmal daran sind, möchte ich fragen, ob nicht die weisesten Männer aller Zeiten, Salomo selbst nicht ausgenommen ihre Steckenpferdchen hatten: – ihre Rennpferde, ihre Sammlungen von Münzen, Muscheln, Trommeln und Trompeten, Geigen, Farbenschachteln, chinesischen Figuren und Schmetterlingen? So lange aber ein Mann sein Steckenpferd in Ruhe und Frieden auf der allgemeinen Heerstraße reitet und weder Sie noch mich zwingt, hinten auf zu sitzen, geht es weder Sie noch mich etwas an. Nicht wahr?
     
    8. Kapitel
    De gustibus non est disputandum , zu deutsch: gegen Steckenpferde lässt sich nichts sagen; ich selbst tue es selten; ich könnte es auch nicht wohl mit Anstand tun, und wenn ich ein noch so großer Feind derselben wäre; denn da ich zu gewissen Zeiten und Mondwechseln zugleich Geiger und Maler bin, je nach dem mich die Fliege sticht, so muss ich Ihnen sagen, dass ich selbst ein Paar solche Passgänger im Stalle habe, auf denen ich abwechselungsweise (es ist mir auch gleichgültig ob man es weiß oder nicht) ausreite und frische Luft schöpfe. Übrigens muss ich zu meiner Schande gestehen, dass ich manchmal längere Ritte darauf mache, als ein weiser Mann für Recht halten mag. Offen gestanden bin ich aber eben kein weiser Mann, und überdies eine so unwichtige Persönlichkeit, dass es nicht viel macht, was ich auch tue; ich erhitze mich daher auch selten wegen so etwas; und es stört meine Ruhe durchaus nicht, wenn ich die großen Herren und Würdenträger, die ich hiernach aufzähle, nämlich die Herren von A, B, C, D, E, F, G, H, J, K, L, M, N, O, P, Q und soweiter, in einer Reihe auf ihren verschiedenen Pferdchen sehe, die Einen mit langen Steigbügeln in einem ernsten, maßvollen Schritt, die Andern im Gegenteil die Knie bis ans Kinn hinaufgezogen, mit Peitschen im Maul, darauf los hauend und fort polternd, wie eben so viel scheckige Teufel, die auf Hypotheken reiten, und wie wenn Verschiedene derselben entschlossen wären, den Hals zu brechen. Um so besser, sage ich zu mir selbst, denn falls das Schlimmste geschehen sollte, so muss sich die Welt eben bemühen, auch ohne sie auszukommen; im Übrigen aber, – nun Gott gebe ihnen einen glücklichen Fortgang! – lassen wir sie ohne Widerrede reiten; denn würden diese Herrschaften heute Nacht abgeworfen, so ist Zehn gegen Eins zu wetten, dass Viele von ihnen noch vor Morgenfrühe um die Hälfte schlechter beritten wären.
    Keiner von diesen Umständen wird daher meine Ruhe stören, Allein es gibt allerdings einen Umstand, der mich, ich gestehe es, außer Fassung bringt: wenn ich nämlich sehe, wie Einer, der zu großen Handlungen geboren ist, und was ihm noch mehr Ehre bringt, dessen Natur ihn zu guten Handlungen treibt, wenn ich sehe, wie ein Mann wie Sie selbst, gnädiger Herr, dessen Grundsätze und Sitten so rein und edel sind wie sein Blut und den eben deshalb diese schlechte Welt keinen Augenblick missen kann; wenn ich sehe, wie ein Solcher, gnädiger Herr, und sei es auch nur eine Minute länger reitet, als ihm meine Liebe zu meinem Vaterlande gestatten kann und mein Interesse an seinem eigenen Ruhm es wünscht, dann gnädiger Herr, hört meine Philosophie auf und ich schicke in der ersten Hitze einer ehrlichen Ungeduld das Steckenpferd mit Allem was daran hängt zum Teufel.
»Gnädiger Herr!
»Ich will dies als eine Widmung angesehen wissen, unerachtet sie nach den 3 Hauptrichtungen Inhalt, Form und Art etwas sonderbar dastehen mag; ich bitte also, Sie möchten sie als solche annehmen und mir erlauben, Ihnen
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