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Laura - Venezianisches Maskenspiel

Titel: Laura - Venezianisches Maskenspiel
Autoren: Mona Vara
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sich die Dunkelheit um sie herum lichten.
    „Du meinst ...“
    „Ich meine, er hat sich in den letzten Wochen verändert“, sagte Marina mit Bestimmtheit. „Und dass der Grund dafür hier neben mir sitzt und sich unnötige Sorgen macht.“ Sie schmunzelte. „Man muss meinen Bruder doch nur ansehen, um zu erkennen, was mit ihm los ist. Er denkt, es merkt niemand. Aber wenn er dich ansieht, hat er einen Blick, den ich noch nie zuvor bei ihm gesehen habe.“ Sie drückte die Hand ihrer Schwägerin, die sie hoffnungsvoll ansah. „Meine liebe Laura, ich kann dir nur eines sagen: Wenn du dich in deinen geheimniskrämerischen Cavaliere verliebt hast, so ist ihm dasselbe in gleicher Weise zugestoßen. Und mit einer Heftigkeit, die ich ihm – offen gesagt – zutiefst vergönne.“
    „Meinst du wirklich?!“ Laura hatte Marinas Hand mit beiden Händen gepackt und drückte sie aufgeregt.
    „Wenn nicht, warum sollte er mich dann um das kleine Porträt von dir gebeten haben, das du mir vor einigen Monaten zum Geburtstag geschenkt hast?“ Marina lächelte. „Er wollte es unbedingt haben und hat mir versprochen, für mich eine Kopie anfertigen zu lassen. Ich bin sicher, wenn du danach suchst, wirst du es in seinem Schlafzimmer vorfinden.“
    „Glaubst du wirklich, dass ... dass er mich liebt? Dass ich es mir nicht eingebildet habe, dass ich ihm etwas bedeute?! Aber er hat es nie gesagt, er hat ...“
    Marina winkte verächtlich ab. „Wenn du auf eine Liebeserklärung von diesem verstockten Menschen wartest, musst du viel Zeit haben. Der würde es vermutlich nicht einmal zugeben, solch zarter Gefühle fähig zu sein, wenn er damit schon aus allen Kleidern platzt.“
    Laura lachte etwas zittrig. Die geradlinige und energische Marina würde wohl nicht so sprechen, wenn sie es nicht so meinte. Dann wurde sie wieder ernst.
    „Das hieße ja, dass ich bleiben könnte. Dass ich ihn nicht verlassen muss.“
    „Aber natürlich musst du ihn nicht verlassen! Welch eine Dummheit wäre das! Obwohl“, Marina überlegte, „es würde ihm wohl nicht schaden. Nein, nein“, beeilte sie sich zu sagen, als sie Lauras entsetzten Gesichtsausdruck sah, „nicht wirklich verlassen, sondern nur ein bisschen erschrecken.“ Sie lehnte sich in die Polster zurück und lächelte boshaft. „Und mir fällt dazu sogar etwas sehr Gutes ein.“
    „Aber ...“
    „Nein, nein, meine Liebe, überlass alles nur mir. Du wirst sehen, binnen weniger Tage hast du deine Liebeserklärung.“

    * * *

    Als Domenico seinen Palazzo erreichte, wartete seine Mutter bereits auf ihn.
    „Domenico! Gut, dass du endlich heimkommst! Ich war voller Sorge!“
    Er nahm seine Mutter in den Arm und drückte zärtlich einen Kuss auf ihre Wange. „Es ist alles in Ordnung, Mutter. Nur ein Missverständnis. Man wollte nur meine Aussage hören, mache dir keine Sorgen.“
    „Keine Sorgen?“ Seine Mutter betupfte sich mit einem feinen Tüchlein die Augen. „Als ob es nicht schon Unglück genug gewesen wäre, dass die Polizei dich verschleppt wie einen gemeinen Verbrecher! Dann ...“
    Er hörte nicht mehr zu. „Wo ist Sofia?“ Dieses Biest hatte nach Ottavios Worten die anonyme Anzeige gemacht. Er würde nicht dulden, dass sie auch nur eine Minute länger hier blieb.
    „Sofia? Die ist ebenfalls abgereist!“
    „Abgereist?“ Damit hatte sie zum ersten Mal Verstand bewiesen. Plötzlich fiel ihm etwas auf. „Ebenfalls?“
    „Aber ja! Sieh nur, hier! Dieser Brief!“ Seine Mutter drückte ihm ein zerknittertes Schreiben in die Hand. „Er ist von Laura! Sie will abreisen oder hat es bereits getan! Ach, welch ein Unglück!“
    „Abreisen? Wohin?!“
    „Ich weiß es nicht. Aber hier! Vor einer Stunde hat ein Bote dieses Schreiben abgegeben!“ Seine Mutter konnte nicht weitersprechen, brach in Tränen aus, und Domenico riss ihr förmlich den Brief aus der Hand.
    „Meine liebe Mutter, bitte gebt diesen Brief auch an Domenico weiter“, schrieb sie. Die Schrift war kaum leserlich und nicht wiedererkennbar. Laura musste das in sehr großer Eile geschrieben haben. „Ich will ihm nicht mehr unter die Augen treten, nach allem was gesehen ist. Es hat zu viele Missverständnisse zwischen uns gegeben, als dass ich noch einen Sinn darin sehen könnte, eine Ehe aufrecht zu halten, die sich nicht auf Liebe begründet. Es mag bei anderen vielleicht so üblich sein, aber für mich ist das nicht das Leben, das ich führen möchte. Vergebt mir bitte und behaltet mich in guter
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