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Laura - Venezianisches Maskenspiel

Titel: Laura - Venezianisches Maskenspiel
Autoren: Mona Vara
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Laura sich bewusst, dass sie in ihrem Ärger die schützende Decke weggeschoben hatte und nun halb nackt vor ihrem Mann saß. Rasch zog sie die Decke wieder bis zum Hals hinauf. „Sieh mich nicht so an.“
    „Und weshalb nicht?“, fragte Domenico ruhig. Alle Ironie und Erheiterung waren aus seinen Augen gewichen, und sein Gesichtsausdruck wurde plötzlich sehr ernst.
    „Deshalb nicht“, erwiderte sie, wobei sie sich der Lächerlichkeit ihrer Antwort selbst bewusst war. Aber der Ausdruck in seinen Augen beunruhigte sie und sie fühlte ein rätselhaftes Gefühl der Verlegenheit ihm gegenüber in sich aufsteigen. Mit einem Mal lag etwas anderes in seinem Blick als die übliche gönnerhafte Nachsicht oder Gleichgültigkeit. Er sah sie an wie ein Mann, der eine Frau begehrte. Sie hatte diesen Blick zwar noch nie an ihm bemerkt, ihn aber oft genug an den Männern gesehen, die ihr den Hof machten.
    Nein, das stimmte nicht ganz. In den Blicken der anderen – selbst in jenen Ottavios, ihres glühendsten Verehrers – lag eine gewisse Verspieltheit, Leichtsinnigkeit, die selbst dann nicht ganz verschwand, wenn sie ihre Liebe ernsthaft beteuerten. In Domenicos Augen dagegen lag ein tiefer Ernst, der sie mehr berührte als alle lockenden Komplimente und Schwüre, die man ihr während der Bälle heimlich zugeflüstert hatte. Es hatte ihre Sinne gekitzelt, ihr Spaß gemacht, aber bei ihrem Mann fühlte sie eine völlig neue Unruhe in sich aufsteigen.
    „Weshalb nicht?“, fragte Domenico noch einmal. Er hatte sich von seinem Platz am unteren Bettende erhoben und setzte sich nun direkt neben sie. Er war ihr so nahe, dass Laura sich zurücklehnte, um ihn nicht zu berühren. Genau das schien jedoch seine Absicht zu sein, denn mit jedem Fingerbreit, den sie zurückwich, beugte er sich vor, bis sie auf dem weichen Kissen lag und nicht mehr weiter konnte. Sie starrte in seine grauen Augen, die nun so nahe waren. Diese faszinierenden Augen, die meist so kühl blickten, jetzt aber etwas ausstrahlten, das kleine Hitzeschauer über ihre Haut laufen ließ. „Sag es mir, Laura. Weshalb soll ich dich nicht ansehen?“, wiederholte er ruhig, während seine Hand über ihren Arm hinaufglitt, ihre Schulter entlang, und zart über ihren Hals strich.
    „Ich … ich weiß es nicht“, flüsterte sie. Wie anders er doch war. Wie zärtlich er ihren Namen aussprach. So anders war er, dass sie plötzlich Angst vor ihm hatte. Nein, das war Unsinn. Nicht Angst vor ihm, sondern vor dem, was er tun könnte oder was sie … Sie schloss die Augen, als sein Gesicht sich ihrem noch weiter näherte. Sie fühlte seinen Atem auf ihrer Wange und dann seine Lippen, die hauchzart darüber streichelten. Sich jetzt fallen lassen, nachgeben, nicht mehr an die anderen Frauen denken, träumen ...
    „Meinst du nicht, Laura, dass es an der Zeit wäre, darüber nachzudenken, wie es mit uns beiden weitergehen soll?“, fragte er sanft. Seine Finger spielten mit ihrem Haar, ihren Locken, griffen tief hinein und hielten ihren Kopf fest.
    Laura fühlte, wie sie zu zittern begann. Aber dieses Mal nicht aus Kälte, sondern aus einem Gefühl der Erregung heraus, das sie noch nie empfunden hatte. Sie wusste nicht, wie es geschehen war, aber plötzlich lagen Domenicos Lippen auf den ihren. Warm und zärtlich waren sie, unendlich angenehm und sinnlich zugleich. Sie hatte sich früher oft gefragt, wie es sein müsste, einen Mann zu küssen, ein fremdes Wesen, das außerhalb ihres eigenen Körpers existierte, und ihn so nahe kommen zu lassen, dass ihre Körper sich vereinigten. Fremde Lippen zu fühlen, einen fremden Atem zu spüren, ohne angeekelt den Kopf wegzudrehen. Einer der Pater, der öfter das Kloster mit seiner Anwesenheit beehrte, hatte zur Begrüßung immer die Mädchen umarmt und sie fest auf den Mund geküsst, und Laura war jedes Mal beim Gedanken an die feuchten welken Lippen schon übel geworden. Auch Ottavios Kuss, den sie mehr aus Höflichkeit geduldet hatte, war ihr nicht besonders angenehm gewesen.
    Domenico hatte sie in der Nacht, in der er sie zum ersten und letzten Mal als seine Frau erkannt hatte, ebenfalls geküsst. Sie war jedoch so verschreckt und unglücklich gewesen, dass sie an sich hatte halten müssen, um ihn nicht wegzustoßen. Nun jedoch erstaunte es sie, wie natürlich sie seine enge Nähe empfand. Sein Atem roch weder parfümiert noch abstoßend, wie sie das von anderen Männern kannte, sondern einfach nur nach ihm, nach Domenico. Überhaupt
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