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Laura Leander 04 - Laura und der Fluch der Drachenkönige

Laura Leander 04 - Laura und der Fluch der Drachenkönige

Titel: Laura Leander 04 - Laura und der Fluch der Drachenkönige
Autoren: Peter Freund
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»Es wird alles gut.« Damit stieg sie aus dem Sattel und ging langsam auf den Drachen zu.
    »Nicht doch!«, schrie Marius entsetzt. »Er wird dich zerreißen!«
    »Lass mich!«, rief sie ihm über die Schulter zu. »Ich weiß ganz genau, was ich tue.« Furchtlos setzte sie Schritt vor Schritt.
    Für einen Moment schien selbst der schreckliche Drache über das aberwitzige Mädchen zu staunen. Dann jedoch spreizte er die mächtigen Schwingen und öffnete die Mäuler.
    Den Feuerzungen geschickt ausweichend, griff Laura zum Gurt und löste die Schnalle, sodass das Schwert zu Boden sank. Dann zog sie den Dolch und warf ihn achtlos ins Gras. Unbewaffnet und mit ausgebreiteten Armen trat sie vor das immer noch tobende Monster hin. »Sei mir gegrüßt – S ilberschwinge!«, sagte sie lächelnd.
    Und da geschah das Unglaubliche: Das Brüllen des Drachen erstarb, und die Lohe, die aus seinen Mäulern fauchte, erlosch; seine flatternden Schwingen hielten mitten in der Bewegung inne. Für einen Moment herrschte atemlose Stille. Dann ließ das Untier einen lauten Seufzer hören. »Endlich«, hauchte es, »endlich habt Ihr mich erlöst.«
    Damit begann sein giftgrüner Leib sich zu verfärben, bis der Drache schließlich ganz von silbrig glänzenden Schuppen überzogen war. Auch seine Schwingen schimmerten wie reinstes Silber. »Ich danke Euch, Herrin, dass Ihr mir meinen wahren Namen zurückgegeben habt«, hauchte Silberschwinge, während sich seine beiden Häupter vor Laura verneigten. »Ich stehe tief in Eurer Schuld und wünsche Euch aus ganzem Herzen, dass Ihr das Geheimnis, das Eure Mutter umweht, auch noch zu lösen vermögt.«
    Das Mädchen erbleichte und schaute mit großen Augen auf das silbrige Schuppentier. »Das Geheimnis um meine Mutter?«, stammelte es ungläubig. »Was… Was willst du damit sagen, Silberschwinge?«
    Bevor der Drache antworten konnte, war Marius mit den Pferden heran. »Schnell, Laura«, rief er besorgt. »Spring in den Sattel. Die Sonne wird jeden Moment aufgehen!«
    Als Laura nach Osten blickte, sah sie, dass ein heller Streifen den östlichen Horizont färbte. Hastig saß sie auf und trieb Sturmwind an. Silberschwinge trat zur Seite, und so ritt Laura Seite an Seite mit dem Vater auf die Pforte zu. Bevor sie Sturmwind in das rettende Portal lenkte, warf sie einen letzten Blick über die Schulter – und da war ihr, als hebe Silberschwinge seine riesigen Flügel und winke ihr zum Abschied zu.
     
    L aura und ihr Vater waren kaum aus der magischen Pforte herausgeritten, als die Lichtsäule sich schon in Nichts auflöste. Im Osten lugte eben die Sonne über den Horizont. Ihre ersten Strahlen tauchten Burg Ravenstein und den Park in mattes Grau. Das Wasser des Drudensees schimmerte wie Blei.
    Marius Leander, der wie seine Tochter sein Pferd gezügelt hatte, sog gierig die frische Morgenluft in seine Lunge und blickte sich dann mit ungläubigem Kopfschütteln um. »Endlich«, sagte er erschöpft. »Endlich bin ich wieder zu Hause!«
    Damit glitten die beiden aus den Sätteln und fielen sich wortlos in die Arme. Aus Lauras Augen strömten heiße Tränen, und auch der Vater weinte vor Glück.
    Als sie sich nach einer Weile voneinander lösten, kratzte Marius sich am Kopf und schaute die Tochter fragend an. »Was ich nicht verstehe: Woher wusstest du den wahren Namen des Drachen?«
    »Ganz einfach.« Laura lächelte zufrieden. »Weil ich mich an die Legende erinnert habe, die Lukas erst kürzlich entdeckt hat.«
    Marius verengte die Augen und runzelte die Stirn.
    »Oma Lena hatte sie in einem Drachenei versteckt. Beim Anblick von Gurgulius ist sie mir zum Glück wieder eingefallen, und zwar Wort für Wort:
    ›Es waren einmal zwei Drachenbrüder, die hießen Goldleib und Silberschwinge. Ihr Vater hatte sie so genannt, weil der Leib des einen glänzte wie pures Gold und der andere von silbrigen Schuppen überzogen war. Seine mächtigen Schwingen aber sahen aus, als bestünden sie aus feinstem Silber. Auch das Wesen der beiden entsprach ihrem Aussehen: Goldleib hatte ein Herz aus Gold, und Silberschwinges Edelmut wurde weithin gerühmt. Die beiden waren unzertrennlich und liebten einander wie kaum zwei Brüder zuvor.
    Eines Tages aber trennten sich ihre Wege, denn ein wichtiger Auftrag, der keinen Aufschub duldete, führte Goldleib in eine fremde Welt. Silberschwinge bot sich an, ihn zu begleiten, doch Goldleib lehnte ab, und so nahmen die beiden unter Tränen Abschied voneinander. Fast schien es, als
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