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Lauf, so schnell du kannst

Lauf, so schnell du kannst

Titel: Lauf, so schnell du kannst
Autoren: Linda Howard
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stellte sie sich die Narben auf seinem Gesicht und auf seiner Hand vor, und ihre Fantasie wies die bloße Idee, ihn mit Kies zu beschießen, heftig zurück. Die Ähnlichkeit mit Granatsplittern war zu groß, und sie konnte nicht … also, sie konnte einfach nicht. Sie würde diesen Teil ihres Lebens der Vergangenheit zuweisen und sich verändern. Die Zukunft musste besser sein; sie hatte sich ein paar Mal verrechnet, falsche Entscheidungen getroffen, aber sie würde aus ihren Fehlern lernen, und es würde besser werden. Es
würde.
Es musste.
    Dare Callahan stand auf dem leeren Parkplatz und sah dem blauen Ford wütend nach, als Angie Powell die Straße entlangschoss, als flöhe sie vor dem Satan persönlich. »Scheiße!«, sagte er heftig und ballte die Fäuste. Er hätte jetzt Lust auf eine gute, altmodische Kneipenschlägerei gehabt, aber die nächste Kneipe war über dreißig Meilen entfernt, und um diese Tageszeit würde wahrscheinlich ohnehin keiner da sein, mit dem er sich hätte prügeln können. Seine nächstbeste Wahl war ein Sandsack. Er hatte zwar einen in der Scheune auf seiner Ranch hängen, aber er wollte jetzt schon die Scheiße aus irgendwas rausprügeln, nicht erst in einer Stunde. Er hatte Pech, es sei denn, er wollte sich beim Eindreschen auf den verwitterten Ziegelbau sämtliche Handknochen brechen.
    Das war die Wirkung, die sie auf ihn hatte. Zehn Sekunden in ihrer Nähe, und er war bereit, gegen etwas zu kämpfen, gegen irgendwas. Sie war stur wie eine Ziege, und feindselig. Außerdem machte sie ihn wütend und gab ihm das Gefühl, ein Idiot zu sein. Und tschüss. Er würde froh sein, wenn sie fort war.
    Nur, dass er – obwohl sie ihn immer so ansah, als wäre er ein frischer, dampfender Kuhfladen, in den sie gerade reingetreten war – nichts lieber wollte, als es mit ihr zu tun, bis sie beide den Verstand verlieren würden. So war es seit dem Tag gewesen, an dem er sie zum ersten Mal gesehen hatte. Er hatte sie sogar eingeladen – zweimal – und hatte zweimal eins auf den Deckel bekommen. Ihre Einstellung machte unmissverständlich klar, dass sie nicht im Mindesten an ihm interessiert war, aber sein Schwanz war einfach zu blöd, um das zu kapieren. Er brauchte nur ihren hohen, runden Hintern zu sehen oder diesen dunklen Pferdeschwanz, der ihr über dem Rücken baumelte, und das verdammte Ding wurde munter und bettelte fast um Zuwendung.
    Das Leben würde ohne sie erheblich ruhiger werden. Zum Teufel, sie war noch nicht einmal besonders hübsch. Dunkles Haar, dunkle Augen, genau die Art von ausgeprägten, scharf geschnittenen Zügen, die auf etwas indianisches Blut hindeuteten, aber sonst nichts. Attraktiv, ja, aber das war es auch schon. Bis auf ihren Hintern. Bei ihrem Hintern klappte einem die Kinnlade runter, fielen einem die Augen aus dem Gesicht, triefte einem der Sabber aus dem Mund. Er war absolut erstklassig.
    Wenn sie fort war, würde sein Schwanz vielleicht endlich diese idiotische Hoffnung aufgeben, dass er eines Tages eine Chance bei ihr bekäme. Und vielleicht würde er sich dann ernsthaft auch mal nach einer anderen Frau umsehen, nach jemandem, der es vielleicht ein paar Minuten in seiner Gesellschaft aushalten konnte, wozu Angie Powell offenbar nicht in der Lage war. Er verbrachte seine Zeit bestimmt nicht damit, wegen ihr ins Bier zu heulen; er war schon früher abgewiesen worden, und manchmal war das auch Scheiße gewesen, aber er hockte deswegen nicht jammernd in der Ecke rum. Doch aus irgendeinem Grund schwächte ihre Anwesenheit das Verlangen, nach jemand anderem Ausschau zu halten. Obwohl er sie nach dem zweiten Korb nicht wieder gefragt hatte, kannte er seine ehrgeizige Natur gut genug, um zu wissen, dass ein Teil von ihm – wie sein Schwanz – nach wie vor auf sie konzentriert war und sich weigerte aufzugeben.
    Ohne sie würde sein Kundenkreis noch weiter anwachsen. Er würde vielleicht sogar anfangen müssen, Leute abzuweisen …
    Eine Idee blitzte in seinem Kopf auf und ließ ihn erstarren. Es war so offensichtlich und doch so ungeheuerlich, dass er automatisch versuchte, den Gedanken zu verwerfen. Sie würde nie im Leben damit einverstanden sein … oder doch? Nein. Vielleicht.
    Vielleicht?
    Verdammt!
Es könnte funktionieren.
    Er warf einen Blick zu Harlans Maklerbüro hinauf und dann die Straße hinunter, wo der blaue Truck nur noch ein dunkler Fleck war.
    »Ach, was solls«, sagte er laut. »Warum versuch ich es nicht einfach?« Er schritt über den
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