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Lauf, so schnell du kannst

Lauf, so schnell du kannst

Titel: Lauf, so schnell du kannst
Autoren: Linda Howard
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hergerissen zwischen all diesen widersprüchlichen Gefühlen, und dann stieß etwas in ihr abrupt einen kleinen Seufzer aus und gab auf. Sie konnte an ihrem Stolz festhalten und so tun, als würde sie losfahren, weil sie es wollte – aber warum versuchen, gute Miene dabei zu machen? Er hatte doch gewonnen. Sollte er es genießen.
    Sie knirschte mit den Zähnen und versuchte, die Worte herauszubekommen. Verdammt, war das schwer! Sie holte ein paar Mal Luft, bemühte sich um Selbstbeherrschung und war schließlich sogar in der Lage zu sagen: »Es geht dich zwar nichts an, aber ich habe gerade mein Haus auf den Markt gebracht.« Sie sprach leise, damit er es nicht merkte, falls ihre Stimme zitterte. »Es tut mir leid, wenn es deine Gefühle verletzt, dass mir im Moment nicht danach ist, mich mit dir zu unterhalten, aber
im Moment ist mir einfach nicht danach, mich mit dir zu unterhalten.
Kapiert?«
    Seine Miene wurde ausdruckslos. Er warf einen Blick zu Harlans Büro empor, dann sah er wieder sie an. »Du machst einen Ausverkauf?«
    Und schon ging es wieder los. Sie knirschte mit den Zähnen. Hätte er nicht irgendeinen anderen Begriff benutzen können als
Ausverkauf
? Sie atmete noch ein paar Mal tief durch und stieß die Luft durch die Nase wieder aus – wie ein wütender Stier. »Ich habe keine andere Wahl. Mit meinem Unternehmen ist es bergab gegangen, seit du zurückgekommen bist und mir Konkurrenz gemacht hast. Ich kann entweder verkaufen oder pleitegehen.« So, das war nüchtern genug. Sie hatte gar nicht erst versucht, ihren Stolz zu schützen, aber sie hatte ihn auch nicht beschuldigt, sie vorsätzlich aus dem Geschäft gedrängt zu haben. Vielleicht hatte er es getan, vielleicht auch nicht. Jedenfalls war er definitiv die Ursache, absichtlich oder nicht, und das bedeutete mehr Anerkennung und weniger Schuld, als sie ihm eigentlich geben wollte. An diesem Punkt spielte es keine Rolle, denn das Endergebnis war dasselbe.
    Sein Gesichtsausdruck veränderte sich, wurde härter. »Und du gibst
mir
die Schuld.«
    »Sonst sehe ich hier niemanden, der ein Unternehmen mit
Wildnistouren
aufzieht.«
    Er sah mit schmalen Augen auf sie herab, sein Mund bildete eine grimmige Linie. »Nur damit das klar ist, ich habe dir keine Kunden abgejagt. Falls welche davon zuerst bei dir waren, sind
sie
auf
mich
zugekommen, nicht umgekehrt. Und ich will verdammt sein, wenn ich mich dafür entschuldige, dass sie mich vorgezogen haben.«
    »Ich glaube nicht, dass ich dich um eine Entschuldigung gebeten habe. Ich glaube nicht, dass ich dich überhaupt um irgendetwas gebeten habe.« Und das würde sie auch nicht tun, noch nicht mal um eine Kleinigkeit. »Du wolltest wissen, was mein Problem ist, und ich habe es dir gesagt. Jetzt nimm deine Nase aus meinen Angelegenheiten und lass mich in Ruhe.« Sie trat aus ihrem kleinen feindseligen Kreis heraus und streckte wieder die Hand nach dem Türgriff des Trucks aus.
    Seine Hand schnellte vor, packte sie am Arm und hielt sie fest. »Warte!« Angie erstarrte, und ihr Herzschlag donnerte abrupt wie ein fliehendes Pferd, als sie auf die gebräunte, kraftvolle Hand hinabsah, die ihren Unterarm umfasst hielt. Es war eine schmale, langfingrige Hand, schwielig, und der Rücken war von einer fünf Zentimeter langen, weißen Narbe gezeichnet. Seine Berührung verströmte eine Hitze, die durch die dicke, doppelte Stoffschicht von Hemd und Mantel brannte. »Wie viel verlangst du für dein Unternehmen?«
    Für einen Moment konnte sie nicht glauben, dass er sie das tatsächlich fragte, dann wurde sie weiß vor Zorn und entriss ihm den Arm. »Ich verkaufe nicht mein
Unternehmen
«, blaffte sie. »Ich verkaufe mein
Haus.
Und dann mache ich, dass ich hier wegkomme, und das heißt auch: fort von dir!«
    Sie zog die Trucktür auf, warf ihre Umhängetasche hinein und stieg auf den Fahrersitz. Sie wollte handgreiflich werden, ihn schlagen, treten, aber sie begnügte sich damit, die Tür zuzuknallen und den Schlüssel ins Zündschloss zu stoßen, und zwar so fest sie konnte. Der Motor sprang an, als sie den Schlüssel drehte, erwachte brüllend zum Leben. Wenn sie eine Kupplung gehabt hätte, hätte sie den Gang reingeknallt, aber sie musste sich damit begnügen, das Gaspedal durchzutreten und schleudernd aus der Parktasche zu schießen, obwohl es erheblich befriedigender gewesen wäre, wenn der Platz geschottert statt asphaltiert gewesen wäre und ihm die Räder Steine gegen die Beine gespritzt hätten.
    Sofort
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