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Last Lecture - die Lehren meines Lebens

Last Lecture - die Lehren meines Lebens

Titel: Last Lecture - die Lehren meines Lebens
Autoren: Randy Pausch
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Stellen lacht oder applaudiert, dann kann das dem, was ich den Kindern sagen will, vielleicht noch mehr Gewicht verleihen.«

    Jai lächelte mich an, ihren sterbenden Showman, und lenkte endlich ein. Sie wusste, dass ich mich nach einer Möglichkeit verzehrte, den Kindern etwas zu hinterlassen. Okay, vielleicht bot diese Vorlesung ja wirklich einen Weg.
    Nachdem ich grünes Licht von Jai bekommen hatte, stand ich vor einer ziemlichen Herausforderung. Wie konnte ich diese akademische Vorlesung so gestalten, dass sie in zehn Jahren oder noch später Anklang bei meinen Kindern finden würde?
    Definitiv wusste ich nur, dass ich mich dabei nicht auf den Krebs konzentrieren wollte. Meine medizinische Geschichte war, wie sie war, und ich war sie schon x-mal von vorne bis hinten durchgegangen. Eine Abhandlung über meinen intimen Umgang mit der Krankheit oder über die neuen Perspektiven, die sie mir eröffnete, interessierte mich nicht. Viele Leute erwarteten wahrscheinlich, dass ich über das Sterben reden würde. Aber ich wollte unbedingt über das Leben reden.

    »Was macht mich einzigartig?«
    Das war die Frage, die sich mir am vordringlichsten stellte. Wenn ich sie beantworten konnte, dann konnte ich vielleicht auch herausfinden, was ich den anderen eigentlich mitteilen wollte. Ich saß mit Jai im Vorzimmer eines Arztes in der Johns-Hopkins-Klinik. Wieder einmal warteten wir auf einen Bericht der Pathologie. Da platzte ich mit meinen Gedanken heraus.
    »Der Krebs macht mich nicht einzigartig«, sagte ich. So viel steht fest. Bei über 37 000 Amerikanern wird alljährlich allein Pankreaskrebs diagnostiziert.
    Also grübelte ich, wie ich mich selbst definierte: als einen
Lehrer, einen Computerwissenschaftler, einen Ehemann, einen Vater, einen Sohn, einen Freund, einen Bruder, einen Mentor meiner Studenten - jede dieser Rollen schätzte ich. Aber unterschied mich auch nur eine davon von anderen Menschen?
    Ich hatte zwar immer schon ein gesundes Selbstbewusstsein, aber ich wusste, dass es für diese Vorlesung mehr als nur meines Stolzes und der Tapferkeit bedurfte. Also fragte ich mich: »Was habe ich als einzelner Mensch wirklich anzubieten?«
    Und dann, genau dort in diesem Wartezimmer, wusste ich plötzlich, was es war. Es überkam mich wie ein Geistesblitz: Was auch immer ich erreicht hatte, es war alles eine Folge meiner kindlichen Vorlieben und aus den Träumen und Zielen meiner Kindheit entstanden - und dass ich mir fast alle diese Träume erfüllen konnte, hat viel mit meinem spezifischen Charakter zu tun. Meine Einzigartigkeit, das wurde mir nun bewusst, lag in der Besonderheit der Träume, die meine sechsundvierzig Lebensjahre definiert hatten, von den bedeutsamen bis hin zu den ausgesprochen schrulligen. Ich saß in dem Wartezimmer und wusste, dass ich mich trotz des Krebses für einen rundum glücklichen Mann hielt, weil ich diese Träume ausgelebt hatte. Aber verwirklicht hatte ich sie nicht zuletzt auch dank der außergewöhnlichen Menschen, die mich auf meinem Weg so vieles gelehrt hatten. Wenn es mir gelingen würde, meine Geschichte mit der gleichen Leidenschaft zu erzählen, mit der ich sie gelebt hatte, dann würde meine Vorlesung vielleicht auch anderen helfen, einen Weg zur Verwirklichung ihrer Träume zu finden.
    Ich hatte meinen Laptop mitgenommen und begann, angefeuert von dieser Erleuchtung, eilig eine E-Mail an die
Veranstalter der Vorlesung zu schreiben. Endlich hätte ich einen Titel für sie, schrieb ich: »Ich entschuldige mich für die Verzögerung. Nennen wir’s ›Deine Kindheitsträume wahr machen‹.«

2
    Mein Leben in einem Laptop
    Wie katalogisiert man seine Kindheitsträume? Und wie bekommt man andere dazu, sich erneut mit ihren eigenen Träumen zu vernetzen? Für mich, den Wissenschaftler, waren das nicht gerade die Fragen, mit denen ich üblicherweise zu kämpfen hatte.
    Vier Tage lang saß ich in unserem neuen Haus in Virginia an meinem Computer und scannte Dias und Fotos für meine PowerPoint-Präsentation ein. Ich war schon immer ein visualisierender Denker gewesen, deshalb war mir klar, dass es keine Textversion, kein Skript meiner Rede geben würde. Dafür trug ich dreihundert Bilder meiner Familie, Studenten und Kollegen zusammen, neben Dutzenden von ausgefallenen Illustrationen, die etwas über Kindheitsträume aussagen konnten. Manchen Bildern fügte ich ein paar Worte hinzu - kleine Hinweise, Sprüche, die eigentlich nur mich selbst am Rednerpult erinnern sollten, was ich
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