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Last Lecture - die Lehren meines Lebens

Last Lecture - die Lehren meines Lebens

Titel: Last Lecture - die Lehren meines Lebens
Autoren: Randy Pausch
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ernstes Gespräch: Steve schwor, sich um Jai und die Kinder zu kümmern.
    Um halb zwei nachmittags wurde das Computer Lab auf dem Campus, in dem ich einen Großteil meines Lebens verbracht hatte, auf meinen Namen getauft. Ich sah zu, wie das Schild über der Tür enthüllt wurde. Um Viertel nach zwei war ich in meinem Büro und fühlte mich schrecklich - vollkommen erschöpft und krank von der Chemo fragte ich mich, ob ich wirklich die Erwachsenenwindel, die ich als Vorsichtsmaßnahme mitgenommen hatte, umlegen müsste, bevor ich den Hörsaal betrat.
    Steve riet mir, mich eine Weile auf der Couch in meinem Büro auszuruhen, und das tat ich. Aber ich legte den Laptop auf meinen Bauch, damit ich weiter herumfummeln konnte. Ich sortierte weitere sechzig Bilder aus.
    Um halb vier standen bereits die Ersten vor dem Hörsaal an. Um vier quälte ich mich von der Couch hoch, kramte mein Zeug zusammen und bereitete mich innerlich auf den Weg über den Campus vor. In knapp einer Stunde musste ich unten im Halbrund vor den ansteigenden Sitzreihen stehen.

3
    Der Elefant im Raum
    Jai war bereits im Saal - unerwarteterweise hatten wir ein volles Haus: vierhundert Leute. Als sie beobachtete, wie ich hereinsprang, mich mit dem Pult vertraut machte und mich zu organisieren versuchte, konnte sie mir meine Nervosität anmerken. Außerdem sah sie, dass ich zu fast niemandem Blickkontakt aufnahm und mir unentwegt an meinen Utensilien zu schaffen machte, weil ich mich, wie sie glaubte, einfach nicht überwinden konnte, ins Publikum zu schauen, aus Angst, einen Freund oder einstigen Studenten zu sehen und beim Blickwechsel von meinen Emotionen überwältigt zu werden.
    Als ich mich bereit machte, ging ein Rascheln durch das Auditorium. Falls jemand gekommen war, um zu sehen, wie einer aussieht, der gerade an Pankreaskrebs stirbt, so stellten sich ihm nun gewiss ein paar Fragen. War das mein echtes Haar? (Ja, ich verlor kein einziges Haar bei der Chemotherapie.) Würde man meiner Rede anmerken, wie nah ich dem Tode war? (Meine Antwort: »Just watch!«)
    Selbst als mich nur noch Minuten vom Beginn der Rede trennten, hantierte ich weiter am Pult herum, löschte Bilder, sortierte andere um. Damit war ich immer noch beschäftigt, als mir ein Zeichen gegeben wurde. »Wir sind bereit«, sagte jemand.

    Ich trug keinen Anzug. Ich hatte keine Krawatte umgebunden. Niemand hätte mich dazu gebracht, mich dort unten im obligatorischen Tweedjackett mit Lederflicken an den Ellbogen hinzustellen. Stattdessen hatte ich beschlossen, für diese Vorlesung die Klamotten aus dem Schrank zu holen, die der Kluft meiner Kindheitsträume am nächsten kamen.
    Zugegeben, auf den ersten Blick muss ich wie der Typ aus dem Fast-Food-Shop um die Ecke ausgesehen haben, der die Bestellungen aufnimmt. In Wirklichkeit war das Logo auf meinem kurzärmligen Poloshirt ein Ehrenabzeichen, denn es wird von den Leuten bei Disney Imagineering getragen - den Künstlern, Autoren und Ingenieuren, die die fantastische Welt der Themenparks erschaffen. Meine Zeit dort war ein Highlight meines Lebens, die Erfüllung eines Kindheitstraums. Deshalb hatte ich auch noch das ovale Namensschild mit dem aufgeprägten »Randy« angesteckt, das ich während der Arbeitszeit bei Disney trug. Ich zollte damit nicht nur dieser Lebenserfahrung Tribut, sondern auch Walt Disney selbst, von dem der berühmte Spruch stammt: »Wenn du es träumen kannst, dann kannst du es auch tun.«
    Ich dankte dem Publikum für sein Kommen, riss ein paar Witze und sagte dann: »Falls jemand hier ist, der zufällig reingestolpert ist und die Hintergründe nicht kennt: Mein Vater hat mir beigebracht: Wenn ein Elefant im Raum ist, stelle ihn vor. Wenn man sich mein CT ansieht, dann sieht man ungefähr zehn Tumore in meiner Leber, und die Ärzte sagten mir, dass ich noch drei bis sechs Monate bei guter Gesundheit hätte. Das war vor einem Monat, also rechnet selbst.«
    Dann klickte ich ein Bild von meinem CT-Scan auf den
riesigen Flatscreen. Ich hatte es »Der Elefant im Raum« überschrieben und mit hilfreichen roten Pfeilen versehen, die auf jeden Tumor wiesen.
    Ich ließ das Bild lange genug stehen, damit das Publikum den Pfeilen folgen und meine Tumore zählen konnte. »Okay«, sagte ich, »das ist die Realität. Wir können sie nicht ändern. Wir können nur bestimmen, wie wir damit umgehen. Wir können nichts an den Karten ändern, die wir bekommen, nur an dem Spiel, das wir mit diesem Blatt machen.«
    In diesem
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