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Last days on Earth: Thriller (German Edition)

Last days on Earth: Thriller (German Edition)

Titel: Last days on Earth: Thriller (German Edition)
Autoren: Julian Frost
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nicht mehr als »Guten Tag«, gesagt, aber wenn sie neben Horace kniete und mit ihm die Bauteile sortierte und in einer Liste verzeichnete, sprach und lachte sie leise.
    Karla kehrte mit einem Ruck in die Gegenwart zurück, als sie vor Raouls Jaguar standen. »Tora-san hat uns gebeten, bei ihr vorbeizukommen«, sagte Raoul. »Soll ich allein zu ihr fahren?«
    Karla schüttelte den Kopf und biss die Zähne zusammen. Ihr Verhältnis zu Raouls Lehrerin war äußerst gespaltener Natur. Sie konnte es der Großmeisterin nicht verzeihen, dass sie Raouls Leben so beiläufig aufs Spiel gesetzt hatte. Erst in der letzten Woche hatte sie erfahren, dass Tora schon zuvor zweimal versucht hatte, Raoul zu töten. Brad war allerdings auf der Hut gewesen und hatte die Anschläge zu verhindern gewusst.
    Brad. Karla musterte Raoul. »Wie geht es dir?«, fragte sie.
    »Ich werde mich daran gewöhnen müssen, ein Krüppel zu sein«, erwiderte er.
    »Langer, du bist der stärkste Chaosmagier des Landes«, sagte Karla eindringlich. »Tora-san sagt, du reichst inzwischen an sie heran. Brad hat dir in all den Jahren deine Kräfte genommen und sie für seine Zwecke benutzt. Ohne ihn könntest du …«
    »Du verstehst das nicht«, unterbrach er sie schroff.
    »Du hast diesen Zauber für die Dachbodentür gewirkt«, fuhr Karla hartnäckig fort. »Erinnerst du dich, was du gesagt hast? Dass ihn ein Meistermagier hergestellt haben musste?«
    »Du verstehst es nicht!«, rief Raoul. Seine Knöchel wurden weiß, so fest umklammerte er das Lenkrad. »Du warst nie Wirt. Du weißt nicht, wie es ist, an Informationsentzug zu leiden!«
    Karla legte ihre Hand auf seinen Arm. »Vergib mir«, sagte sie. »Ich will nur nicht, dass du dich kleiner machst, als du bist. Brad hat dir großen Schaden zugefügt, Langer. Du müsstest froh sein, dass du ihn los bist.«
    Karla näherte sich Toras Haustür im sicheren Windschatten von Raouls Rücken. Sie hatte ihm nie erzählt, wie unsanft sie bei ihrem letzten Besuch empfangen worden war. Natürlich würde das nicht wieder geschehen, aber der ausgestandene Schreck ließ sie nicht so leicht los.
    Tora-san empfing sie in ihrem Wohnzimmer. Sie hockte lesend auf dem Boden, rauchte und trank Tee.
    Raoul humpelte zu ihr, beugte sich hinunter und küsste sie auf beide Wangen. Die Großmeisterin blinzelte verblüfft und räusperte sich. »Mein Junge«, sagte sie. »Das ist schön. Setzt euch.« Sie deutete auf die flachen Kissen.
    Karla setzte sich unbehaglich auf ein Zabuton und verschränkte die Arme. Sie musterte das alterslose Gesicht der Großmeisterin.
    »Wie geht es dir?«, fragte Tora und reichte Raoul eine Tasse Tee.
    Er nahm sie mit einem gemurmelten Dank entgegen und legte seine Hände darum. »Gut. Das Bein macht noch ein bisschen Ärger, aber es wird wieder.« Er trank und erwiderte gelassen Toras forschenden Blick.
    Die Großmeisterin nickte und sah Karla an. »Sie haben sich von dem Schreck erholt, mein Kind?«
    Karla seufzte unwillkürlich. »Nicht ganz«, gab sie zu. »Ich kann mich immer noch nicht damit abfinden, wie Sie die Angelegenheit gehandhabt haben.« Sie sah zu Raoul, dachte an die schreckliche Schusswunde, zwang sich, den Blick wieder auf Tora zu richten.
    Die Großmeisterin nickte nachdenklich. »Sie meinen, ich hätte ihn schonen müssen.«
    »Ich meine, Sie hätten ihn nicht lebensgefährlich verletzen dürfen«, erwiderte Karla heftig.
    »Sie hätten also das Wohl eines Individuums über die Existenz der gesamten Welt gestellt?«
    »Es ist doch überhaupt nicht bewiesen, dass Brad wirklich vorhatte, die Apokalypse herbeizuführen«, rief Karla aufgebracht. »Er hätte sich doch sämtlicher potenziellen Wirte beraubt und damit auch aller Emotionen, die er als Nahrung benötigt!«
    Raoul räusperte sich. »Karla …« sagte er, aber Tora ließ ihn nicht ausreden.
    »Brad ist ein Daimon«, sagte sie leise. »Er und seinesgleichen leben im Æther, und von dort aus haben sie Zugriff auf sämtliche Ebenen der Realität. Auf alle Welten, die mit lebenden, atmenden, Emotionen produzierenden Wesen bevölkert sind. Glauben Sie denn wirklich, dieser kleine, überbevölkerte Planet wäre die einzige Nahrungsquelle, über die ein Daimon verfügt? Das hier wurde schon tausendmal exerziert. Eine Welt zum Reifen bringen, ein paar Jahrhunderte all die negativen Gefühle absaugen, die all diese daimonengenerierten Katastrophen begleiten und dann – BÄNG – der große Schlussakkord. Das Freudenfest. Das
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