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Last days on Earth: Thriller (German Edition)

Last days on Earth: Thriller (German Edition)

Titel: Last days on Earth: Thriller (German Edition)
Autoren: Julian Frost
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stinkenden Warteraum gesessen, vor der Tür eines Krankenzimmers auf einen Arzt gelauert oder in der lauten Cafeteria für eine Tasse schrecklich schmeckenden Kaffees angestanden.
    Sie stieg aus der Aufzugskabine und lief durch Gänge, die nach Desinfektionsmitteln und diesem undefinierbar süßlichen Aroma rochen, das allen Krankenhäusern der Welt eigen war.
    Sie blieb vor einer grün lackierten Tür mit verbeulten Metallkanten stehen und klopfte an. Als sich nichts rührte, drückte sie die Klinke herab und trat ein.
    Es stand nur ein Bett im Zimmer, und das war abgezogen worden. Die Tür des kleinen Schranks stand offen, das Fenster war weit geöffnet und ließ kalte Luft ein.
    Karla runzelte die Stirn und wandte sich zum Gehen. In der Tür stieß sie mit einer Schwester zusammen, die freundlich lächelte und Karla fragte, ob sie helfen könne.
    »Der Patient, der hier …« Karla wollte fragen, wohin er verlegt worden war, aber der Gesichtsausdruck der Schwester ließ sie verstummen.
    »Sind Sie eine Angehörige?«, hörte sie die junge Frau fragen. Durch das laute Rauschen in ihren Ohren drang noch: »Heute Nacht verstorben … Beileid …«, dann stand sie draußen im Gang, starrte auf das zerkratzte Linoleum und kämpfte darum, nicht in Tränen auszubrechen. Nicht jetzt, nicht hier.
    Sie schlug mit der Faust gegen den zerbeulten Türrahmen. Einmal, zweimal.
    Karla wehrte die Versuche der Schwester ab, sie zu trösten und ging zum Aufzug zurück. Dort setzte sie sich auf eine Bank und starrte die Aufzugknöpfe an. Die Tür glitt auf und wieder zu, und jemand kam auf sie zugehinkt, schwer auf einen Stock gestützt, und setzte sich neben sie. Legte den Arm um ihre Schulter und zog sie in eine tröstende Umarmung. Reichte ihr ein Taschentuch, als die verdammten Tränen doch anfingen, ihre Sicht zu verschleiern.
    »Fokko?«
    Karla nickte und schnaubte in das Taschentuch. »Gestern Nacht«, sie schniefte. »So ein verdammter Scheißdreck!«
    Eine alte Frau in einem verschossenen geblümten Morgenmantel, die vorbeischlurfte, sah sie schockiert an. Karla widerstand dem Impuls, ihr den Mittelfinger zu zeigen, sondern schnaubte noch einmal kräftig in das Taschentuch und steckte es ein. »Danke«, sagte sie und blinzelte eine Träne weg. »Du kriegst es gewaschen zurück.«
    Raoul drückte noch einmal mitfühlend ihre Schulter. »Es war zu erwarten, hm?«
    »Ja.« Karla biss die Zähne zusammen. »Das war es. Aber trotzdem … Ich will wissen, wer dafür verantwortlich ist, damit ich ihn hinter Gitter bringen kann!« Sie schüttelte sich, stand auf und reichte Raoul die Hand, um ihm auf die Beine zu helfen. »Was sagt dein Arzt?«
    Er hinkte neben ihr her, wobei er seine Hand auf ihrer Schulter liegen ließ. »Er ist ganz zufrieden. Ich werde wohl noch eine Weile die Krücke brauchen, aber er glaubt, dass das Bein wieder ganz in Ordnung kommt. Ich muss Geduld haben.« Er verzog das Gesicht. »Meine Kerntugend.«
    Karla lächelte ihn an. »Du bist der geduldigste Mensch, den ich kenne«, sagte sie. »Oder der sturste. Wirst du entlassen?«
    Raoul nickte mit erleichterter Miene. Karla musterte ihn, während sie hinunterfuhren. Er sah immer noch mitgenommen aus, was kein Wunder war. Toras Schüsse hatten ihn so schwer verletzt, dass sein Leben ein paar Tage lang wirklich nur noch an dem seidenen Faden der Essentia gehangen hatte, die Karla ihm zufließen ließ. Die Prozedur hatte sie beide so geschwächt, dass Karla – gegen sämtliche Regeln der Klinik – in das Bett neben ihm eingezogen war und dort fast eine Woche rund um die Uhr geschlafen hatte.
    Als sie erwachte, sah sie in Raouls blasses, lächelndes Gesicht. Sie waren beide zu schwach und erschöpft, um viel miteinander zu reden. Das musste warten bis später.
    Karla war nun schon seit zwei Wochen wieder auf den Beinen. Sie hatte sich darum gekümmert, dass Horace und eine Versatile namens Alexandra den Generator auf Raouls Dachboden zerlegten. Horace hatte sich dafür sogar eine Woche freigenommen – etwas, das sonst nie vorkam, wie er Karla versicherte. Er saß in den Pausen in Karlas winziger Küche und erzählte ihr, was für ein großartiges Werk der Magietechnik dieser Generator sei und dass es eigentlich eine Schande sei, ihn zu zerlegen. Er fotografierte jeden Schritt des Abbaus, machte sich Notizen, zeichnete Pläne und war vollkommen glücklich.
    Alexandra war ein mageres, stilles Wesen mit Augen, denen nichts zu entgehen schien. Zu Karla hatte sie
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