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Last Date

Last Date

Titel: Last Date
Autoren: Uwe Andreas Siebert
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Augen und konnte in ihnen seine Enttäuschung erkennen. „Du Adrian, gib mir ein wenig Zeit. Wenn du möchtest, können wir ja Mittwoch zusammen in die Therme gehen? Dann siehst du auch mehr von mir, als die blöden Autofahrer hinter uns.“
    Er lachte leise und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. „Ja. Sehr gerne.“
    Jetzt war er derjenige , der ihren Kopf nahm und sie zum Abschied sanft auf den Mund küsste.
    Er wartete noch bis sie den Parkplatz verlassen hatte und Richtung Wilhelmshöher Allee davonfuhr. Anschließend ging er zu seinem Motorrad, setzte seinen Helm auf, stülpte den Zweiten wieder über seinen Arm und wollte gerade den Motor starten, als erneut sein Handy vibrierte. Für einen ganzen Moment ließ er den Zündschlüssel nicht los und dachte darüber nach, den Anruf erneut zu ignorieren und einfach nach Hause zu fahren. Der Vibrationsalarm verstummte.
    Fluchend richtete Adrian sich auf und zog seinen Helm wieder ab. Er kramte sein Handy aus der Hosentasche und sah auf das Display.
    3 Anrufe in Abwesenheit
    Mit flinken Bewegungen öffnete e r die Anruferliste und wählte die oberste Nummer. Gleich nach dem ersten Tonsignal wurde das Gespräch am anderen Ende entgegengenommen. Adrian klang genervt, als er antwortete: „Hi Dad.“
    Er hörte seinem Vater einen Moment zu und antwortete dann monoton: „Nein, natürlich habe ich nicht vergessen , dass du heute Geburtstag hast. Herzlichen Glückwunsch.“
    Erneut hörte er zu, bevor er mit der linken Hand eine ausladende Geste machte. „Was, jetzt noch? Ich habe kein Geschenk für dich.“
    Er lauschte der Antwort. Dann schloss Adrian seine Augen und überlegte kurz. „Okay, überredet, ich komme noch.“
    Adrian beendete das Gespräch und stöhnte leise vor sich hin. Dann steckte er das Telefon wieder in die Tasche, zog seinen Helm auf und startete die Ducati. Während der Fahrt zu seinem Vater fragte er sich mehrmals, ob es ein guter Gedanke war, dort aufzutauchen. Adrian hatte eine Menge Stimmen im Hintergrund hören können und konnte sich ausmalen, wie viele seiner Verwandten bereits dort waren und den reichen Arzt mit ihrem Besuch beehrten. Sicher hatte sein Vater dafür gesorgt, dass alle dabei waren, als er auf Adrians Mailbox gesprochen hatte. Ja, er, der große Unfallchirurg, wollte natürlich alles dafür tun, um die Beziehung zu seinem einzigen Sohn wieder in Ordnung zu bringen.
    Allerdings wussten auch alle, dass Adrian seit über sechs Jahren kaum ein Wort mit seinem Vater gewechselt hatte. Und zwar genau seit jenem Tag, an dem Adrian von seiner Mutter am Telefon erfahren hatte, dass sein Vater mit der häuslichen Situation unzufrieden wäre und sich neu finden wolle. Noch am selben Tag stellte sich auch heraus, dass ihm eine seiner Arzthelferinnen wohl schon länger bei der Suche half. Sie war gerade mal 24 Jahre.
    Und das konnte Adrian seinem Vater auch nach Jahren einfach nicht verzeihen, egal, ob es die anderen verstanden, oder nicht. Allerdings fiel es denen anscheinend leichter die Beziehung zu Adrians Vater aufrechtzuhalten, der ständig Partys gab und jedem Verwandten und Bekannten im Notfall gerne half, in seiner eigenen Praxis, oder bei einem seiner Kollegen, einen schnelleren Termin zu bekommen. Ja, es konnte sicherlich von Vorteil sein, Adrians Vater zum Freund zu haben. Aber wer, außer Adrian, hatte den langen Leidensweg seiner Mutter verfolgt, die jahrelang in der Praxis geholfen hatte, bevor sie sich dann um Adrian kümmern musste und danach nicht wieder in die Praxis zurück sollte. Die Frau, die dann plötzlich als zu alt abserviert und mit einer kleinen Eigentumswohnung abgespeist wurde. Die Frau, die bis heute noch nicht wusste, wie lange ihr Mann sie bereits mit seinen angestellten Helferinnen betrogen hatte.
    Hätte Adrian seinem Vater eben nicht am Telefon zugesagt, würde er spätestens jetzt umdrehen.
    Er beschloss maximal ein halbe Stunde zu bleiben, nur der restlichen Verwandtschaft zuliebe.

Göttingen
Montag, 11:30 Uhr
    „Schatz, möchtest du noch einen Cappuccino? Oder etwas Anderes?“
    Susanne zeigte keinerlei Reaktion auf die Frage. Ihr Blick ging knapp an Martin vorbei, ins Leere.
    Er legte seiner Frau sanft eine Hand auf ihr Knie und neigte den Kopf genau in ihre Blickrichtung. „Susanne?“
    Jetzt zuckte sie erschrocken zusammen . „Ja?“
    Sie war wieder zurück vor dem kleinen Eiscafé in der Göttinger Fußgängerzone, in dem sie mit ihrem Mann den Stadtbummel der vergangenen Stunde
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