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Lasst uns ueber Liebe reden

Lasst uns ueber Liebe reden

Titel: Lasst uns ueber Liebe reden
Autoren: Cecily von Ziegesar
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deshalb vor Mitchells endgültigem
Abgang noch schnell einen größtmöglichen Vorrat an süßem peruanischem Grünzeug
sichern. Seine ExFreundin Blair hatte ihn immer als Langweiler beschimpft,
wenn er bekifft dagesessen und minutenlang auf das Muster des Perserteppichs in
ihrem Zimmer gestarrt hatte, statt mit ihr rumzumachen oder feiern zu gehen.
Nate hatte ihr dann jedes Mal versichert, für ihn sei Gras ein reines
Genussmittel, so wie für andere Leute Schokolade, und er könne jederzeit damit
aufhören. Nur um ihr das zu beweisen (nicht dass er ihr noch irgendetwas
beweisen müsste), nahm er sich spontan vor, radikal mit dem Kiffen
aufzuhören, sobald der riesige Berg Gras aufgeraucht wäre, den er sich gleich
besorgen würde. Bei sparsamem Gebrauch konnte er gut acht Wochen damit
auskommen. Das war noch lang hin, und bis dahin zog er es vor, ans Aufhören
keinen weiteren Gedanken zu verschwenden.
    »Zwei
Stücke Margarita«, bestellte er kurz darauf bei dem langen, dünnen
Pizzeria-Chef mit schütterem Haar, der ein violettes T-Shirt mit dem Aufdruck
»Welcome to Loser- ville« anhatte. Nate stützte sich auf die rote Resopaltheke
und schob mit dem Ellbogen die Plastikstreuer mit dem Knoblauchsalz, den
Chiliflocken und dem Oregano beiseite. »Ist Mitchell heute nicht da?«
    Mitchell
hatte nie ein Geheimnis aus seinem kleinen Subunternehmen gemacht. Der Chef zog
seine buschigen schwarzen Augenbrauen hoch. Höchstwahrscheinlich hieß er Ray,
aber obwohl Nate schon seit Jahren Margarita und Marihuana in der Pizzeria
kaufte, wusste er es nicht so genau. »Mitchell ist schon weg. Du kommst zu
spät.«
    Nate
klopfte reflexartig auf das dick gefüllte Lederport- monee von Coach in der
hinteren Hosentasche. Er spürte den säuerlichen Geschmack von Panik in der
Kehle. Natürlich war er nicht süchtig, aber es war auch kein prickelndes Gefühl, ohne einen Krümel Gras dazustehen,
wo er sich doch eigentlich heute Nachmittag mit einer netten, fetten
    Tüte was
Gutes tun wollte. Und morgen und übermorgen ... »Wie? Ist er etwa schon in
Amsterdam?«
    Ray oder
Roy riss die Klappe des Edelstahl-Pizzaofens auf, klatschte mit geschmeidiger
Routine zwei dampfend heiße Pizzastücke auf zwei aufeinander gelegte Pappteller
und schob sie Nate über die Theke. »Tja, tut mir Leid, Mann«, sagte er, ohne
besonders mitleidig zu klingen. »Von jetzt an kriegst du hier Pizza und Cola,
und zwar nur noch Pizza und Cola. Verstanden?«
    Nate nahm
den Pappteller und setzte ihn dann wieder auf der Theke ab. Er konnte sein Pech
überhaupt nicht fassen. Wie betäubt griff er nach dem Portmonee und zog zehn
Dollar aus dem fetten Geldbündel. »Passt so«, murmelte er und ließ den Schein
auf die Theke fallen. Dann nahm er seine Pizza und ging.
    Ohne
konkretes Ziel streunte er in Richtung Central Park. Er fühlte sich wie ein
Hund, den man vor die Tür gesetzt hatte. Seit der achten Klasse kaufte er sein
Gras bei Mitchell. Seit jenem denkwürdigen Nachmittag im Mai, als Jeremy Scott
Tompkinson ihn, während sie auf ihre Pizzas gewartet hatten, dazu überreden
wollte, den Behälter mit dem Oregano zu klauen, um es zu Hause zu rauchen.
»Ich schwör dir, das Zeug haut voll rein.« Mitchell hatte zufällig alles mitgekriegt
und angeboten, ihnen etwas zu verkaufen, das sogar noch besser reinhaute als
Oregano. Von da an waren Nate und seine Kumpels immer wieder gekommen.
Verdammt, wo sollte er in Zukunft sein Gras kaufen? Etwa von einem dieser
zwielichtigen Typen im Central Park? Die meisten von denen vercheckten miese
trockene texanische Wiese, die nicht mit den saftigen grünen Blüten mithalten
konnte, die Mitchell von seinem Onkel direkt aus Peru bezog. Außerdem waren
angeblich fünfzig Prozent aller Dealer im Central Park Zivilbullen, die bloß
darauf warteten, einen kleinen Kiffer wie ihn hopszunehmen.
    Nate warf
die angebissene Pizza in den Mülleimer und wühlte in den Taschen seines
Hugo-Boss-Militärmantels. Vielleicht steckte da ja irgendwo noch ein
vergessener Spliff. Als er tatsächlich fündig wurde, überquerte er die Fifth
Avenue, ging in den Park und suchte sich zum Rauchen eine Bank. Die Herde
gackernder Mädchen in Constance-Schul- uniform, die vorbeikam und ihn wollüstig
beäugte, ignorierte er.
    Nate
Archibald gehörte dank seiner honigbraunen, sanft gewellten Haare, den
smaragdgrünen Augen, der stets gebräunten Haut und dem sexy
Hochseesegler-Image zu den begehrtesten Jungen der Upper East Side. Er lächelte
wie jemand, der
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