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Lassiter und der Gentleman-Fighter

Lassiter und der Gentleman-Fighter

Titel: Lassiter und der Gentleman-Fighter
Autoren: Jack Slade
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breite Grinsen in seinen Mundwinkeln ließ erkennen, dass er keinen Groll gegen seinen Kontrahenten zu hegen schien. »Ein äußerst fairer noch dazu. Erst recht nachdem die neuen Regeln eingeführt worden sind.«
    »Wie lauten die?«
    »Zum Beispiel, dass der Gegner nicht mehr geschlagen werden darf, sobald er sich am Boden befindet. Tiefschläge sind ebenfalls verboten. Das heißt, alles, was sich unterhalb der Gürtellinie befindet, ist während eines Kampfes tabu.«
    »Seit ein paar Jahren werden auch immer häufiger diese Handschuhe getragen.« Der Sieger des Fights hob seine gepolsterten Fäuste. »In England wurden sie zuerst eingeführt. Sie sollen helfen, Verletzungen zu vermeiden. Beim Gegner, aber auch bei sich selbst.«
    »Also, das mit den Tiefschlägen leuchtet mir ein«, erklärte der Zuschauer, während er die Unterlippe nachdenklich nach vorn schob. »Wer will sich schließlich schon gerne einen Treffer in die Familienjuwelen einfangen? Aber das mit den Handschuhen ist doch völliger Unsinn. Wird der Kampf dadurch nicht so harmlos wie eine Kissenschlacht? Das beweist doch wieder mal, dass diese Engländer nichts weiter als ein Haufen verweichlichter Waschlappen sind.«
    Die beiden Kämpfer tauschten einen wissenden Blick miteinander aus. »Kommen Sie.« Der Stehende winkte dem Mann mit der Tasche auffordernd zu.
    »Aber ich …«
    »Nun machen Sie schon. Oder haben Sie etwa Angst?«
    »Das ist doch lächerlich.« Der Besucher schob sich unter dem Seil durch. »Zu kneifen ist was für Feiglinge. Und das bin ich ganz bestimmt nicht. Wer etwas anderes behauptet, ist ein dreckiger Lügner.«
    »Umso besser.« Sein Herausforderer baute sich mit erhobenen Fäusten vor ihm auf. »Dann kann es meinetwegen losgehen.« Er verlagerte ständig federnd das Gewicht von den linken auf den rechten Fuß. »Weil Sie vielleicht nicht so gut im Training sind, bekommen Sie einen Vorteil eingeräumt. Der erste Schlag gehört Ihnen.«
    »Okay, Mister«, auch sein Gegenüber hob die Arme auf Brusthöhe, »dann mach dich schon mal darauf gefasst, dass das ein verdammt kurzer Kampf werden wird.«
    Seine Rechte flog unvermittelt nach vorn.
    Doch sein Gegner hatte mit einer solchen Attacke bereits gerechnet.
    Mit einem tänzelnden Trippelschritt wich er gerade so weit zur Seite aus, dass der Schlag seines Kontrahenten ins Leere ging.
    Die Antwort des Herausforderers erfolgte genauso rasch, wie zielgenau.
    Eine rechte Gerade bahnte sich ihren Weg zwischen den Fäusten des Gegners hindurch.
    Der Hieb traf den Gegner gegen das Kinn. Dem wurde der Kopf in den Nacken geschleudert. Er stolperte mehrere Schritte zurück und wäre unter Garantie auf dem Boden gelandet, hätte ihn das Seil der Ringumfassung nicht aufgefangen und auf den Füßen gehalten. Laut keuchend rang er nach Atem.
    »Worauf warten Sie noch?«, wollte sein Gegenüber wissen, der bereits wieder Kampfstellung angenommen hatte. »Die Kissenschlacht hat doch gerade erst angefangen.«
    »Besten Dank. Mir reicht’s.« Der schwer Angeschlagene streckte ihm abwehrend die Handflächen entgegen. »Wenn ich Ihnen verspreche, nie mehr wieder die Klappe so weit aufzureißen, lassen Sie mich dann in Frieden?«
    »Einverstanden. Allerdings nur, wenn Sie mir eine Frage beantworten: Sie haben sich vorhin nach Stanley Webber erkundigt. Was wollen Sie von ihm?«
    »Ich habe ein Telegramm für ihn.« Der Bote klopfte auf seine Tasche. »Man hat mir gesagt, dass ich ihn hier finden kann.«
    »Stimmt«, bestätigte sein Herausforderer, während er aus den Boxhandschuhen schlüpfte. »Geben Sie her. Ich bin Stanley Webber höchstpersönlich.«
    »Na, dann bleibt mir wohl bloß zu hoffen, dass das Trinkgeld bei den anderen Empfängern, die ich heute noch abzuklappern habe, ein bisschen weniger schmerzhaft ausfällt.« Der Austräger überreichte ihm einen Umschlag. »Bitte sehr, Sir. Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag.«
    Webbers Sparringpartner verfolgte, wie der Bote noch immer schwankend in Richtung des Ausgangs verschwand. »Schlechte Neuigkeiten?«, wollte er dann wissen, als er sich wieder zu seinem Freund umdrehte.
    »Wie man’s nimmt.« Webber ließ das Telegramm sinken. »Das ist ein Schreiben von einem Lawyer aus Colorado. Mein Onkel Horace ist tot. Er war der Bruder meines verstorbenen Vaters. Ehrlich gesagt, ich habe ihn kaum gekannt. Trotzdem soll ich jetzt so schnell wie möglich nach Crawford kommen. Denn so wie es aussieht, bin ich der einzige noch lebende
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