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Lasse

Lasse

Titel: Lasse
Autoren: Katrin Bongard
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mehr, dass die Presse oder wer auch immer das denkt. Jetzt entschuldige mich bitte.«
    Ich weiß nicht, warum ich überhaupt noch höflich war. Vielleicht, weil Agnes unberechenbar war und sich irgendetwas Verrücktes ausdenken könnte, um mich in Schwierigkeiten zu bringen, wenn ich sie zu stark zurückwies. Aber es ging hier um mein Leben, und ich musste es schnell in die Hand nehmen.
    Gerion und Moon saßen zu zweit an einem kleinen Tisch und unterhielten sich. Diesmal wollte ich mich nicht zurückhalten wie bei Johann. Nicht für Gerion.
    »Hallo!«
    Sie fuhr herum und sah mich erstaunt an, als hätte sie mich gar nicht mehr erwartet.
    »Du siehst toll aus, Moon.«
    Ihre Augen weiteten sich, aber ich sah auch, dass sie skeptisch war. Hatte die Geschichte mit Agnes schon die Runde gemacht? Gab sie mir überhaupt eine Chance?
    Ich fröstelte leicht. Ich musste das klären.
    »Hi, Gerion. Kann ich kurz mit Moon sprechen?«
    Gerion kannte mich. Er wusste, dass ich Mädchen nicht hinterher lief, und musste wissen, dass dies hier etwas Besonderes war, Moon für mich besonders war. Aber er war auch starrköpfig und wollte an seiner Meinung über mich oder genauer über mich und Ole, festhalten. Das war wohl einfacher. Er spielt den Gentleman.
    »Natürlich. Da musst du sie fragen.«
    Moon stand auf und wir gingen etwas beiseite.
    »Was ist?«, fragte sie kühl.
    Ich konnte nicht mehr charmant oder geschickt sein, ich hatte keine Kraft mehr für Spielchen oder eine Taktik oder was auch immer. Ich war krank vor Verzweiflung.
    »Moon? Ich habe dich die ganze Zeit gesucht.«
    Sie kniff die Augen zusammen. »Ja, deine Freundin hat dich auch gesucht.«
    Hatte es so schnell die Runde gemacht? Diese - Lüge. Wobei ich irgendwann einmal zugestimmt hatte, dass es auch die Wahrheit sein könnte. Aber eine Sache wurde erst dann gefährlich, wenn man sie selber glaubte. »Agnes ist nicht meine Freundin.« Das stimmte und ich hätte mich nie auf eine Halbwahrheit einlassen dürfen. Und ich konnte das erklären. Und versuchte es, obwohl in meinem Kopf nur noch ein lautes Rauschen war, als müsste ich gegen einen Sturm von vorgefassten Meinungen anreden.
    »Hör mal Moon: Ja, wir haben einen Film zusammen gedreht. Einen FILM! Fakt ist aber, dass ich, außer in diesem Film, nie mit ihr zusammen war.«
    Warum glaubt sie mir nicht?
    »Sie ist einfach hier aufgetaucht, ich habe ihr gesagt ...«
    »...was du immer sagst«, schaltete Gerion sich ein. »Lasse, Moon ist ein nettes Mädchen und du solltest ihr vielleicht sagen, dass deine Beziehungen nie länger als die Drehzeit dauern.«
    Das Rauschen wurde stärker, wie konnte Gerion mir in den Rücken fallen? Ich sah, wie sein Mund sich bewegte, von Ole redete, davon, dass ich immer auswich. Aber auf einmal war es ganz klar. Vielleicht, weil das Fieber weiter stieg und ich mich fühlte, als hätte eine Teil meines Bewusstseins meinen Körper schon verlassen. Es war seine Frustration, weil er für Lea auf alles verzichtet hatte und es nicht aufgegangen war. Und Ole ihm das gezeigt hatte. Das Leben gehorchte einem nicht. Ole hatte das kapiert, aber Gerion prügelte dagegen an, prügelte sich mit Ole. So wie er auch schon früher ausgerastet war, wenn etwas nicht nach seinem Willen gegangen war.
    »Du wolltest dich doch prügeln. So wie immer«, sagte ich und er erstarrte. Ich hatte ihn getroffen. Weniger mit meinen Worten, als mit der Erkenntnis, die er aus meinem Blick ablas. Und natürlich machte ihn das wütend. Er sprang auf mich zu und packte mich. Ich hielt seinem Blick stand. Wenn er schlagen, wollte. Bitte . Das bestätigte nur meine Vermutung. Und richtig. Er verpasste mir einen Schlag ins Gesicht. Ich fiel nach hinten, die Nase begann wie verrückt zu bluten. Es war ein guter, ein harter Schlag und er holte mich zurück aus meinem tranceähnlichen Zustand.
    »Los, Lasse, wir hätten uns schlagen sollen, das wäre in Ordnung gewesen. Nicht ich und dein Bruder, der dich immer beschützt. Aber jetzt holen wir das nach.«
    Okay, wir würden uns schlagen. Gerion hatte darauf gewartet. Ich war bereit. Schon lange.
    »Nein! Hört auf.«
    Moon verstand das nicht. Es war nichts, was man vertagen konnte.
    »Moon, bitte, bleib weg. Das ist eine Sache zwischen Gerion und mir.«
    Ein zweiter Schlag traf mich, aber er machte mich nur noch wütender. Ich hatte mich schon oft mit Gerion geprügelt. Früher, als Kinder hatten wir gegeneinander gekämpft, später nebeneinander, bei irgendwelchen
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