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Lasse

Lasse

Titel: Lasse
Autoren: Katrin Bongard
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etwas besser, trotzdem wäre ich unter anderen Bedingungen sicher im Hotel und im Bett geblieben. Das ist unmöglich . Ich musste mit Moon reden, den möglichen Gerüchten zuvorkommen und überhaupt etwas klar stellen. Das mit Moon war kein kleiner Setflirt. Das musste ich auch Paul Parker klar machen, aber wenn ich mit Moon geredet hätte, war der Rest einfach.
    Ich duschte und versuchte der Mail, mit der die Einladung zum Abschiedsfest gekommen war, zu entnehmen, wie ich mich am besten anziehen sollte. Berg- oder Abschiedsfeste waren in der Regel lockere Veranstaltungen, aber je nach angemietetem Veranstaltungsort machte es mehr Sinn in Jeans und T-Shirt oder Anzug zu erscheinen. Das Fest fand auf dem Schlosshof statt. Keine Anzug-Location entschied ich. Gut, die Mädchen würden sich wahrscheinlich schick machen. Ich hatte gestern der Kostümabteilung zwei Hosen abgekauft, die ich während des Drehs getragen hatte und hatte noch ein paar saubere Sachen. Ich duschte und zog mich um. Die Fieberschübe kamen wieder und als ich mich im Spiegel ansah und mein Outfit - eine dunkelgraue Hose und ein weißes Hemd - kontrollierte, war mein Gesicht heiß und die Augen glänzten fiebrig. Ich musste das alles schnell klären, bevor das Fieber weiter stieg, das Aspirin würde mir nur einen kleinen Vorsprung verschaffen. Ich steckte Geld, die Aspirin und mein iPhone ein und ging.
    Vor Moons Tür bleib ich stehen. Wenn sie noch hier war, wollte ich sie zum Abschiedsfest begleiten. Egal, was ihr Vater davon hielt. Ich hörte gedämpfte Stimmen und klopfte an.
    »Ja?«, antwortete Lion von innen, ohne die Tür zu öffnen.
    »Ist Moon da?«
    Stille. Ich wartete.
    »Sie ist schon losgegangen«, kam es schließlich zögernd.
    »Okay, danke.«
    Vor dem Hotel stand Peer, der Team und Schauspieler zum Schloss shuttelte. Ich vermied den Blickkontakt. Im Bus erkannte ich einen Teil der Kostümabteilung und zwei Lichtleute. Ingrid winkte mir und ich stieg hinten ein.
    »Na, ist doch toll, die Hose!«, sagte sie und musterte mich.
    »Ja, ich bin froh, dass ich sie genommen habe.«
    »Heike hat noch Hemden und T-Shirts in deiner Größe, Interesse?«
    »Mal sehen«, sagte ich vage.
    Die Kostümbildner waren froh, wenn Schauspieler ihr Kostüm abkauften. Ich machte das nur sehr selten, da mich die Sachen meist an den Dreh und die Arbeit erinnerten. An den Heimweh-Dreh erinnerte ich mich gerne, die meisten Szenen hatte ich mit Moon gehabt, diese Hose hatte ich getragen, als wir vor der Bar warteten und sie sich an mich gelehnt hatte.
    Wir fuhren zwanzig Minuten, hauptsächlich, weil wir länger im Stau standen und Ingrid machte Smalltalk, worüber ich froh war, so fiel meine Nervosität nicht weiter auf.
    »Krista ist mit ihrem Freund gekommen.«
    »Extra?«, fragte ich überrascht und freute mich gleichzeitig. Seit unserem letzten Gespräch hatte ich das Gefühl, sie könnte auf meiner Seite stehen.
    »Sie waren auf der Rückfahrt von ihrer Frankreichreise.«
    Peer hielt vor dem Eingang zum Schlosshof und wir stiegen aus. Er wendete sofort und fuhr zurück zum Hotel.
    Auf dem Schlosshof war ein Bereich mit Fackeln markiert, in dem weiß gedeckte Tische standen. Einige Leute saßen schon und hatten Getränke, eine Gruppe stand vor dem Eingang, sicher gab es drinnen ein Buffet. Ich sah mich um, aber bisher waren kaum Schauspieler da. Ich ging mit den Lichtleuten nach drinnen, die sich sofort Bier holten. Drinnen standen mehr Leute, vermutlich hatte man den Bürgermeister und ein paar Verantwortliche aus der Stadt mit eingeladen, immerhin hatte die Stadt großzügig Drehgenehmigungen erteilt. Die anderen waren vermutlich Leute von den mitproduzierenden Fernsehsendern, vom Filmverleih, Redakteure, Menschen, die ich nicht kannte. Aber natürlich kannten sie mich. Ein schmächtiger Mann mit Nickelbrille kam auf mich zu.
    »Hallo, ich bin der zuständige Redakteur von Arte.« Er nannte seinen Namen, den ich nicht verstand und auch nicht vorhatte mir zu merken. »Wir sind ja alles so froh, dass der Dreh so gut geklappt hat. Wir haben schon Muster gesehen, ganz toll!«
    »Ja«, sagte ich höflich. Eine Hitzewelle jagte durch meinen Körper, das Fieber meldete sich zurück.
    »Und Moon Parker ... also ich fand ja, als Anfängerin hat sie das so toll hingekriegt, nicht wahr?«, sagte der Typ euphorisch. »Ihr Vater hatte sie ganz am Anfang des Projekts mal vorgeschlagen und ein paar Videos gezeigt. Da war sie viel jünger und kam eigentlich nicht in
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