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Lasse

Lasse

Titel: Lasse
Autoren: Katrin Bongard
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oder?«, sagte sie spöttisch.
    »Agnes. Was wird das hier? Wir sind nicht wirklich zusammen.«
    Sie schob die Unterlippe vor. »Ich weiß.« Sie riss die Augen unschuldig auf. »Hat dich doch sonst auch nicht gestört.«
    Es klopfte. Einmal, zweimal. Energisch. Ich schmiss meine Kleider auf einen der Sessel und ging mechanisch zur Tür und riss sie auf. Peer stutzte.
    »Hier die Aspirin!«
    Ich nahm ihm die Schachtel ab, sie war angebrochen.
    »Wie viel bekommst du dafür?«
    »Die hat mir Gerion gegeben, ich habe ihn gerade getroffen, ich ...« Er brach ab und ich sah seinen leicht irritierten Blick.
    Man kann von der Zimmertür eines Hotels in der Regel nicht auf das Kopfende des Bettes schauen. Vermutlich haben sich das Hoteldesigner sehr lange und genau überlegt, aber Anges hatte beschlossen, aufzustehen. Ich folgte Peers Blick, drehte mich um und sah Agnes am Fußende des Bettes sitzen und sich anziehen. Ich im Bademantel, Agnes nackt. Das Mögliche, das absolut glaubwürdig war.
    Peer räusperte sich höflich. »Okay, dann bis gleich beim Abschiedsfest!«
    Und ging. Mein Herz hämmerte heftig gegen meinen Brustkorb. Aus Wut, aus Verzweiflung. Wenn sich das rumsprach, dann war alles aus. Ich konnte nicht verlangen, dass Peer darüber nicht sprach. Ein Set war eine Familie, es wurde über alles geredet, nicht offen, aber die Dinge sprachen sich herum. Aber es hatte genauso wenig Sinn, hinter ihm herzurennen und ihm das hier zu erklären. Paul Parker hatte recht, es war seltsam, in was für Situationen man mich immer erwischte. Seltsam und falsch. Ich steckte die Tabletten in die Tasche des Bademantels, ging zurück zu der Sitzgruppe und ließ mich leicht geschockt in einen der Sessel fallen. Agnes zog sich seelenruhig weiter an.
    »Meine Güte, das war ein Witz! Wo ist dein Sinn für Humor geblieben«, sagte sie und angelte nach ihren Pumps. Erst da entdeckte ich den kleinen Hund, der in einer Hundetransporttasche neben dem Bett saß und jetzt leise winselte.
    Ich hörte Schritte auf dem Gang und Stimmen. Paul Parker, sein tiefer amerikanischer Akzent. Agnes war fertig angezogen und machte Anstalten zu gehen und mit dem Rest von Energie, den ich noch hatte, sprang ich auf.
    »Warte!«
    Wenn ich dies alles in einer Fernsehserie gesehen hätte, wäre ich vielleicht genervt davon gewesen, wie unwahrscheinlich alles war. Agnes, die genau dann gehen will, wenn Moon kommt. Dabei war es ganz logisch. Moon kam vom Set, alle kamen nun nach und nach zurück ins Hotel, um sich auf das Abschiedsfest vorzubereiten.
    »Ich hole mir ein Zimmer!«, sagte Agnes und wand sich aus meinem Griff.
    »Tut mir leid, wegen gerade, ich war nur, ich bin etwas angeschlagen«, sagte ich schnell und Agnes Blick wurde weich. »Ja, du siehst krank aus. Soll ich dir was bestellen? Tee, oder so?«
    Jetzt ein Anruf beim Zimmerservice aus meinem Zimmer. Auf keinen Fall .
    Ich hörte wie nebenan aufgeschlossen wurde und Leute in Moons Zimmer gingen. Und entspannte mich. Die Gefahr war vorbei. Aber warum musste ich mich wie ein Lügner oder Betrüger fühlen?
    Drüben wurde geredet, gestritten. Alles war nicht so einfach. Auch Moon hatte ihre Probleme, aber sie waren vermutlich nicht so abgedreht wie meine.
    »Ja, such dir besser ein eigenes Zimmer«, sagte ich zu Agnes. Ich merkte, dass es sich so anhörte, als ob ich es wegen meines Gesundheitszustands vorschlug. Egal, Hauptsache, sie ging jetzt.
    »Okay, ich wollte eh nicht hier wohnen. Mein Koffer ist im Auto.« Sie nahm das Hundekörbchen wieder auf und lächelte, als wäre nichts passiert. »Dann bis gleich auf der Party.«
    Sie ging und ich fiel wieder in den Sessel. Agnes war ja krank! Früher war mir das nie so aufgefallen, aber eigentlich war sie schon immer etwas seltsam gewesen. Ich versuchte aufzustehen, doch mir wurde schwindelig. Ich setzte mich wieder und angelte die Tabletten aus der Bademanteltasche und schluckte zwei trocken herunter, hustete. Ich sollte mich hinlegen, aber ich brauchte eine Weile, bis ich mich auf das Bett legen konnte, aus dem Agnes gerade erst aufgestanden war.

29     Ich musste eingeschlafen sein und als ich aufwachte, wusste ich im ersten Moment nicht wo ich war, welchen Tag wir hatten, ob ich aufstehen musste. Ich roch Agnes Parfum und die Erinnerung kehrte zurück. Das Abschiedsfest! Ich warf einen panischen Blick auf den altmodischen Digitalwecker auf dem Nachtisch und stellte erleichtert fest, dass ich nur zwei Stunden geschlafen hatte. Es ging mir
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