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Lass los, was dich klein macht

Lass los, was dich klein macht

Titel: Lass los, was dich klein macht
Autoren: Sigrid Engelbrecht
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wird.
    Beziehen Sie es also nicht auf sich, falls Ihr Kollege Walter nicht einmal den Kopf hebt, wenn Sie den Raum betreten. Das mindert nicht im Geringsten Ihren Selbstwert, sondern hat lediglich mit der Großwetterlage zu tun, die gerade im Mikrokosmos »Walter« herrscht. Auch wenn Ihre Freundin Inge zehn Minuten zu spät kommt, heißt das nicht, dass Sie pünktliches Erscheinen nicht wert sind. Schmettern Sie Walter ein fröhliches »Guten Morgen!« entgegen. An seiner Reaktion können Sie ablesen, wie Sie heute am besten mit ihm umgehen. Und sagen Sie Inge ganz offen, dass Sie sich Pünktlichkeit wünschen.
Fragen Sie nach!
    Sehr viele »Selbstwert-Unfälle« sind darauf zurückzuführen, dass wir anderen unterstellen, uns abzulehnen, lächerlich zu finden, unaufrichtig zu behandeln, auf uns herabzusehen. Wer das Verhalten anderer so interpretiert, dass die eigenen Unsicherheiten und Selbstwertzweifel bestätigt werden, zieht sich entweder gekränkt und stumm zurück oder konfrontiert den anderen mit Vorwürfen wie: »Ich bin wohl Luft für dich!«, oder: »Du glaubst wohl, mit mir kannst dus machen!«
    Dabei können wir überhaupt nicht beurteilen, was im Mikrokosmos des anderen wirklich vor sich geht. Es gibt nur eine Möglichkeit, es herauszufinden: Fragen stellen. Fragen Sie den Kollegen, der Sie gerade ignoriert hat, also: »Bist du gerade sehr beschäftigt?« Oder erkundigen Sie sich bei der Freundin, die Sie eine halbe Stunde hat warten lassen: »Hat dich etwas aufgehalten?«
    Gewöhnen Sie sich an nachzufragen, statt einfach zu vermuten. Fragen Sie, wenn Ihnen etwas unklar oder mehrdeutig erscheint:
»Wie meinst du das?«
»Wie ist … jetzt genau zu verstehen?«
»Mir scheint, dass du … Stimmt das?«
    Es ist besser, Klarheit zu gewinnen, als sich mit Spekulationen aufzuhalten oder von vornherein gekränkt zurückzuziehen. So erleben Sie sich selbst als aktiv handelnden Menschen statt als passiven.
    Sorgen Sie außerdem dafür, Ihre eigenen Wünsche und Anliegen klar zu vermitteln und möglichst deutlich zu formulieren, worum es Ihnen geht. Dann ist nämlich auch der andere nicht auf Vermutungen angewiesen. Sprechen Sie dabei von »ich« statt von »man« oder »wir«:
»Ich denke …«
»Ich erwarte …«,
»Ich wünsche mir …«
    Halten Sie dabei Blickkontakt mit Ihrem Gesprächspartner.
Packen Sie an, wovor Sie sich fürchten
    Ihre kommunikative Kompetenz stärken Sie am besten durch häufiges und konkretes Üben in entsprechenden Alltagssituationen. Listen Sie in Ihrem Arbeitsbuch einmal typische Kommunikationssituationen auf, in denen Sie sich normalerweise unbehaglich oder ängstlich fühlen.
    Nehmen Sie vor allem solche auf, die Sie bisher gemieden haben, wo es nur ging. Wählen Sie dann eine Situation aus und stellen Sie sich vor, Sie erlebten Sie jetzt, in diesem Moment. Versetzen Sie sich ganz hinein und untersuchen Sie sie in Gedanken näher:
Worum geht es?
Was genau macht die Situation für Sie so unangenehm?
Was denken Sie normalerweise in dieser Situation?
Wie fühlen Sie sich?
Was befürchten Sie dabei ganz konkret?
    Fragen Sie sich als Nächstes, was Sie Ihnen diese Situation um zehn Prozent angenehmer oder erträglicher machen könnte:
Was bräuchten Sie?
Was müssten Sie tun?
Wen könnten Sie fragen oder um Unterstützung bitten?
    Halten Sie alle Ideen in Ihrem Arbeitsbuch fest.
    Wenn Sie sich die unangenehme Situation möglichst klar vorstellen und dann nach Handlungsoptionen suchen, haben Sie bereits den ersten Schritt zur Lösung des Problems getan. Die folgende Übung kann Sie weiter dabei unterstützen. Besonders wirkungsvoll ist sie für schwierige Kommunikationssituationen, denn sie unterstützt Sie in dem Bewusstsein, dass niemand Ihr Innerstes verletzen und entwerten kann. Sie lernen, auf sich selbst zu vertrauen.
    Wagen Sie sich in kleinen Schritten an die Situationen heran, in denen Sie sich unbehaglich fühlen. Lassen Sie sich nicht entmutigen, wenn Sie gerade anfangs das eine oder andere Mal in alte Muster zurückfallen oder wenn etwas nicht so klappt, wie Sie es sich vorgestellt hatten. Üben Sie weiter, und denken Sie dabei an Musiker, Maler oder Sportler, die ebenfalls viele Übungsrunden absolvieren müssen, bis sie ihre Ziele erreichen.
    Mehr Sicherheit in der Kommunikation mit anderen können Sie ebenfalls nur erreichen, wenn Sie Ihre persönlichen Übungssituationen immer wieder aufsuchen und bewusst trainieren, sie zu meistern. Zollen Sie sich selbst Anerkennung
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