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Lass es endlich Liebe sein

Lass es endlich Liebe sein

Titel: Lass es endlich Liebe sein
Autoren: Catherine Mann
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umzudrehen, winkte er ihm zu. „Nimm dir ein Bier und setz dich, mein Sohn.“
    Nachdem er der Aufforderung seines Vaters gefolgt war, nahm er Platz und trank einen Schluck. Als er glaubte, sprechen zu können, ohne wieder die Beherrschung zu verlieren, sagte er: „Ich hatte heute ein Gespräch mit Ronald Worth.“
    „Deinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen ist es kein besonders friedliches Gespräch gewesen.“
    Eine Weile starte Rafe auf die Flasche in seinen Händen, bevor er sich dazu entschloss, nicht um den heißen Brei herumzureden. „Er behauptet, mein leiblicher Vater zu sein.“
    Bedächtig stellte Bob seine leere Flasche auf den Boden und atmete tief ein. „Und wie kommst du damit klar?“
    Bob verneinte es also nicht.
    Es war also die Wahrheit. Nur langsam begann Rafe zu begreifen, wie sehr er darauf vertraut hatte, dass Bob die ganze Geschichte als Unsinn abtun würde. „Wie ich damit klarkomme?“ Er rieb sich übers Kinn. „Dass ich eine Ausgeburt der Hölle bin? Prima. Ich komme gut damit klar.“ Er leerte seine Flasche in einem Zug.
    Bob griff nach einem neuen Bier und starrte so lange schweigend auf das Wasser, dass Rafe schon befürchtete, ihr Gespräch wäre beendet. Wie oft war er abends zu seinem Vater gekommen, um ihn um Rat zu fragen? Viele Male waren es gewesen, nur im letzten Jahr auf der Highschool hatten sie nicht mehr so einen guten Draht zueinander gehabt. Rafe hatte es darauf geschoben, dass Penny in Bobs Leben getreten war. Als er an Sarahs Worte dachte, fragte Rafe sich, ob es jedoch vielmehr daran gelegen hatte, dass er sich unbewusst von seinem Vater abgeschottet hatte. Die Welt immer schön auf Abstand halten, damit sie einem nicht wehtun konnte. Das war aber verdammt harter Tobak, über den er sich da das Hirn zermarterte.
    Bob verschränkte die Hände vor der Brust. „Du musst deinen Hass auf Ronald Worth überwinden – niemandem wird dadurch geholfen. Und ich brauche und will beileibe keine Rache. Wenn deine Mutter noch leben würde, dann würde dieser Gedanke sie entsetzen. Vor ihrem Tod ist sie mit sich ins Reine gekommen und hat Ronald vergeben.“
    „Dann ist sie ein besserer Mensch gewesen als ich. Ich hatte eine verdammt schwere Zeit seinetwegen. Und ich finde es nicht in Ordnung, dass du und Mom mich mein ganzes Leben lang belogen habt.“
    Jetzt sah Bob ihn an. „Menschen sind nicht perfekt, Rafe. Du hast aus deiner Mutter eine Heilige gemacht. Und Gott weiß, dass ich sie geliebt habe, aber sie ist auch nur ein Mensch gewesen. Du musst damit aufhören, alles nur in Schwarz und Weiß zu sehen.“
    Hatte Sarah nicht etwas Ähnliches zu ihm gesagt? Und hatte er daraufhin nichts anderes zu tun gehabt, als ihr Engstirnigkeit vorzuwerfen, weil sie eine andere Sicht der Dinge hatte als er? Rafe spürte, wie seine Wut allmählich zu verrauchen begann.
    „Es ist schwer gewesen für Chase, ohne Vater aufzuwachsen. Für Penny ist es auch nicht leicht gewesen“, erklärte Bob. „Und ich bin sehr froh, dass du und deine Mutter nicht dasselbe durchmachen musstet.“
    „Du liebst Penny wirklich.“ Mit einem Mal wurde Rafe das bewusst – nach vierzehn Jahren. Sprach das nicht Bände dafür, wie starrköpfig er war?
    „Genauso sehr wie deine Mutter. Ich bin ein glücklicher Mann, so eine Liebe zweimal gefunden zu haben.“
    Rafe verspürte tiefe Dankbarkeit dafür, dass Bob für Hannah da gewesen war, als Worth sie im Stich gelassen hatte. Er war nicht sicher, ob er Worth jemals vergeben konnte, aber jetzt war er entschlossen, nach einem Weg zu suchen, die Firma nicht zu schließen.
    „Weißt du“, fuhr Bob fort, „jeder trifft dann und wann mal Entscheidungen, die er hinterher bereut. Nachdem er uns entlassen hatte, hat Ronald angeboten, uns bei der Jobsuche in einer anderen Stadt behilflich zu sein. Aber ich habe Hannah ein Ultimatum gesetzt. Es sollte ein klarer Bruch mit Worth sein, also durften wir auch keine Hilfe von ihm annehmen. Im Nachhinein … vielleicht hätten wir uns dann eine bessere medizinische Versorgung leisten können …“ Er verstummte.
    „Dad, du hast doch nicht wissen können, dass Mom krank wird.“
    Sein Vater – sein wahrer Vater, der Mann, der ihn aufgezogen, ihn die wichtigsten Dinge im Leben gelehrt und sich für ihn aufgeopfert hatte – fasste ihn an der Schulter. „Rafe“, sagte er eindringlich. „Du befindest dich an einem Wendepunkt – stell sicher, dass du deine Entscheidungen nicht bis zu deinem Lebensende
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