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Lass Dich nicht vereinnahmen

Lass Dich nicht vereinnahmen

Titel: Lass Dich nicht vereinnahmen
Autoren: Sigrid Engelbrecht
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vorgebahnten Wegen zu folgen als eigene Vorstellungen zu entwickeln und diese zu verwirklichen – vor allem, wenn man dabei in Kauf nehmen muss, dass auch der eine oder andere Holzweg dabei ist. Mit diesem Verhalten ecken wir nicht an, machen uns nicht unbeliebt, sind also auf der sicheren Seite.
    Das Fatale ist nur: Je mehr wir andere darüber bestimmen lassen, was gut und richtig für uns ist, desto mehr kommt die innere Freiheit, die ja ebenfalls zu unseren psychischen Grundbedürfnissen gehört, unter die Räder. Wir werden anfälliger dafür, dass andere uns für ihre Interessen einspannen und fühlen uns irgendwann stark fremdbestimmt und überfordert.

Warum haben wir Angst vor Ablehnung?
    Angst vor dem Abgelehntwerden ist etwas Elementares und gehört zu unserer psychischen Grundausstattung. Solange sie nur gelegentlich auftritt und unsere Entscheidungen nicht zu sehr beeinflusst, ist sie also völlig natürlich. Fürchten wir uns jedoch stark davor, als Person oder mit unseren Ideen, Ansichten und Vorschlägen abgelehnt zu werden, fühlen wir uns oft unsicher und gehemmt. Und so lassen wir uns mehr von anderen beeinflussen als uns guttut. Doch wie kommt es dazu, dass die Angst vor Ablehnung so dominant werden kann, dass sie zu einer echten Belastung wird?
Erlerntes und generalisiertes Verhalten
    Um das zu verstehen, müssen wir in unserer Lebensgeschichte ein paar Schritte zurückgehen. Allgemein bestimmen die Erfahrungen, die wir im Laufe des Lebens machen, unser Denken – und so auch unsere Gefühle und unser Handeln. Dies gilt ganz besonders für die Erfahrungen in unseren ersten Lebensjahren. Sie prägen unser Selbstverständnis und unsere Überzeugungen am meisten.
Belohnung oder Strafe?
    Als Kinder waren wir auf die Liebe und das Wohlwollen unserer Eltern angewiesen. Ohne deren Zuwendung und Fürsorge hätten wir nicht überleben können. Unsere Eltern haben uns gesagt und gezeigt, was ihrer Ansicht nach richtig und was falsch ist. Verhielten wir uns richtig – also in ihrem Sinne – so wurde dies belohnt, verhielten wir uns falsch, so zog dies Ablehnung nach sich. Wenn unsere Eltern uns lobten, freuten wir uns, wenn sie mit uns schimpften oder uns gar bestraften, litten wir. Auf diese Weise haben wir gelernt, uns in die Gemeinschaft zu integrieren, haben soziale und kulturelle Normen eingeübt, die uns das Zusammenleben mit anderen erleichtern sollten. Es anderen recht zu machen, das war und ist wesentlicher Teil des Lern- und Anpassungsprozesses.
Identifikation und Anpassung
    Wir haben uns mit den Ansichten und Werten unserer Eltern und anderer Bezugspersonen identifiziert. Haben versucht, so zu sein und zu handeln, dass sie uns mögen und anerkennen. Hatten wir strenge und anspruchsvolle Eltern, mussten wir uns sehr anstrengen, um ihre Zuneigung zu erringen. So haben wir schon als kleine Kinder vielfach die Überzeugung verinnerlicht, dass wir nur dann etwas wert sind, wenn wir es anderen recht machen.
    »Das Sollen tötet das Leben!«
    Robert Menasse
Ängste und Selbstzweifel erlernen
    Als Kinder haben wir durch die Reaktion unserer Bezugspersonen auf unser Verhalten gelernt, es deren Werten und Normen entsprechend anzugleichen. Unangepasstes Benehmen, das zu Kritik, Zurückweisung oder körperlicher Gewalt führte, haben wir normalerweise sofort oder mit der Zeit unterlassen. Ein »braves« Betragen, für das wir gelobt wurden und Zuwendung erfahren haben, haben wir dagegen beibehalten.
    Wir haben aber nicht nur durch diese unmittelbaren Reaktionen gelernt, unser Verhalten anzupassen, sondern auch durch Beobachtung und Nachahmung.
Lernen durch Erfahrung
    Taten sich unsere Eltern oder ein Elternteil selbst schwer damit, gegenüber anderen »Nein« zu sagen, ist es sehr wahrscheinlich, dass wir uns dies »abgeguckt« haben. Genauso gut kann uns auch ein Elternteil, das ständig Streit provozierte, so abgeschreckt haben, dass wir heute schon im Vorfeld jeglichen Disput vermeiden, indem wir uns anpassen. Sehr autoritäre Eltern sowie ältere Geschwister können ebenfalls Einfluss ausgeübt haben. Wenn wir ihnen gegenüber fast immer den Kürzeren zogen, weil sie einfach die Stärkeren waren und deshalb ihre Vorstellungen durchgesetzt haben, dann hat dies wahrscheinlich nicht gerade die Fähigkeit gefördert, einen eigenen Standpunkt zu vertreten.
    Eine andere Erfahrung aus der Kindheit war vielleicht die, dass wir auf verletzende Weise auf Fehler und Schwächen aufmerksam gemacht wurden. Kommen
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