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Langoliers

Titel: Langoliers
Autoren: Stephen King
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etwas passiert ist, denn daraufhin habe ich mich mit Ihnen in Verbindung gesetzt und diesen Termin vereinbart. Aber er weiß nicht was, und ich fürchte, er ist sauer auf mich. Vielleicht hat er ein Recht dazu.«
    Ted Milner bestritt nicht dass er sauer auf Amy war. Seine Hand stahl sich in die Manteltasche, wollte die Pfeife herausholen, ließ sie dann aber wieder fallen.
    »Diese beiden Vorfälle – haben sie etwas mit dem zu tun, was sich im Oktober in Ihrem Haus am See abgespielt hat?«
    »Ich weiß nicht, Mr. Evans … was hat sich denn abgespielt? Wie viel wissen Sie?«
    »Nun«, sagte er, lehnte sich in seinem Stuhl zurück und trank aus seiner Tasse, »wenn Sie erwartet haben, Sie bekommen hier alle Antworten, werden Sie gründlich enttäuscht sein. Ich kann Ihnen etwas über das Feuer erzählen, aber warum Ihr Mann das alles getan hat … da wissen Sie wahrscheinlich mehr als ich. Am meisten verwirrt hat uns bei dem Feuer, wo es angefangen hat – nicht im Haupthaus, sondern in Mr. Raineys Büro, einem Anbau. Dadurch schien sich die Tat gegen ihn zu richten, aber er war nicht einmal dort.
    Dann fanden wir die Scherbe einer großen Flasche in den Trümmern des Büros. Sie hatte Wein enthalten – Champagner, um genau zu sein –, aber es konnte kein Zweifel bestehen, dass sie zuletzt mit Benzin gefüllt worden war. Ein Teil des Etiketts war erhalten, und wir haben eine Fax-Kopie nach New York geschickt. Es wurde als Moêt et Chandon identifiziert, neunzehnhundertachtzig und irgendwas. Das war kein unerschütterlicher Beweis, dass die Flasche aus Ihrem Weinkeller stammte, Mrs. Milner, aber sehr vielsagend, da Sie mehr als ein Dutzend Flaschen Moêt et Chandon aufgelistet hatten, manche von 1983 und manche von 1984.
    Das führte uns zu einer Mutmaßung, die klar, aber nicht sehr vernünftig schien: dass Sie oder Ihr Exmann das eigene Haus abgebrannt hatten. Mrs. Milner hat gesagt, sie sei weggegangen und hätte nicht abgeschlossen …«
    »Das hat mir eine Menge schlafloser Nächte bereitet«, sagte Amy. »Ich habe oft vergessen abzuschließen, wenn ich nur ein Weilchen weg war. Ich bin in einer kleinen Stadt nördlich von Bangor aufgewachsen – Milford –, und Landgewohnheiten legt man nur schwer ab. Mort hat auch …« Ihre Lippen zitterten, sie verstummte einen Augenblick und presste sie so fest zusammen, dass sie weiß wurden. Als sie sich wieder unter Kontrolle hatte, brachte sie ihren Gedankengang mit leiser Stimme zu Ende. »Er hat mich immer deswegen geschimpft.«
    Ted nahm ihre Hand.
    »Es hatte selbstverständlich keine Rolle gespielt«, sagte Evans. »Wenn Sie das Haus abgeschlossen hätten, hätte sich Mr. Rainey dennoch Zutritt verschaffen können, er hatte ja immer noch seine Schlüssel. Richtig?«
    »Ja«, sagte Ted.
    »Es hätte die Ermittlungen vielleicht ein wenig beschleunigt, wenn Sie die Tür abgeschlossen hätten, aber das kann man unmöglich mit Sicherheit sagen. Mutmaßungen am Montagmorgen sind ohnehin etwas, das wir in unserem Metier tunlichst vermeiden. Einer Theorie zufolge verursacht das Krebs, und ich bin geneigt, das zu glauben. Wesentlich ist folgendes: Aufgrund der Aussage von Mrs. Rainey – Pardon, Mrs. Milner –, dass das Haus nicht verschlossen war, sind wir zunächst davon ausgegangen, dass der Brandstifter buchstäblich jeder gewesen sein konnte. Aber als wir die Möglichkeit in Betracht zogen, dass die verwendete Flasche aus dem Weinkeller stammte, grenzte das den Täterkreis ziemlich ein.«
    »Weil dieses Zimmer verschlossen war«, sagte Ted.
    Evans nickte. »Erinnern Sie sich noch, wie ich Sie danach gefragt habe, Mrs. Milner?«
    »Nennen Sie mich Amy, ja?«
    Er nickte. »Erinnern Sie sich, Amy?«
    »Ja. Wir haben vor drei oder vier Jahren angefangen, den kleinen Weinkeller abzuschließen, nachdem ein paar Flaschen roter Tafelwein verschwunden waren. Mort war der Meinung, es wäre die Haushälterin gewesen. Das wollte ich nicht glauben, weil ich sie gern gehabt habe, aber ich wusste, er konnte recht haben, sogar höchstwahrscheinlich. Da haben wir abgeschlossen, damit niemand mehr in Versuchung geführt wurde.«
    Evans sah Ted Milner an.
    »Amy hatte einen Schlüssel zum Weinkeller und war überzeugt, dass Mr. Rainey seinen auch noch hatte. Das schränkte die Möglichkeiten ein. Wenn es Amy gewesen wäre, hätten Sie selbstverständlich mit ihr unter einer Decke stecken müssen, Mr. Milner, da Sie sich gegenseitig ein Alibi für diesen Abend lieferten. Mr. Rainey
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