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Langoliers

Titel: Langoliers
Autoren: Stephen King
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eine Wiese gehört, wo er in Pflugfurchen hinter einem Maultierarsch herläuft.«
    Dann war der Hut verschwunden. Er musste hier eingelagert worden sein. Aber …
    »Es ist mein Hut«, sagte er schließlich mit einer rostigen, nachdenklichen Stimme. »Hat nie ’nem ander’n gehört.«
    »Mort? Was ist denn los? Was …«
    »Sie haben sich verwählt, Frau. Hier ist kein Mort. Mort ist tot.« Die funkelnden Augen blinzelten nicht. »Er hat sich gewunden wie ein Aal, aber am Ende konnte er sich nicht mehr selbst belügen, geschweige denn mich. Ich habe ihn überhaupt nicht angefasst, Mrs. Rainey. Er hat sich aus dem Staub gemacht wie ein Feigling.«
    »Warum redest du so?« fragte sie erschrockener denn je.
    »Aber ich rede nun mal so«, sagte er gelinde überrascht. »Alle drunten in Mississippi reden so.«
    »Mort, hör auf!«
    »Haben Sie nicht verstanden, was ich gesagt habe!« fragte er. »Sie sind doch nicht taub, oder? Er ist tot. Hat sich selbst umgebracht.«
    »Hör auf damit, Mort«, sagte sie und fing an zu weinen. »Du machst mir angst, und das gefällt mir überhaupt nicht.«
    »Macht nichts«, sagte er. Er nahm die Hände hinter dem Rücken vor. In einer hielt er die Schere aus der obersten Schreibtischschublade. Er hob sie hoch. Die Sonne war herausgekommen und jagte ein Funkeln über die Klingen, die er spreizte und zuklappte. »Sie werden nicht lange Angst haben.« Er kam auf sie zu.

 
49
     
    Einen Augenblick blieb sie stehen, wo sie war. Mort würde sie nicht umbringen; wenn er das Zeug zum Killer hätte, dann hätte er es bestimmt an jenem Tag im Motel gemacht.
    Dann sah sie den Ausdruck in seinen Augen und begriff, dass Mort das auch wusste.
    Mort konnte sie nicht töten; er nicht.
    Aber das war nicht er.
    Sie schrie und wirbelte herum und lief Richtung Tür.
    Shooter folgte ihr und ließ die Schere in einem silbernen Bogen herniedersausen. Er hätte sie bis zum Anschlag zwischen ihren Schulterblättern begraben, wäre er mit den Füßen nicht wieder auf den auf dem Holzboden verstreuten Papieren ausgerutscht. Er fiel mit einem Schrei zwischen Verwirrung und Wut der Länge nach hin. Die Klingen der Schere durchbohrten Seite neun von ›Das heimliche Fenster, der heimliche Garten‹, und die Spitzen brachen ab. Er schlug mit dem Mund auf dem Boden auf; Blut spritzte. Das Päckchen Pall Mall – die Marke, die John Kintner stumm in den Pausen zwischen den Unterrichtsstunden geraucht hatte, als er mit Mort Rainey den Schreibkurs besuchte – schoss aus seiner Tasche und rutschte über den polierten Holzboden wie ein Eisstock beim Eisstockschießen. Er richtete sich auf die Knie auf, sein Mund fauchte und lächelte durch das Blut, das über Lippen und Zähne lief.
    »Wird Ihnen nichts nützen, Mrs. Rainey!« rief er und kam wieder auf die Füße. Er betrachtete die Schere, klappte sie ein Stück auf, damit er die stumpfen Enden besser begutachten konnte, und warf sie dann ungeduldig zur Seite. »Ich habe ein Plätzchen im Garten für Sie reserviert! Ich habe es schon ausgehoben. Geben Sie acht!«
    Er lief ihr durch die Tür hinaus nach.

 
50
     
    Auf halbem Weg durch das Wohnzimmer fiel Amy selbst. Sie trat mit einem Fuß auf die weggeworfene Ausgabe von EQKM, fiel auf die Seite und rempelte sich die Hüfte und rechte Brust an. Sie schrie auf.
    Hinter ihr lief Shooter zum Tisch und packte den Schraubenzieher, mit dem er die Katze abgemurkst hatte.
    »Bleiben sie, wo Sie sind, und seien Sie still«, sagte er, als sie sich auf den Rücken drehte, und sah sie mit aufgerissenen Augen an, die fast wie unter Drogen wirkten.
    »Wenn sie herumzappeln, werde ich Ihnen nur weh tun, ehe es vorbei ist. Ich will Ihnen nicht weh tun, Missus, aber wenn es sein muss, werde ich es tun. Sehen Sie, ich muss etwas bekommen. Ich habe den weiten Weg auf mich genommen und muss für meine Mühe etwas bekommen.«
    Während er näher kam, stützte sich Amy auf die Ellbogen und schob sich mit den Füßen rückwärts. Ihr Haar hing ihr ins Gesicht. Ihre Haut war schweißbedeckt; sie konnte riechen, wie er aus ihr herausquoll, heiß und stinkend. Das Gesicht über ihr war das ernste, richtende Gesicht des Wahnsinns.
    »Nein, Mort! Bitte! Bitte, Mort …«
    Er warf sich auf sie, hob den Schraubenzieher über den Kopf und stieß damit herab. Amy kreischte und rollte sich nach links. Schmerzen brannten eine Spur über ihre Hüfte, als die Klinge des Schraubenziehers ihr Kleid zerriss und eine Furche ins Fleisch schürfte. Dann
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