Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Landung ohne Wiederkehr

Landung ohne Wiederkehr

Titel: Landung ohne Wiederkehr
Autoren: Isaac Asimov
Vom Netzwerk:
desto rascher und genauer führen sie sie aus. Wenn Sie jedoch mit umständlicher Höflichkeit um etwas bitten, fällt es den Robotern schwer, den Befehl darin zu verstehen. Sie reagieren dann langsamer.«
    Mrs. Lardner legte ihren aristokratischen Kopf in den Nacken und sagte kühl: »Ich verlange weder Schnelligkeit noch Effizienz. Ich appelliere an den guten Willen. Meine Roboter lieben mich.«
    Der Funktionär hätte erklären können, daß Roboter nicht lieben, doch unter ihrem verletzten Blick verstummte er.
    Es war bekannt, daß Mrs. Lardner sogar darauf verzichtete, ihre Roboter zur Inspektion und Neueinstellung der Vertragswerkstatt des Herstellers zu überlassen. »Sobald ein Roboter in meinem Haus ist«, sagte sie, »und seine Pflichten erfüllt hat, muß man diese oder jene kleine Eigenheit mit in Kauf nehmen. Ich werde nicht zulassen, daß man sie auseinanderreißt und verändert.«
    Wenn jemand den schlimmen Fehler machte, ihr zu erläutern, daß ein Roboter nur eine Maschine sei, konnte sie recht ungehalten werden. Dann pflegte sie sehr steif und abweisend zu sagen: »Nichts, was so intelligent ist wie ein Roboter, kann ›bloß‹ eine Maschine sein. Ich behandle sie als Menschen, und ich fahre gut dabei.«
    Und das war das.
    Sie behielt sogar Max, obwohl er beinahe hilflos war. Er konnte kaum verstehen, was von ihm verlangt wurde. Mrs. Lardner leugnete dies jedoch standhaft. »Keineswegs!« erwiderte sie mit Festigkeit. »Er kann den Gästen die Hüte und Mäntel abnehmen und ordentlich in der Garderobe unterbringen. Er kann Gegenstände für mich halten. Er kann sich in vielerlei Hinsicht nützlich machen.«
    »Aber warum lassen Sie ihn nicht einstellen?« fragte eine Freundin einmal.
    »Oh, das brächte ich nicht fertig. Er ist er selbst, eine Persönlichkeit. Und er ist sehr liebenswert, wissen Sie. Schließlich ist ein positronisches Gehirn so komplex, daß niemand sagen kann, in welcher Weise es absonderlich ist. Würde man ihn überholen und völlig normal machen, gäbe es keine Möglichkeit, ihm die liebenswerten Eigenheiten zurückzugeben, die er jetzt besitzt. Gerade die möchte ich nicht verlieren.«
    »Aber wenn er fehlerhaft eingestellt ist«, sagte die Freundin mit einem nervösen Blick zu Max, »könnte er dann nicht gefährlich sein?«
    »Niemals«, erwiderte Mrs. Lardner lachend. »Ich habe ihn seit Jahren. Er ist völlig harmlos und ein wirklich lieber Kerl.«
    Tatsächlich sah er wie die anderen Roboter aus, glatt, metallisch, unbestimmt menschlich, aber ausdruckslos.
    Für die freundliche Mrs. Lardner freilich war jeder von ihnen ein Individuum mit unverwechselbaren Kennzeichen und Verhaltensweisen. So eine Frau war sie.
    Wie konnte sie einen Mord begehen?
     
    Daß ausgerechnet John Semper Travis als Opfer eines Mordes enden sollte, hätte niemand für möglich gehalten. Introvertiert und freundlich zu jedermann, war er in der Welt, aber nicht ein Teil von ihr. Er hatte die besondere mathematische Begabung, die ihn befähigte, den millionenfach geknüpften Teppich der positronischen Verbindungswege im Gehirn eines Roboters auswendig zu kennen.
    Er war Chefingenieur der Gesellschaft für Kybernetik und Mechanische Menschen m.b.H.
    Aber er war auch ein begeisterter Amateur auf dem Gebiet der Lichtskulpturen. Er hatte sogar ein Buch darüber verfaßt, worin er darzulegen versuchte, daß die kybernetisch-mathematischen Prinzipien, die für die Ausarbeitung positronischer Verbindungswege in künstlichen Gehirnen verwendet wurden, mit Erfolg für die Erzeugung ästhetischer Lichtskulpturen nutzbar gemacht werden könnten.
    Seine Bemühungen, diese Theorie in die Praxis zu überführen, waren jedoch ein enttäuschender Fehlschlag. Die nach seinen mathematischen Prinzipien von ihm selbst erzeugten Lichtskulpturen waren plump, mechanisch und uninteressant.
    Es war der einzige Schatten in seinem stillen, introvertierten und sicheren Leben, doch Grund genug für ihn, sehr unglücklich zu sein. Er wußte, daß seine Theorie richtig war, doch konnte er sie nicht in die Praxis umsetzen. Wenn es ihm nur gelänge, eine einzige wirklich künstlerische Lichtskulptur zu erzeugen ...
    Natürlich war ihm Mrs. Lardners Lichtpoesie bekannt. Die Frau wurde im ganzen Land als ein Genie bejubelt, aber Travis wußte, daß sie nicht einmal die einfachsten Aspekte kybernetischer Mathematik verstehen konnte. Er hatte wiederholt mit ihr korrespondiert, aber sie lehnte es beharrlich ab, ihre Methoden zu
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher