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Landung ohne Wiederkehr

Landung ohne Wiederkehr

Titel: Landung ohne Wiederkehr
Autoren: Isaac Asimov
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Reise in nur wenigen Monaten gemacht zu haben. Aber für den Rest des Universums geht die Zeit ihren normalen Gang, und wenn die Besatzung zurückkehrt, wird sie feststellen, daß auf Erden viele Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte vergangen sind, während sie selbst vielleicht nur ein paar Jahre erlebt hat und entsprechend wenig gealtert ist.
    Wie man es auch wendet, Reisen zu anderen Sternen beinhalten wegen der enormen Entfernungen sehr lange Zeiträume, wenn auch nicht für das subjektive Empfinden der Besatzung, so doch auf der Erde. Kehrt man überhaupt zurück, so muß man in die ferne Zukunft der schnellebigen menschlichen Gesellschaft zurückkehren, und das läßt bereits erkennen, daß interstellare Reisen psychologisch nicht praktikabel sind.
    Aber ...«
    Er schickte einen durchbohrenden Blick in die Runde und sagte mit leiser, gespannter Stimme: »Wenn wir ein endochronisches Schiff gebrauchen, können wir dem Zeitausdehnungseffekt mit dem endochronischen Effekt begegnen. Während das Schiff mit enormer Geschwindigkeit durch den Weltraum reist und seine Besatzung eine bedeutende Verlangsamung des erlebten Zeitablaufs erfährt, bewegt der endochronische Effekt das Universum in Beziehung zum Schiff rückwärts durch die Zeit. Kehrt das Schiff nach etwa zwei Monaten erlebter Zeit zur Erde zurück, so wird auch das gesamte Universum nur einen Zeitablauf von zwei Monaten erfahren haben. So wurden interstellare Reisen endlich durchführbar.
    Selbstverständlich setzt dieses Verfahren eine sehr feinfühlige Abstimmung der verschiedenen Komponenten voraus. Wenn der endochronische Effekt hinter dem Zeitausdehnungseffekt zurückbleibt, so kehrt das Schiff nach zwei Monaten zurück, um eine Erde vorzufinden, die um vier Monate älter geworden ist. Das ist vielleicht nicht viel; damit ließe sich leben, werden Sie denken. Aber so einfach ist es nicht. Die Besatzungsmitglieder sind außer Phase. Sie fühlen, daß alles um sie her im Vergleich mit ihnen um zwei Monate gealtert ist. Die Bevölkerung wiederum fühlt, daß die Besatzungsmitglieder zwei Monate jünger sind, als sie sein sollten. Das kann unter Verwandten und Eheleuten zu Spannungen und Entfremdungen führen.
    Eilt der endochronische Effekt dagegen dem Zeitausdehnungseffekt ein wenig voraus, so kehrt das Schiff nach zwei Monaten zurück, um eine Erde anzutreffen, die überhaupt keine Zeitspanne durchlebt hat. Kaum erhebt sich das Schiff in den Himmel, sieht der irdische Betrachter es auch schon wieder zurückkehren. Auch dies ist psychologisch ungünstig, denn nun altert die Besatzung schneller als ihre daheimgebliebenen Angehörigen. Dabei müssen wir uns vergegenwärtigen, daß die meisten Reisen wesentlich länger dauern als zwei Monate.
    Nein, liebe Absolventen, ein interstellarer Flug wird nur dann als erfolgreich betrachtet werden, wenn der erlebte Zeitablauf an Bord und jener auf Erden auf die Minute übereinstimmen. Eine Abweichung von fünf Minuten ist schlampige Arbeit, mit der Sie sich keine Verdienst erwerben werden. Eine Abweichung von zehn Minuten wird nicht toleriert werden.
    Ich weiß sehr wohl, welche Fragen Ihnen jetzt durch den Sinn gehen. Sie beschäftigten auch mich, als ich dort saß, wo Sie jetzt sitzen. Haben wir im endochronischen Schiff nicht das Äquivalent einer Zeitmaschine? Können wir nicht durch geeignete Einstellung vorsätzlich ein Jahrhundert in die Zukunft reisen, unsere Beobachtungen machen und dann ein Jahrhundert in die Vergangenheit gehen, um zu unserem Ausgangspunkt zurückzukehren? Oder umgekehrt, können wir nicht ein Jahrhundert in die Vergangenheit und dann zurück in die Zukunft reisen, von wo wir gekommen sind? Oder auch tausend Jahre? Ja, was das angeht, könnten wir nicht Zeugen der Erdentstehung werden, der Entwicklung des Lebens, des Absterbens der Sonne?
    Liebe Absolventen, die Mathematiker sagen uns, daß derartige Unternehmungen Paradoxien erschaffen und zuviel Energie verbrauchen würden. Aber ich sage Ihnen, zum Teufel mit Paradoxien und dergleichen. Wir können es aus einem sehr einfachen Grunde nicht. Die endochronischen Eigenschaften sind unstabil. Moleküle, die in die Zeitdimension gedehnt werden, sind in der Tat äußerst empfindlich. Relativ kleine Wirkungen verursachen chemische Veränderungen in ihnen, die ein Zusammenziehen bewirken. Diese Veränderungen können auch von zufälligen Vibrationen hervorgerufen werden.
    Die praktische Folge davon ist, daß ein endochronisches Schiff langsam in den
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