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Landlust für Anfänger: Erlebnisse einer Ausgewilderten in der Toskana

Landlust für Anfänger: Erlebnisse einer Ausgewilderten in der Toskana

Titel: Landlust für Anfänger: Erlebnisse einer Ausgewilderten in der Toskana
Autoren: Elna Uterrmöhle
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mitgebracht.
    Süß. Leider haben wir dafür wenig Verwendung. Im Krieg gegen wuchernde Brombeeren, sich um alles schlingende Lianen und unschuldig weiß blühenden Knöterich, der sich gerne um Obstbäumchen windet und sie gnadenlos erstickt, helfen nur Motorsense und eine robuste finnische Astschere. Zusätzlich ist einfach Körperkraft gefragt, um Unkraut zu reißen und die Wurzeln mit der Machete zu zerstückeln.
    Am Abend pflegen wir, begleitet von ausgiebigem Selbstmitleid,  Muskelkater und Kreuzschmerzen.
    Kaum genesen, geht der Kampf von Neuem los. Das ist hiesige Gartenarbeit.
    Wobei das Wort „arbeiten“ bei uns absolut verboten ist und durch „spielen“ ersetzt wurde. Wer mit der Gewissheit rausgeht, mit dem nächsten Muskelkater reinzukommen, sagt fröhlich: „Ich gehe draußen spielen.“
    Das ist elementar für den Spaß. Der Psycho-Trick funktioniert wirklich.
     
    Fortgeschrittene Landlust-Freunde empfinden es längst als Arbeit, Zeitung zu lesen, Ausflüge zu machen und andere Menschen zu treffen. Sie machen es nur, um nicht als engstirnig und verblödet zu gelten. Wissend, dass man bei Städtern unter scharfer Beobachtung steht, ob man zur langweiligen Landpomeranze mutiert ist.
    Dabei würde man so gerne darüber reden, ob jemand ein probates Mittel gegen die Kastanienkrankheit kennt. Ob man besser einfache Eisenrinnen als Ableitung des Regenwassers auf dem Grundstück verlegt oder doch so wuchtige Betonröhren mit Metallrost… Das würde Spaß machen. Geht aber eben nur mit Gleichgesinnten, also ausgewilderten Kumpels.
    Nur die interessieren sich für unsere neue Idee, große Eisenmatten zu Körben zu biegen, um frisch gesägtes und gespaltenes Holz darin zu lagern. Wie wollte man das denn auch in Berlin oder Brüssel machen?
     
     
     
                                       XLIX
     
    Heute Morgen stand unser Nachbar Camillo vor der Tü r und holte meinen lieben Mann zum Pilze finden ab. Ja, finden. Suchen findet er langweilig. Drei Stunden sind sie durch Wälder und Macchia gestreift.
    Die Beute, 2,5 Kilo Pfifferlinge, gehört uns allein, denn Camillo hatte Mitleid. Seit langer Zeit bekommt er mit, dass wir stets mit leeren Händen wiederkommen, während er sich mit vollen Körben abschleppt. Also nahm er sich des Semi-Ausgewilderten an, der so gerne findet und doch nichts findet. Weder gute Plätze noch Pilze. So war es wohl auch heute. Obwohl Camillo seine geheimsten Flecken verriet, ein echter Freundschaftsbeweis, schaute sich mein Mann nur ratlos um. Nach anfänglichem Unterricht „na da und da und da“, gab Camillo auf. Er sammelte, mein Mann trug den Korb.
    Ich bin beim Pilze finden noch blinder. Nee, ist ja nicht möglich. Also wir sind beide blind.
    Doch im September schlägt unsere Pilzstunde. Da wachsen riesengroß und freistehend, direkt vor unserer Terrasse, Parasole. Die finden wir. Sie schmecken köstlich und sind schnell zubereitet.
     
    Rosmarin, Thymian, Salbei fein hacken und mit Mehl mischen.  Die Pilzhüte darin wenden und in Olivenöl gebraten.  
     
    Pfifferlinge sind da anspruchsvoller. 2,5 Kilo zu putzen verlangt viel Geduld und einige Rezepte.
     
    Kurz blanchiert, habe ich sie für den Winter mit Rosmarin und Thymian, beides fein gewogen, in Gläser gefüllt und und diese Olivenöl aufgefüllt.
     
    Und ich habe eine Pilzsuppe so gekocht, wie es die Frauen in Prata machen.
     
    Eine Zwiebel, eine Stange Sellerie, zwei Karotten und eine Knoblauchzehe klein würfeln und in Olivenöl andünsten. Ein Kilo Pfifferlinge, in größere Stücke geschnitten, zugeben. Ein Glas Weißwein, einen halben Liter Geflügelbrühe und zwei Esslöffel passierte Tomaten unterrühren. Die Suppe 40 Minuten auf kleinster Flamme köcheln lassen. Mit Salz und Pfeffer abschmecken und grob gehackte Petersilie unterrühren.
    Wer mag, kann die Suppe mit Sahne verfeinern und natürlich auch andere Pilze nehmen. 
     
     
     
                                       L
     
     
    Schon wieder ein Ausflug in die feine Welt . Wie anstrengend. Die Einladung versprach ein vierhändiges Konzert zweier französischer Pianisten.
    Klang gut. Aber die Zusage bedeutete auch, sich zu verkleiden. Welch Aufwand! Hohe Schuhe putzen, obwohl gewiss ist, dass sie schmerzhafte Blasen verursachen. Elegante Handtasche entstauben. Schauen, ob im weißen T-Shirt der Gilb sitzt – tat er. Schwarze Bluse bügeln. Schminke ins Gesicht. Und vor allem dem Mann
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