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Landlust für Anfänger: Erlebnisse einer Ausgewilderten in der Toskana

Landlust für Anfänger: Erlebnisse einer Ausgewilderten in der Toskana

Titel: Landlust für Anfänger: Erlebnisse einer Ausgewilderten in der Toskana
Autoren: Elna Uterrmöhle
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vor die Entscheidung gestellt: Verkaufen oder Scheidung. Aber ich will mich mit 65 nicht mehr scheiden lassen.“ Einen Moment hängt er seinen Gedanken nach. „Ja, mein Traum ist zerplatzt.“ 
     
    Schnell schaue ich aufs Meer und auf Elba und auf Korsika… hole tief Luft und sage mir: Wir werden alles gaaanz anders machen und auch für die landwirtschaftlichen Probleme eine Lösung finden.
    Schon holt der Mann zum nächsten Schlag aus. Also das mit der Wasserversorgung sei ganz einfach. Auf der oberen Wiese, unter dem Hügel da (er zeigt auf ein Brombeergestrüpp), gäbe es eine Zisterne. „Da müsst ihr nur“, auf den Bergen duzt man sich, „ab und an mit dem Transporter in den Wald runter, um die Pumpe zur Quelle zu bringen. Dann pumpt ihr das Wasser, das ist wirklich gut, hinauf. Ich habe dafür 600 Meter Schlauch verlegt. Den müsst ihr aber oft kontrollieren, weil die Wildschweine da gerne Löcher hinein beißen.“
    Kein Witz, der Mann meint das alles ernst. Stolz zeigt er dann noch irgendwelche Schläuche, die, dank eines komplizierten Mechanismus, aus der Zisterne Wasser ins Haus bringen.
    Wir verabschieden uns, müssen nachdenken, melden uns. Noch ein Blick aufs Meer und ab zum Flughafen.
     
    Auf dem Heimweg vergesse ich glatt meine Flugangst. Wir diskutieren Pro und Contra.  
    Nur fünf Glühlampen sind definitiv nicht romantisch. Dauerdiskussionen mit den Wildschweinen über kaputte Schläuche würden unweigerlich zum Erwerb eines Jagdscheines führen. Also ordentlicher Strom und kommunales Wasser müssten her. Und ein Bauer, der die Wiesen mäht, müsste doch auch zu finden sein.
    Wir diskutieren ganz ordentlich. Sind ja schließlich vernünftige Menschen. So reden wir weiter über Folgekosten. Einiges müsste umgebaut werden. Ein neues Auto, das den Weg bewältigt, müsste angeschafft werden.
    Lohnt sich das alles?
    Kaum zuhause, wurde es feierlich. Wie immer, wenn es um große Entscheidungen geht, wurde schriftlich abgestimmt. Soll sich ja keiner überredet fühlen. Also, zwei Zettel, zwei Stifte:  zweimal „JA!“, keinmal „Nein“ - ein Anruf bei dem Schweizer.
     
     
                                         IV
     
    Acht Wochen später . Der Termin beim Notar in Follonica, der Stadt am Meer, ist vereinbart.
    Wir hatten ein stabiles Auto für die Reise gemietet und es mit erstem Hausrat vollgestopft. Ja, genau mit den Dingen, die wir nicht mehr brauchen, nur eben, dass es unser Sperrmüll ist. Den hat man eben mehr lieb. Zugegeben, er verstaubte in Kisten und wir wussten bis dato nicht, dass es zum Beispiel noch dieses weiße Ikea-Geschirr gab. Aber es ist eben weiß und nicht orange-braun wie das des Schweizers.
    Der Notar ratterte mit monotoner Stimme einen zehnseitigen, eng bedruckten Vertrag runter. Dachte ich bis dahin, ich würde leidlich gut italienisch sprechen, war das ein Irrtum. Na ja, sprechen vielleicht, verstehen dafür kein Wort. Zumindest in diesem Fall. Keine Ahnung, wovon der Mann sprach. Mit leicht schwitziger Hand unterschrieb ich dann jede Seite des Vertrages, ohne zu wissen, ob es sich wirklich um dieses Haus handelte oder irgendeine Garage oder nur ein Stück Wiese. Ein Händedruck, ein gepfeffertes Honorar, das war’s. 
    Mit dem Schweizer gingen wir dann noch bei Nieselregen ein Mineralwasser trinken. Wie aufregend. Mit Wasser auf einen Hauskauf anstoßen. Dann gab er uns die Hausschlüssel. Nein, er käme nicht mehr mit zum Haus. Er wolle gleich in die Schweiz. Endlich, endlich könne er dieses bescheuerte Italien verlassen. Kein Wort mehr von dem „geplatzten Traum“. Gelitten habe er, 20 Jahre lang. Keine Ordnung, keine ordentliche Bürokratie, alles immer nur locker sehen. Das pure Chaos. Das war  genau das, was wir in diesem Moment hören wollten. Wir kaufen sein Haus und er redet von der Hölle, der er nun glücklich entrinnt. Netter Mann. Schon am Auto, sagt er, er habe nichts mitgenommen. Nichts solle ihn an die Toskana erinnern. Es gehöre alles uns.
    Ach so ja, die Zisterne sei übrigens, leider, undicht, aber es müsse noch Wasser da sein.
    Wir winken ihm nach, gehen noch einmal in die Bar, trinken Prosecco und sind jetzt wieder ganz glücklich. Sagen wir.
     
    Beim Haus angekommen, war von Elba nichts zu sehen. Eine Wolke war hängengeblieben und hüllte alles in angeschmutzten Nebel. Wir gingen ins Haus, das nun unseres sein sollte. Die Glühlampen gingen nicht. Ohne Sonne, kein Licht. Logisch. Aber es waren
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