Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Landkarten des Lebens

Landkarten des Lebens

Titel: Landkarten des Lebens
Autoren: Rainer Gundula u Waelde Gause
Vom Netzwerk:
unter einem Nachkriegsbau fand. Das Amphitheater im Süden der Stadt, das vor 2.000 Jahren das einzige nördlich der Alpen war, das 10.000 römischen Soldaten Platz bot, wurde im 19. Jahrhundert mit Eisenbahnschienen überbaut und wird zurzeit teilweise wieder freigelegt. Der 1.000-jährige Dom, der die Kriegszerstörungen vom Februar 1945 überdauert hat, mit seinem Bischofssitz sowie die Johannes-Gutenberg-Universität und eine beeindruckende Wissenschaftsallianz prägen den Geist der Stadt ebenso wie die „Gute-Laune-Faktoren“ Fassnacht und der Fußballverein Mainz 05. Nicht zuletzt ist Mainz ein hochmoderner Medienstandort, dessen Grundstein Johannes Gensfleisch, besser bekannt als Johannes Gutenberg, gelegt hat, als er vor 500 Jahren den Buchdruck erfand.
    Mitte der 70er-Jahre zog ich mit meinen Eltern und meinem Bruder also nach Mainz, wo ich später Politikwissenschaft, Geschichte und Publizistik studiert und meinen Beruf in den Medien gefunden habe. Hier lernte ich meinen Mann kennen und brachte meine Kinder zur Welt. Ich mag Mainz, diese sympathische, mittelgroße Stadt in der Mitte Deutschlands, ja, in der Mitte von Europa – zwischen Insterburg und Lissabon, wenn man den Bogen so spannen will.
    Bei allem Nachdenken über die Orte meiner Herkunft stellt sich mir allerdings auch die Frage, ob die Bedeutung von Orten nicht relativ ist. Ist es eigentlich nicht unwichtig, wo man lebt? Ist es nicht viel wichtiger, darüber nachzudenken, wie und mit wem man sein Leben verbringt – allemal, wenn das Leben doch eine Reise ist, die uns an viele Orte führen kann?



Rainer Wälde
Wegstrecken: Ich folge meinen Spuren

    „Ich gehe jetzt meinen eigenen Weg“, das sagen Menschen, wenn sie aus ihrem Elternhaus ausziehen oder sich von Lebenspartnern trennen. Damit meinen sie nicht, dass sie nun einen anderen Weg zur Universität oder zu ihrem Arbeitsplatz zurücklegen müssen, weil sie fortan woanders wohnen. Sondern, dass sie etwas Neues tun, etwas ganz anders machen als bisher in ihrem Leben. Sie brechen aus ihren Alltagsmustern und -routinen aus und beginnen einen neuen Lebensabschnitt. Dieses Ausbrechen muss nicht immer so dramatische Formen annehmen, wie sie eine Trennung von einem Lebenspartner meist bedeutet. Neue Wege können sehr unspektakulär sein – auf den ersten Blick. Doch auch diese unspektakulären neuen Wege verändern alles – unsere Sicht auf unser Leben, auf die Welt, auf unseren Partner. Denn wir fühlen uns anders, beschwingt und beglückt von einem Neuanfang.
    Das, was einmal zu einer der schönsten Erfahrungen meines ganz persönlichen Halljahres werden sollte, fing dagegen gar nicht beglückend an. Ich erinnere mich noch deutlich an dieses Gefühl, das ich hatte, als ich an jenem Morgen von der Waage stieg: „So, jetzt reicht’s!“ Ich war fast schon zornig auf mich. Wie hatte ich es nur zulassen können, dass ich mich über Monate und Jahre hinweg so ungesund ernährte? Sicher, meine Frau Ilona und ich sind die meiste Zeit des Jahres unterwegs, essen oft mit Kunden in Restaurants, haben wenig Zeit, uns zu Hause etwas zu kochen. Aber es musste doch möglich sein, so für sich zu sorgen, dass man nicht 15 Kilo zu viel mit sich herumschleppte und das Gefühl hatte, nur noch ungesunde Dinge zu essen!
    Zugegeben, dies war nicht der einzige Impuls, den ich bekam, einen ausgetretenen Pfad zu verlassen. Meine Frau Ilona war mir mal wieder ein paar Schritte voraus. Sie hatte sich über ein bestimmtes Programm informiert, das dabei helfen sollte, den Stoffwechsel umzustellen. Weil man bei diesem Programm medizinisch betreut wird, entschloss sie sich, es auszuprobieren – und nun schaute ich ihr jeden Tag zu, wie sie sich Gerichte kochte, die sie genau mit den Vitaminen und Vitalstoffen versorgten, die sie brauchte. Und es roch immer absolut lecker, was sie da zauberte. Sie fühlte sich fitter und gesünder und nahm etliche Kilo ab.
    Also gut. Ich ging ebenfalls in diese Praxis, wälzte Fachliteratur und Kochbücher, lernte, was ein glykämischer Index ist und dass die omnipräsenten und vielgepriesenen Light-Produkte zwar wenig Fett haben, aber deswegen noch lange nicht gesund sind. Und ich lernte noch etwas: kochen. Das hatte ich bis dahin nämlich nicht gekonnt. Oder sagen wir: nicht auf dem Niveau, auf dem ich nun agierte. Ilona und ich standen jeden Tag gemeinsam in der Küche und kochten das, was wir anschließend voller Begeisterung aßen. Frisches Obst und Gemüse, schnell und einfach
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher