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Land meiner Träume collin1

Land meiner Träume collin1

Titel: Land meiner Träume collin1
Autoren: briffa
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Als dies nicht geschah, kroch sie vorsichtig auf Händen und Knien um den nächsten Monolith. Sie linste dahinter und konnte ein lautes Keuchen gerade noch unterdrücken. Keine drei Meter von ihr entfernt hockte ein Hase, weißer als Meeresschaum. Sobald er ihre Gegenwart spürte, ließ er kurz seine langen Ohren fliegen und huschte außer Sichtweite. Meggan bekam Gänsehaut, und ein Frösteln zog ihr über den Rücken. »Das ist ein Omen.« Sie erinnerte sich an die Sage und an all die Geschichten, die man ihr über die Katastrophe von 1836 erzählt hatte, als neun Bergleute umgekommen waren. Viele behaupteten, damals sei ein weißer Hase gesehen worden. Und obwohl es hieß, der Mann, der wirr vom Anblick des Vorboten der Tragödie geschwätzt hatte, sei doch ein rechter Einfaltspinsel gewesen, waren abergläubische Geister überzeugt, dass es da einen Zusammenhang gab. Hatten sie nicht just am nächsten Morgen, nachdem der Schwachkopf in den Gasthof gestolpert war, um allen von dem wei?en Hasen im Moor zu erz?hlen, angefangen, den eingebrochenen Gang freizugraben, um die Leichen der toten Bergleute zu bergen? Meggan war nicht weniger abergläubisch als andere junge Mädchen in Cornwall, doch mit gesundem Menschenverstand beruhigte sie sich nach dem anfänglichen Schock. Sie stand auf und ging in die Richtung, in die der Hase verschwunden war. Solange sie das Tier im Blick behielt, konnte sie sich sicher sein, dass es ein Geschöpf aus Fleisch und Blut war. Wäre es das mythische Vorzeichen einer Katastrophe, so redete sie sich vernünftig zu, würde es sich in Luft auflösen. Echte Hasen gruben sich flache Kuhlen in die Erde. Meggan war wild entschlossen, die Sasse des weißen Hasen zu finden. Eine ganze Weile blieb Meggan dem Tier auf der Spur; sie schob sich durch Brombeersträucher, kletterte über Felsbrocken und folgte so seinem Pfad. Zuweilen verschwand er, um wenige Augenblicke später wieder aufzutauchen, die langen Ohren aufgestellt, als spürte er ihre Gegenwart. »Es ist, als wolltest du, dass ich dir folge«, flüsterte sie bei sich, und die Neugier hatte alle abergläubischen Ängste vollkommen verscheucht. Jedes Mal, wenn der Hase weiterlief, folgte Meggan ihm so heimlich, wie sie es vermochte. Doch dann blieb sie mit dem Rock in einer Brombeerhecke hängen, und da sie fürchtete, ihn zu zerreißen, nahm sie sich die Zeit, den Stoff vorsichtig loszuzupfen. Wenn sie den Rock zerriss, würde sie nicht nur Ärger mit ihrer Ma bekommen, sie würde ihn auch eigenhändig flicken müssen. Und wenn es eine Aufgabe gab, die Meggan über alle Maßen zuwider war, dann das Nähen. Als sie ihren Rock endlich von den Dornen befreit hatte, schaute Meggan wieder auf und sah, dass der Hase in den Wäldern von Tremayne Manor verschwand. Doch Meggan war noch nicht bereit, ihre Suche aufzugeben, und lief in den Wald, ohne darauf zu achten, dass sie Privatgrund betrat. Als sie einen Blick auf einen stillen wei?en Fleck erhaschte, schlug ihr Herz schneller. Heimlich wie ein J?ger kroch sie, tief am Boden geb?ckt, vorsichtig weiter. Der Hase r?hrte sich nicht. Meggan bewegte sich besonders leise, um das Tier nicht noch einmal aufzuschrecken, und schob sich sachte n?her. Als sie ganz nah war, sah sie, dass sie nicht auf den Hasen zugekrochen war. Das Weiße war Carolines Unterrock, ihr bester Sonntagsunterrock, auf dem Boden ausgebreitet, zusammen mit ihrem Kleid. Daneben lagen Männerkleider. Meggan sah schnell, dass das nackte Paar das tat, was nur Ehemann und Ehefrau im Ehebett tun sollten. Sie drückte sich rasch die geballten Fäuste auf den Mund und konnte so gerade noch ein Japsen verhindern, das ihre Gegenwart verraten hätte. Den jungen Mann, dessen Körper sich über Carolines bewegte, dessen Rücken die Arme ihrer Schwester umklammerten und an dessen Lippen sich ihr Mund presste, erkannte sie sofort. Blonde Menschen waren in Pengelly selten. Rodney Tremaynes Haar hatte fast dieselbe weizengelbe Farbe wie Carolines. Noch während Meggan diesen Schock verarbeitete, schrie Rodney bebend auf. In Carolines Schrei lag fast ein Anflug von Schmerz. Sie drängte sich an ihren Liebsten, und sie hielten einander mit einer Inbrunst umklammert, die irgendwo in Meggans Bauch ein äußerst seltsames Gefühl hervorlockte. Ein Gefühl, das sie so noch nie gehabt hatte. Sie spürte, dass ihr Herz wild pochte und dass sie am ganzen Leib zitterte. Die Fäuste immer noch auf den Mund gepresst, um jeglichen Laut, der ihr sonst
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