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Land der Mythen 02 - Die Flamme der Sylfen

Land der Mythen 02 - Die Flamme der Sylfen

Titel: Land der Mythen 02 - Die Flamme der Sylfen
Autoren: Michael Peinkofer
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ich…«
    »Nein«, widersprach Leffel entschieden.
    »Was meinst du?«
    »Das kommt nicht infrage«, ereiferte sich der Gilg. »Wir haben dich nicht gerettet, damit du dich freiwillig opferst.«
    »Nun, es ist kein sehr großes Opfer«, erklärte der Jäger. »Der Bercht hat nicht vor, auch nur einen von uns am Leben zu lassen. Wir alle werden sterben, einer nach dem anderen.«
    Doch der Gilg schüttelte entschieden den Kopf. »Weißt du nicht mehr, was Yvolar sagte? Jeder Augenblick birgt Hoffnung!«
    »Potztausend!«, wetterte Alphart. »Der Druide hat uns verlassen. Die ganze Zeit über hat er uns etwas vorgemacht und uns mit falschen Versprechungen zu sinnlosen Abenteuern verleitet – und du hältst immer noch an ihm fest? Fürwahr, an schönen Worten hat er es nie fehlen lassen, aber weder werden sie Allagáin retten noch uns aus diesem elenden Loch befreien.«
    »Worte voller Bitterkeit nützen uns ebenso wenig«, stellte Urys klar. »Glaubst du, wir wüssten nicht, weshalb du es mit dem Sterben so eilig hast? Weshalb du das Leben geringer achtest als jeder andere von uns?«
    »Ach?«, fragte Alphart erstaunt. »Warum?«
    »Der Tod deines Bruders erfüllt dein Herz mit Schmerz«, war der Zwerg überzeugt. »Du gibst dir die Schuld daran, dass die Erle ihn umgebracht haben, und du glaubst, mit deinem Opfertod diese Schuld wiedergutmachen zu können.«
    »Unsinn!«, knurrte der Jäger. »Bannhart hat nichts damit zu tun.«
    »Wirklich nicht?« Urys verengte die kleinen Äuglein noch mehr, und sein Blick wurde stechend. »Schau in deine Seele und erkenne dich selbst, Wildfänger. Die Lebenden brauchen dich mehr als die Toten. Alle, die wir hier stehen, sind wir ebenso deine Brüder, wie Bannhart es war, denn wir alle haben unser Leben gewagt, um das deine zu retten.«
    »Ich habe euch aber nicht darum gebeten«, entgegnete Alphart unwirsch.
    »Das ist wahr – so wie du Bannhart nie darum gebeten hast, dein Bruder zu sein. Das Schicksal hat euch zusammengeführt, ebenso wie es uns zusammenführte, und wenn du glaubst, Bannhart noch immer etwas schuldig zu sein, dann bist du auch uns etwas schuldig.«
    »Das weiß ich wohl – und ich bin bereit, diese Schuld einzulösen.«
    »Das kannst du aber nicht, indem du dein Leben wegwirfst, Wildfänger«, wehrte Urys ab. »Denn um dein Leben zu retten, haben wir alles gewagt. Aber es wäre umsonst gewesen, wenn du dich jetzt opferst. Geht das nicht in deinen Riesenschädel?«
    Darauf gab Alphart keine Antwort, aber irgendwo tief in seinem Inneren dämmerte ihm die Erkenntnis, dass der Zwerg nicht unrecht hatte mit dem, was er sagte. Ja, Alpharts Herz war voller Schmerz, seit die Erle Bannhart ermordet hatten. Und ja, er gab sich die Schuld am Tod seines Bruders, weil er nicht schnell genug zur Stelle gewesen war. Und diese Selbstanklage und dieser Schmerz führten zu der ablehnenden Haltung, die er seinen Gefährten gegenüber einnahm.
    Natürlich konnte keiner von ihnen Bannhart ersetzen, aber darum ging es auch nicht. Yvolar hatte Alphart zu ihrem Anführer bestimmt, sie wiederum hatten ihr Leben in die Waagschale geworfen, um das seine zu retten. Diese gegenseitige Verantwortung, die sie alle angenommen hatten, band ihre Schicksale aneinander und ließ sie in gewisser Weise tatsächlich zu Brüdern werden, ob es dem Wildfänger nun gefiel oder nicht…
    »Was also schlagt ihr vor?«, brummte er schließlich.
    »Lasst uns Strohhalme ziehen«, sagte Leffel, dem ein unerwarteter Geistesblitz gekommen war. »Wen immer das Schicksal dazu bestimmt, den kürzesten Halm zu ziehen, der soll sich dem Bercht opfern.«
    Die Gefährten schauten einander an. Da niemand einen besseren Einfall hatte, wurde der Vorschlag des Gilg angenommen. Von dem Stroh, das auf dem Boden lag, nahmen sie fünf längere und einen kürzeren Halm, um die Alphart die Faust schloss, sodass nur noch die Enden oben hervorschauten und sie alle gleich lang aussahen.
    »Wer ist besser dran?«, fragte er bitter. »Derjenige, der den Kürzeren zieht, oder die, die dazu verdammt sein werden, zurückzubleiben und zu warten?«
    »Wer wartet, darf immer noch hoffen«, erwiderte Leffel, holte tief Luft und zog den ersten Halm.
    Er war lang.
    Als Nächstes kamen Erwyn und Mux an die Reihe (wobei nicht geklärt war, ob der Blutbercht den Kobling überhaupt als vollwertige Mahlzeit betrachtete oder ihn vielleicht nur als Vorspeise oder Nachtisch verschlingen würde). Die Strohhalme, die sie zogen, waren ebenfalls lang,
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