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Land der guten Hoffnung

Land der guten Hoffnung

Titel: Land der guten Hoffnung
Autoren: Unbekannter Autor
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kurzen Lacher Luft. „Für ihn.“
    „Der Hauptdarsteller als Auftraggeber?“
    „So ist es. Er ist Mehrheitseigner unserer Firma.“
    Whale Rock Pictures war also ebenfalls eine B&S Company. So viel zur Vielfalt der Unternehmensgruppe von Bertrand und Stamm und zur geschäftlichen Unabhängigkeit eines Gunter Gormann. Die Ladearbeiten waren inzwischen so gut wie beendet, und ich sagte zu ihm: „Wie man sieht, haben Ihre Leute wohl schon alles im Kasten.“
    „Das mag so aussehen, aber wir haben gerade mal angefangen. Es sollen drei Teile werden. Jeder sechzig Minuten lang.“
    Ich fragte mich, in welchem Teil die Vorgänge auf der Farm abgehandelt wurden.
    „Das ist eine Menge Holz“, klagte Gormann. Und als könne er meine Gedanken lesen, fügte er hinzu: „Trotzdem können wir natürlich nicht alles dokumentieren, was für das Leben des Mannes relevant ist.“
    Daran zweifelte ich keine Sekunde. Für die nötigen Kürzungen im Skript würde Bertrand schon selber sorgen. Bustüren wurden zugeschlagen. Der erste Dieselmotor sprang an, und ein Paar Autoscheinwerfer blitzte auf. Die Dämmerung war bereits angebrochen. Nur am Horizont glühte noch ein Hauch Sonne nach. Ich erwartete, Gormann möge sich von mir verabschieden und einsteigen, doch er winkte seinen Leuten lediglich nach, als sie langsam davonfuhren.
    „Kommen Sie!“ Er packte mich am Arm und spazierte mit mir zum Haus zurück. „Ich wohne in einem der GästeBungalows. Das Team hat morgen einen Tag frei. Übermorgen geht es hier mit den Dreharbeiten weiter, und bis dahin muss ich noch mit ihm am Drehbuch feilen.“ Er seufzte. „Jetzt könnte ich einen Assistenten wie Tim gut gebrauchen.“
    Als wolle er sich genau an diesem Punkt des Gesprächs als Co-Autor nachdrücklich in Erinnerung bringen, ertönte Bertrands Stimme.
    „Willkommen auf Yellowwood, Helm!“
    Er stand auf der Schwelle seines Hauses, den Arm um Rena gelegt. Im Licht der Abendröte konnte man den Eindruck gewinnen, das Paar warte im Feuerschein vor dem Eingang zur Hölle auf uns. Doch noch während Gormann und ich uns näherten, reagierte die Sensorschaltung auf den Einbruch der Dunkelheit, aktivierte die Außenbeleuchtung des Anwesens und bereitete dem makaberen Spuk ein Ende. Der Teufel trug weiße Freizeitkluft und hielt mir zur Begrüßung die Hand entgegen.
    Ich wahrte die Umgangsform.
    „Helm, ich habe mich bei Ihnen zu bedanken. Dass Sie Rena hergebracht haben, rechne ich Ihnen hoch an.“
    Ich nahm sein Wohlwollen stumm entgegen, auch wenn ich keinen Wert darauf legte.
    „Und Ihr Deal mit Stamm gefällt mir übrigens auch. Ein echtes Gentlemen’s Agreement.“
    Bertrand zwinkerte mir zu, als teilten wir ein wichtiges Geheimnis miteinander, das Rena und Gormann zu ahnungslosen Statisten degradierte. Das Grün seiner Augen kam mir im dezenten Licht der Eingangsbeleuchtung eine Spur dunkler vor, smaragdfarben, wie der Indische Ozean in der
    Sonne. Ich schaute Rena an, und sie löste sich von Bertrands Seite und ging zum Wagen, um ihr Gepäck zu holen. Als sie die Kofferraumklappe öffnete, beeilte Gormann sich, ihr zu helfen.
    „Wozu haben wir denn Personal?“ rief Bertrand ihnen nach.
    „Ist doch nicht viel“, meinte Rena, und auch Gormann wiegelte ab: „Das schaffen wir locker alleine.“
    Bertrand ließ es auf sich beruhen.
    „Dann werde ich mich mal wieder auf den Weg machen“, sagte ich.
    „Quatsch!“ Bertrands Ton duldete keinen Widerspruch mehr. Mit ihrem Hang zur freiwilligen Dienstleistung hatten Rena und Gormann seine Geduldsreserven spürbar ausgeschöpft. „Hier ist genug Platz für alle, und morgen ist auch noch ein Tag!“
    „Die Bungalows werden Ihnen gefallen“, beeilte sich Gormann, ihm beizupflichten und verschwand mit Renas Gepäck im Haus. Und auch Rena insistierte: „Helm, bitte. Ich möchte nicht, dass du heute Nacht noch zurückfährst!“ Sie hielt bereits meinen kleinen Koffer in der Hand.
    Ich fühlte mich mürbe und wusste nicht, was mir lieber war: Im Dunkeln zurück auf die Piste zu müssen, oder Gast an einem Ort zu sein, den ich nur widerwillig angesteuert hatte. „Sollte ich müde werden, kann ich unterwegs übernachten“, sagte ich zu ihr. „Es gibt ja genug Motels auf dem Weg.“
    Meine Antwort trieb Rena ins Haus - mit meinem Gepäck.
    „Sie sind gerade überstimmt worden.“ Bertrand schlug mir auf die Schulter und gab sich leutselig. „Nun kommen Sie schon rein.“ Mit einer Geste überließ er mir den
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