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LaNague 03 - Der Staatsfeind

LaNague 03 - Der Staatsfeind

Titel: LaNague 03 - Der Staatsfeind
Autoren: F. Paul Wilson
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die Glühkugeln unter ihm tauchten die Straßen in ein blasses, orangefarbenes Licht, als sie das Sonnenlicht wieder abgaben, das sie während des Tages absorbiert hatten. Ein ständiger Strom von Menschen drängte in die Richtung, in der das Freiheitsgebäude lag. Heute fanden die Festlichkeiten des Tags der Rebellion statt, und seine beiden Begleiter und auch er selbst würden sich bald unter die Menge mischen.
    Der Mann atmete tief ein, hielt die Luft einen Augenblick lang an, um dann wieder auszuatmen. Er erhoffte sich, auf diese Weise seine innere Spannung lösen zu können, aber er hatte keinen Erfolg. Sein persönlicher Misho, der auf der Fensterbank stand, reagierte auf die Spannung, die sich wie eine zusammengepreßte Feder in ihm aufstaute; sein Stamm ragte kerzengerade aus seinem tönernen Topf und zeigte eine starre Chokkan- Struktur. Der Mann drehte den Kopf zu den sich drehenden und springenden Schatten hinter sich und öffnete den Mund, um etwas zu sagen, aber kein Laut wollte über seine Lippen kommen. Plötzlich wünschte er sich, er hätte mit all dem nichts zu tun. Es war nicht sein Plan. Er wollte aussteigen und wußte genau, daß es unmöglich war. Der Plan war angelaufen, Räder waren in Bewegung gesetzt worden, und Vertrauensleute waren in unsichere und wichtige Positionen eingeschleust worden. Es mußte durchgestanden werden. Erst in einigen Jahren würde ihr Plan Früchte tragen, aber ein Mann konnte heute abend alles zerstören. Er mußte auf alle Fälle gestoppt werden.
    Der blonde Mann schluckte. Seine Kehle war wie ausgedörrt.
    »Machen wir uns auf den Weg.«
    Die Schatten erstarrten.
     
    In der Zeit, bevor das Imperium gegründet wurde, hatte es Erdenhalle geheißen, und der Planet, auf dem es stand, war unter dem Namen Caelum bekannt gewesen. Nach der Revolution wurde es dann in »Freiheitsgebäude« umgetauft, und aus Caelum wurde »Throne«, der Sitz des neuen Imperiums der Außenwelten. Die gewölbte Decke der riesigen Halle war allerdings noch immer mit demselben Dekor wie vor der Revolution geschmückt: ein Bild aus Sternenkonstellationen aus der Perspektive des Mutterplaneten. In der Decke war auch die Klimaanlage installiert, die schlechte und verbrauchte Luft nach oben absaugte.
    Den Broohnin nahm nichts von allem wahr, weder die heiße, stickige Luft noch die feiernden und jubelnden Menschen um ihn herum. Seine Gedanken waren mit anderen Dingen beschäftigt. Er hielt sich ziemlich weit hinten, während fast alle übrigen nach vorn drängten, um Metep VII besser sehen zu können. Der Tag der Rebellion, der heute gefeiert wurde, war der Jahrestag des Bruchs der Außenwelten mit der Erde.
    Broohnin fiel in der Menge kaum auf. Er hatte eine durchschnittliche Größe von einem Meter achtzig und trug das schwarze Haar und seinen Bart so kurzgeschoren, wie es gerade Mode war auf Throne. Er war stämmig und kräftig gebaut und neigte zu einem Bauch; sein einteiliger Freizeitanzug sah schmutzig und abgetragen aus. Das einzige Merkmal war eine dreieckige, etwa daumennagelgroße Narbe auf seiner rechten Wange, die von einer Verbrennung oder einer Verletzung hätte herrühren können. Nur Broohnin wußte, daß sie in Wirklichkeit von der Nolevatol-Seuche stammte, die diese Hautpartie befallen hatte, als er fünf Jahre alt gewesen war, und die sein Vater kurzerhand herausgeschnitten hatte.
    Keiner der braven Bürger um ihn herum bemerkte, daß seine Aufmerksamkeit im Gegensatz zu ihnen nicht auf das Podium gerichtet war. Dort oben hielt Metep VII, der »Herr der Außenwelten«, seine jährliche Ansprache zum Tag der Rebellion. Es war die zweihundertsechste Rede dieser Art, und Broohnin war sicher, daß sie sich in keiner Weise von den anderen unterscheiden würde, die er Jahr für Jahr über sich ergehen lassen mußte. Sein Blick war auf eine der verzierten Säulen gerichtet, die sich an den Seiten der Halle entlangzogen. Zwischen den Säulen und der Außenwand war ein schmaler Sims, und obwohl Broohnin keine Bewegung entdecken konnte, wußte er, daß einer seiner Gesinnungsgenossen sich dort oben darauf vorbereitete, die Karriere und das Leben Meteps VII zu beenden.
    Es war nicht einfach gewesen, den oberen Teil einer dieser Säulen auszuhöhlen. Sie waren aus granitähnlichem Stein gemeißelt, und es hatte drei volle Tage gedauert, bis sie mit dem Energieschneidstrahler eine mannsgroße Vertiefung aus der Säule hatten schneiden können. Das riesige Amphitheater war besonderen
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