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LaNague 03 - Der Staatsfeind

LaNague 03 - Der Staatsfeind

Titel: LaNague 03 - Der Staatsfeind
Autoren: F. Paul Wilson
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Menge gereizt und nervös waren, hielten ihre Waffen schußbereit. Die meisten von ihnen waren junge, auf Throne geborene Männer, die angesichts der schlechten Situation auf dem Arbeitsmarkt ihres Heimatplaneten freiwillig in den Militärdienst getreten waren. Ihre Ausbildung und Kampferfahrung hatte sich bis zu diesem Tag auf kurze Kurse in holographischen Simulatoren beschränkt. Die Bewohner Neekas waren für sie nichts weiter als dumme Bauern, die ihr Leben damit vergeudeten, im Dreck zu wühlen, weil sie es nicht besser wußten; aber die Soldaten wußten auch, daß diese Leute ein zäher Haufen waren. Sie verfügten zwar über die entsprechenden Waffen, aber dafür waren ihnen die Einheimischen zahlenmäßig weit überlegen. Es war daher kaum verwunderlich, daß sie ziemlich unsicher und voll Unbehagen auf die näherkommende Menschenmenge blickten.
    »Keinen Schritt weiter!« durchschnitt die Stimme auf dem Gebäude die Nachtluft. »Bleiben Sie stehen, wo Sie sind, oder die Wache wird gezwungen sein, zu schießen, um das Eigentum des Imperiums zu schützen!«
    Die Menge drängte unbeirrt weiter vor. »Zurück nach Throne, macht euch davon!«
    Ein Lieutenant rief seinen Männern einen Befehl zu. »Vergewissert euch, daß alle Waffen nur auf Betäubung eingestellt sind – wir können heute abend keine Märtyrer gebrauchen!« Er warf einen flüchtigen Blick auf den wütenden Mob, der ihn jetzt fast erreicht hatte, und ergänzte dann: »Feuert, wenn ihr es für richtig haltet!«
    Dichte, intensive Ultraschallstrahlen prallten auf die vorderen Reihen der Menge und zeigten sofortige Wirkung. Diejenigen, die von der Welle der unhörbaren Laute getroffen wurden, begannen, sich auf dem Boden zu krümmen und winden. Die speziell für das menschliche Nervensystem hoch angesetzten Mikroschwingungen richteten ein Chaos in der Impulsübertragung im Nervenzytoplasma an. Als die ersten zuckend und in Krämpfen zu Boden fielen, wurden die Nachfolgenden nach vorn gedrückt und stolperten über ihre bereits am Boden liegenden Kampfgenossen. In kürzester Zeit brach die gesamte Marschordnung zusammen.
    Ihrer Stoßkraft beraubt, wich die Menge zurück und begnügte sich dann in sicherer Entfernung mit verbalen Attacken. Die Soldaten stellten das Feuer ein, hielten ihre Waffen aber weiterhin schußbereit. Nach kurzer Zeit hatten sich die am Boden liegenden Aufrührer erholt, standen unsicher auf und stolperten zurück zu ihren Freunden.
    Alle, außer einer jungen Frau.
    Liza Kirowicz atmete nicht mehr. Man würde später feststellen, daß sie an einer nicht erkannten und bis dahin asymptomatischen Krankheit gelitten hatte, die das Myelin des Zentralnervensystems zerstörte. Die daraus resultierende, überempfindliche Reaktion auf die Lähmungsstrahlen im Ultraschallbereich führten zu einer vorübergehenden Paralyse der Atmungszentrale im Zwischenhirn. Ohne Sauerstoff wurde die vorübergehende Lähmung permanent. Liza Kirowicz war tot.
    Beide Seiten bedauerten den ungewollten Zwischenfall als tragischen und unvorhergesehenen Unglücksfall. Aber das bedeutete keinen Trost für Lizas Vater, den die Nachricht vom Tod seiner erst nach einem vollen Standardjahr auf der Erde erreichte. Er begann augenblicklich nach Mitteln und Wegen zu suchen, wie er sich am Imperium rächen konnte. Und als Peter LaNague davon erfuhr, wußte er, daß endlich die Zeit zum Handeln gekommen war.

 
Teil eins
Der Nihilist

 
Das Jahr der Schildkröte
     
I
     
    »Und du? Wogegen rebellierst du?«
    »Was hast du anzubieten?«
    The Wild One
     
    Heute abend würde ein Mann sterben.
    Der hagere blonde Mann saß in der Dunkelheit und dachte darüber nach. Lange, bevor er nach Throne gekommen war, hatte er schon gewußt, daß ihre Sache Leben kosten würde, aber er hatte bei allem, was ihm heilig war, versprochen – ja, geschworen –, daß niemand durch seine Hand oder sein Wort sterben würde. Und jetzt, heute abend, war alles ganz anders.
    Er hatte den Tod eines Menschen angeordnet. Und dieser Gedanke war ihm verhaßt.
    Während Kanya und Josef, die in der Dunkelheit nur als Schatten zu erkennen waren, hinter ihm mit ihren Lockerungsübungen beschäftigt waren, saß der blonde Mann regungslos da und starrte aus dem Fenster vor ihm. Es lag nicht sehr hoch, denn die Städte auf den Außenwelten dehnten sich eher in die Breite als in die Höhe aus, und die Städte auf Throne, dem ältesten Planeten der Außenwelten, bildeten keine Ausnahme. Es war Abend, und
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