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Lamarchos

Lamarchos

Titel: Lamarchos
Autoren: Jo Clayton
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hielt sie inne. „Olelo?“
    „Man hört.“
    „Der Regen. Kann man etwas dagegen tun? Ich frage, weil die, die jetzt kommt, auch ohne zusätzliche Probleme schwierig genug sein wird.“
    Ein winziges Glucksen gurrte an ihrem Ohr. „Man kann.“
    In ihrem Vergnügen mit den heiteren Elementarmächten, die diese Welt bevölkerten, lächelnd, drückte Aleytys auf die Taste und betrat die Schleuse.

 
2
     
    Die Pferde standen mit hängenden Köpfen da, sporadisch zuckten ihre Schweife zu den nackten Flanken hin. Man hatte sie hart angetrieben, ihr Blick wirkte gehetzt, und das entfachte tief in ihr Ärger. Sie ging zu Maissas Gespann und berührte die lange, vom Regen geglättete Mähne, die in der feuchten Hitze der Sonne, die wie eine zerdrückte Orange hinter dem zinnoberrot angehauchten Dunst am westlichen Weltenrand hinabsank, schwach dampfte. Das Tier zuckte nervös zurück, dann beruhigte es sich unter ihren Händen.
    Aleytys besänftigte die Pferde, summte ihnen etwas vor, während ihr Zorn heißer brodelte; ihre Finger glitten über Striemen und rissige Schnitte, verhielten, nahmen den Schmerz. Mit zusammengepreßten Lippen beobachtete sie die leere Schleusenöffnung, die herunterhängende Leiter und wartete darauf, daß Maissa erschien; sie dachte an das, was ihr Stavver gesagt hatte. Die Pferde spürten ihre Unruhe, stampften auf den rauhen Boden und wieherten unbehaglich. Abrupt wandte sie sich zu Kale um. „Warum?“
    Er zuckte mit den Schultern und stieg vom Kutschbock des anderen Wagens herunter; sein klotziger Körper bewegte sich mit der angespannten Disziplin einer jagenden Katze. „Der Kapitän mag die Nässe nicht.“
    „Und du?“
    Er legte seine große, starke Hand auf die Flanke des linken Pferdes seines Gespanns. „Würde ich meine eigenen Füße peitschen?“ Dann richtete er sich plötzlich starr auf, seine Augen waren auf gleicher Höhe mit den ihren, flach, dunkel, plötzlich ärgerlich. Alles an ihm sah wie von der Zeit poliert aus, von Wollen und Tun zu einem Glanz gebracht, der beinahe lässig Bestrafung verstrahlte. Die stilisierten Bilder jagender Katzen, die an Armen und Brust emporstiegen, die blauen Katzengesichter, die auf seinen breiten, hohen Wangenknochen die Zähne fletschten – sie paßten zu seinem katzenhaften Flair, obwohl es nicht seine Sippenzeichen waren, sondern geschickte Fälschungen wie jene, die sie selbst und der Rest der Gruppe trugen. Er starrte auf ihr Profil, aufkeimender Zorn drängte sich hinter der Maske hervor. „Laß ihn laufen“, sagte er.
    Aleytys runzelte die Stirn. „Was?“
    Ein Zischlaut explodierte zu einem Fauchen. Er machte einen Schritt auf sie zu, seinen Körper auf den Zehen nach vorn geneigt, ein Arm kam hoch, ein stramm zitternder Finger stieß nach dem Tier, das auf ihrer Schulter saß. „Den Sprecher. Das.“ Wieder stieß der Finger vor. „Ich weiß nicht, wie du ihn gefangen hast, Frau, aber nur eine Gikena – eine wirkliche Gikena, Frau – kann ihn behalten. Dummkopf!“ Seine Hand zuckte in einem unregelmäßigen Kreis herum, der das Schiff, die Wagen und den fernen Rand des Horizonts umfaßte. „Willst du alles kaputtmachen?“ Seine Augenlider senkten sich, bedeckten die Augen. „Laß ihn laufen.“
    „Du nennst mich einen Dummkopf?“ schnaubte Aleytys. „Gebrauche deine Augen, Kaie. Warum hast du uns von diesen Tieren und ihrer Verbindung zu den Gikenas nichts erzählt?“
    Er senkte seinen Arm. „Warum etwas sagen, wenn man doch nichts damit anfangen kann?“ Aggressiv stieß er seine Daumen hinter den breiten Gürtel, der auf seinen Hüften ruhte, und beobachtete sie durch schmale Augen.
    Das Schweigen zwischen ihnen spannte sich an, eine wortlose Konfrontation, ein Widerstreit um die Vorherrschaft über den anderen. Wie ein Gestank in ihrer Nase, so fühlte Aleytys die Falschheit in ihm. Einige streng gehütete Ziele, die zu erreichen, er sie alle als Leitersprossen benutzte. Sie fühlte kaltes Mißtrauen in sich aufblühen und behielt ihre eisigen, blaugrünen Augen fest auf ihn gerichtet und schleuderte ihm ihre Sicherheit und Kraft entgegen. Nach einer Minute fluchte er und sah weg.
    „Nein!“ sagte sie leise. „Du hast es uns nicht gesagt. Das war dumm, Kale. Maissa hätte etwas getan. Was hast du damit bezweckt? Wer hätte mir ohne den Sprecher geglaubt, daß ich eine Gikena bin? Dumm!“
    Die langen Muskeln an seinem Hals schwollen an, aber er hielt seinen Blick finster auf den Boden
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