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Laktose-Intoleranz

Laktose-Intoleranz

Titel: Laktose-Intoleranz
Autoren: Thilo Schleip
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Ursache für eine Laktose-Intoleranz ist ein primärer bzw. erworbener Lactasemangel. Bei dieser Form nimmt die Lactase-Aktivität im Dünndarm natürlicherweise mit zunehmendem Alter kontinuierlich und unwiederbringlich ab. In der Regel ist die Lactase-Aktivität nach der Geburt und in den ersten Lebensmonaten am höchsten. Innerhalb der nächsten fünf Jahre verringert sich die Lactaseproduktion am deutlichsten, bis sie dann im Erwachsenenalter nur noch ungefähr ein Zehntel der ursprünglichen Aktivität aufweist. Ältere Menschen vertragen daher Milchprodukte generell schlechter als junge.
Natürlicher Vorgang
    Die mit dem Alter zunehmende Intoleranz gegenüber Milchzucker ist ein völlig natürlicher Vorgang, der bei fast jedem Menschen beobachtet werden kann. Nach Meinung einiger Wissenschaftler hat die Natur die Lactase-Aktivität nur eingerichtet, um Säuglingen während der Stillzeit die Aufnahme von Nahrung in Form von Muttermilch zu ermöglichen. Dies würde erklären, warum die menschliche Enzymproduktion bereits nach wenigen Monaten abnimmt.
    Entscheidend ist also nicht, ob sich die Lactaseproduktion verringert, sondern in welchem Maße. Man kann hier zur groben Orientierung drei Stufen unterscheiden:
    Die Lactase-Aktivität lässt mit dem Alter natürlicherweise nach.
Bei ausgeprägeter Laktose-Intoleranz verträgt man lediglich 1–4 g Laktose/Tag.
Wird 5–8 g Laktose/Tag toleriert, ist das eine mittlere Laktose-Intoleranz.
Verträgt man 9–12 g Laktose, ist die Milchzucker-Unverträglichkeit nur leicht ausgeprägt.
    Das Gegenteil des primären Lactasemangels, die Veranlagung zur Beibehaltung der Lactaseproduktion, wird als genetisch bedingte Fähigkeit einer Minderheit der Weltbevölkerung angesehen. Die uneinheitlichen Ernährungsgewohnheiten der verschiedenen Völker sorgen aber für unterschiedliche Auswirkungen.
    Eine neue, den Anforderungen der modernen Lebensweise angepasste »Lebensmittelkultur« führt besonders in westlichen Industriestaaten dazu, dass der primären Laktose-Intoleranz eine immer größer werdende Bedeutung zugeschrieben werden muss.
Der sekundäre Lactasemangel
    Bei dieser Form der Milchzucker-Unverträglichkeit, die auch als »transistorische Laktose-Intoleranz« bezeichnet wird, ist der Enzymmangel als eine Begleiterkrankung einer – meist schweren – Darmerkrankung anzusehen. Der sekundäre Lactasemangel entsteht in der Regel als Folge von Magen- oder Darmerkrankungen wie Zöliakie, Morbus Crohn, Colitis ulcerosa oder akuter Gastroenteritis. Auch nach Operationen im Magen- oder Darmbereich, besonders beim Entfernen von Teilendes Dünndarms, kann eine sekundäre Laktose-Intoleranz entstehen.
Medikamente
    Eine weitere Ursache für diesen Enzymdefekt kann in der Einnahme von chemischen Substanzen, insbesondere von Antibiotika und Zytostatika, liegen. Auch eine häufige Behandlung mit Röntgenstrahlen sowie Alkoholmissbrauch können für die Ausbildung dieser Form der Milchzucker-Unverträglichkeit verantwortlich sein. Da die Lactase in der äußersten Schicht der Darmschleimhaut lokalisiert ist, ist sie auch am »verwundbarsten«. Bereits kleine Entzündungsherde im Dünndarm reichen aus, um die Enzymaktivität und dam it die Verträglichkeit von Milchzucker spürbar zu beeinträchtigen.
    Die sekundäre Laktose-Intoleranz muss nicht zwangsläufig ein Leben lang bestehen. In Abhängigkeit von der Grunderkrankung, die diesem Enzymmangel vorausgeht, können die Symptome bei einem fortschreitenden Heilungsprozess wieder abklingen.
    Vor allem Antibiotika und Zystostatika können zu einem Lactasemangel führen.
Weitere Unverträglichkeiten
    Weitere Lebensmittel-Unverträglichkeiten wie Histamin- und Fructose-Intoleranz (siehe S. →  55 ) können die Verträglichkeit von Milchzucker ebenfalls herabsetzen. Sie treten in der Mehrzahl der Fälle zusätzlich zur Laktose-Intoleranz auf und sollten bereits bei geringstem Verdacht parallel abgeklärt werden.
Reizdarmsyndrom
    Auch ein Reizdarmsyndrom kann dazu führen, dass die Darmschleimhaut und damit die Lactase-Aktivität beeinträchtigt werden. Häufig lässt sich im Nachhinein nicht mehr ermitteln, ob Reizdarm oder Laktose-Intoleranz zuerst vorlag. Haben sie sich aber erst einmal etabliert, so verstärken sie sich gegenseitig. Eine langwierige Ursachensuche kann die Folge sein.
Der kongenitale Lactasemangel
    Bei dieser äußerst seltenen Form der Laktose-Intoleranz handelt es sich um einen angeborenen, das heißt kongenitalen
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