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Lady Sunshine und Mister Moon

Lady Sunshine und Mister Moon

Titel: Lady Sunshine und Mister Moon
Autoren: S Andersen
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dass Jones jetzt schon wieder auf dich aufmerksam wird, ist das Letzte, was du willst.“
    Doch es war zwecklos. Der junge Hund veranstaltete ein Riesentheater. Die stakkatoartigen scharfen Töne, die seiner Kehle entwichen, hörten sich an wie ein Maschinengewehr.
    Die Schmerzen in Carlys Kopf und dem geschwollenen Knöchel steigerten sich mit Rufus Hysterie. „Ruhig!“, flüsterte sie, wie sie es in der Hundeschule gelernt hatten.
    Ein Befehl, der bei Rufus fehlschlug.
    „Verdammt noch mal, Rufus, du bringst uns in große Schwierigkeiten.“ Wütend darüber, dass sie dieser Gedanke so einschüchterte, erhob sie die Stimme. „Ruhig!“
    Der Welpe bellte weiter.
    Ja, klar. Herr Oberschlau hatte Rufus mit einem einzigen Wort zum Verstummen gebracht. Lag wahrscheinlich an seiner dunklen Stimme. Aber trotzdem … Wie war das noch mal?
    „ Zits! “, blaffte sie wütend und fühlte sich dabei wie eine Idiotin.
    Und zu ihrer Begeisterung hörte das Bellen auf. Rufus kam angerannt, um sie in freudiger Erwartung anzustarren.
    „Oh Gott“, flüsterte sie und lachte. „Oh Gott! Du stehst auf so etwas, hm? Ich wusste , dass Jones Deutsch spricht. Ich meine, das war doch Deutsch, oder?“ Sie schüttelte ungeduldig den Kopf. „Ach, wen kümmert’s?“ Sie streckte die Hand aus, um Rufus davon abzuhalten, sich auf dem Boden zu wälzen, und kraulte ihm stattdessen den Kopf. „Braver Hund! Braver, braver Hund!“
    Buster drängte nun seinerseits Rufus von ihr weg und platzierte seinen Kopf unter ihrer Hand, während der jüngere Hund zur Seite stolperte.
    „Ja, du auch“, erklärte sie, amüsiert darüber, wie Buster trotz Rufus’ um Aufmerksamkeit heischender Art seine Streicheleinheiten einforderte. Sie streichelte den älteren Hund zwischen den Ohren. „Carlys Hunde sind alle beide gute, brave Jungs.“
    Sie schob die Tiere vorsichtig von sich weg und erhob sich sichtlich weniger erschöpft. Wenigstens die Pfütze würde sie wegwischen und die gröbsten Spuren des Kissenmassakers beseitigen. Der Rest würde bis morgen warten müssen.
    Und dann schoss ihr beim Anblick ihrer Tiere ein Gedanke durch den Kopf, der sie zum Lachen brachte. „Wisst ihr was, Kinder? Es sieht so aus, als wären wir dank des Blödmanns von nebenan einen großen Schritt weiter gekommen. Vielleicht ist der Kerl am Ende gar nicht so überflüssig.“
    Als Wolf seine Wohnung betrat, läutete das Telefon. Er ignorierte es, während er unruhig von Zimmer zu Zimmer wanderte und seine Sachen auszog, die er nicht mit der üblichen Sorgfalt ablegte wie sonst. Er warf das Jackett über einen Stuhl in der Küche. Dann löste er den Krawattenknoten, zog sich die Krawatte über den Kopf und warf sie in Richtung Nachttisch. Als sie an der Leselampe hängen blieb, ignorierte er die möglichen Schäden, die die teure Seide bei dieser Behandlung davontragen könnte. Stattdessen führte ihn sein Weg erneut ins Wohnzimmer. Die Knöpfe des Hemds öffnete er im Gehen. Eine nervöse Verstimmung hatte Besitz von ihm ergriffen. So wie er jetzt musste sich ein Rodeoreiter vor einem Ritt fühlen. Himmel! Was war denn nur los mit ihm? Er verstand es einfach nicht.
    Na gut, das stimmte nicht ganz. Er wusste eigentlich haargenau, was sein Problem war. Oder, um präzise zu sein, wer sein Problem war.
    Carly Jacobsen.
    „Mist!“ War es die Heimsuchung von nebenan oder das blöde Telefon, das trotz der späten Stunde bimmelte, was ihm so auf die Nerven ging? Obwohl er keine Lust hatte, ging er schließlich zum Küchentresen, nahm den Hörer ab und blaffte: „ Was ist denn?“
    „Wolfgang, bist du das?“
    „ Mom?“ Seine Mutter war wirklich die Letzte, die er am anderen Ende der Leitung erwartet hatte. Sie gehörte nicht zu den Menschen, die bis Mitternacht aufblieben – und in La Paz in Bolivien, wo sie und sein alter Herr sich im Augenblick aufhielten, war es sogar noch später. Der kabellose Hörer drückte gegen seine Schulter, während er nur mit halbem Ohr ihren Höflichkeitsfloskeln zuhörte, mit der sie jedes Telefongespräch begann. Er zog seinen Hemdzipfel aus dem Hosenbund, schlüpfte aus dem Hemd und schleuderte es in Richtung Ledercouch. Doch schon auf halbem Weg landete es auf dem Holzfußboden. Er achtete nicht weiter darauf, sondern starrte gegen die Wand, die seine Wohnung von der Nachbarwohnung trennte.
    Verflucht. Seine Nachbarin irritierte ihn mit ihrem Mangel an Organisationstalent, ihren prompten Meinungsäußerungen, ihrer Schlampigkeit,
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