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Lady Punk - Roman

Lady Punk - Roman

Titel: Lady Punk - Roman
Autoren: Beltz & Gelberg
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war ein prachtvolles Bild. Sie überlegte, wie man es nennen sollte, wie sie sich nennen sollte. Sie entschied sich für Queen of American Heaven. Das war gut. Sie strich sich das Haar hinter das linke Ohr, dass der Goldring auch gut zu sehen war. Die andere Seite zupfte sie tief ins Gesicht. Der Pony reichte ihr bis auf die dunklen Augenlider.
    Terry ging ganz nah an die Schaufensterscheibe heran. Es war ein Pelzgeschäft mit der spärlichen Sommerdekoration. Die Ausstellungsfläche war mit schwarzem Samt ausgeschlagen. Mittendrin schwebte die Queen of American Heaven. Sie war sehr schön.
    »Hey«, sagte Terry, als sie McDonald’s betrat. Sie nahm mit einem Blick auf, wer alles da war. Es war nicht so voll wie sonst. Viele waren schon am letzten Schultag fortgefahren. Und einige waren sonst auch nur im McDonald’s, weil es der Treffpunkt nach der Schule war und man sich dort gut durchschnorren konnte. McDonald’s war heute also voller Leute, die sonst nichts Besseres zu tun hatten.
    Terry ging zur Theke, wo sie heute nicht Schlange stehen musste. Sie wählte einen McRib, Pommes natürlich und eine Cola. Sie bezahlte mit einem Hundertmarkschein. Es tat Terry immer Leid, hundert Mark einzuwechseln. Wenn sie dann das Kleingeld in der Tasche hatte, war ihr, als sei das nichts mehr wert. Sie war nervös, wenn sie keinen Hunderter mehr bei sich hatte.
    Terry entschied sich, nach oben zu gehen. Von dort konnte man gut die Straße beobachten. Sie setzte sich zu zwei Jungen an den Tisch, die sie entfernt kannte, ebenfalls von der Schule her. Der eine trug ganz schwarze Sachen, und daran erkannte ihn Terry auch, weil es derjenige war, der immer schwarze Sachen trug und deswegen auch »der Schwarze« genannt wurde. Der andere trug eine entsetzliche Krankenkassenbrille. Er hieß Brille.
    Terry fragte nicht lange, sie sagte: »Hey«, und saß schon. Sie merkte, wie die Jungen verlegen wurden, Brille bekam sogar einen roten Kopf. Es war komisch, zu sehen, wie sich seine Ohrmuscheln, die zwischen den kurz rasierten Haaren auffallend abstanden, dunkel färbten.
    Die Jungen grinsten. »Hey«, sagten sie auch. Es tat Terry gut, sie verlegen zu sehen. Sie fühlte sich dadurch stärker.
    Auch wenn es wegen der engen Hosenbeine schlecht ging, legte Terry ein Bein über das andere. Ihr Fuß ragte in den Durchgang zwischen ihrer Bank und der nächsten Sitzgruppe hinein. Die Fußsohle war sehr schmutzig.
    »Bist du nicht die, mit der Tom Wiesner was hatte?«, fragte Brille.
    »Wieso?«, fragte Terry zurück. Sie war froh, dass sie nicht mit der Wimper zuckte, als sie diesen Namen hörte.
    »Der erzählt das überall herum«, sagte Brille.
    »Guter Anfang ist die halbe Wahrheit«, sagte Terry.
    »Ich hab was anderes gehört«, sagte der Schwarze.
    »Und was denn?«, fragte Terry.
    »Dass du eiskalt bist«, sagte der Schwarze. »Also, wortwörtlich hat er gesagt, dass du so cool bist, dass du Eiswürfel pinkelst.«
    »Wer hat das gesagt?«, fragte Terry lässig. »Dieser Tom?«
    »Derselbige«, sagte der Schwarze.
    »Was heute nicht richtig ist, kann morgen ganz falsch sein«, sagte Terry. Die beiden grinsten wieder. Sie wussten aber nichts darauf zu sagen, und Terry war erleichtert, denn sie konnte nicht stundenlang Sprüche klopfen. Sie kümmerte sich um ihre Pommes, riss die Packung Ketchup auf und spritzte das Tomatenzeug über die Kartoffeln.
    Die Jungen waren schon fertig mit Essen, machten aber keine Anstalten zu gehen. Sie lehnten sich zurück. Der Schwarze holte Zigaretten aus seiner Hosentasche und Brille schnorrte eine. Der Schwarze bot Terry aus der ziemlich zerknautschten Packung an.
    »Ich habe vor zwei Monaten aufgegeben«, sagte Terry und die Jungen waren voller Bewunderung.
    »Das würde ich nie schaffen«, sagte der Schwarze.
    Brille sagte: »Ich habe es schon tausendmal versucht, aber länger als zwei Stunden halte ich es nicht aus.«
    »Vor den Erfolg haben die Götter den Schweiß gesetzt«, sagte Terry. »Aber hinter den Schweiß noch lange nicht den Erfolg.« Sie war nun sicher, dass sie zwei Fans gewonnen hatte, und überlegte, wie sie sie einsetzen konnte.
    Zunächst trank Terry ihre Cola leer. Dann hatte sie eine Idee, in die sie aber investieren musste. Sie wischte sich das Ketchup von Mund und Fingern und stand auf. »Bin gleich wieder da«, sagte sie.
    Terry ging in den unteren Stock und bestellte drei Sundae-Eisbecher. Einen mit Vanille und zwei mit Erdbeer. Sie hasste es, Geld für andere auszugeben, aber
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