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Lady Lavinias Liebestraum

Lady Lavinias Liebestraum

Titel: Lady Lavinias Liebestraum
Autoren: Mary Nichols
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Boden liegen, während die Menschen sich um ihn scharten und James’ Phaeton nach etlichen Metern endlich zum Stehen kam.
    Lavinia hatte das Geschehen wie gelähmt mit angesehen und brach gänzlich geschockt in Tränen aus, als man verkündete, Wincote sei tot. In diesem Augenblick eilte James auf sie zu. “James!”, rief sie und lief ihm schluchzend entgegen. “James!”
    Nach einer kurzen Umarmung brachte er Lavinia rasch zu der Stanmore-Kutsche zurück, um, noch selbst ganz benommen von dem Unfall, nach Lord Wincote zu sehen. Er machte sich große Vorwürfe, ihn getötet zu haben, doch Major Greenaway versicherte ihm, dass der Mann es nicht besser verdient habe und es überdies ein Unfall gewesen sei. Als die Konstabler aus der Bowstreet eintrafen, um den Toten fortbringen zu lassen, bat James den Freund, den Phaeton nach Corringham House zu bringen, und kehrte zu Lavinia zurück, die fröstelnd in der Kutsche saß. Ihr Antlitz war, so viel vermochte er dank des Laternenlichtes zu erkennen, kreidebleich.
    “Lavinia, meine Liebe, wie geht es dir?”, fragte er besorgt, derweil er ihr seinen Frackrock um die Schultern legte.
    “Jetzt, wo du bei mir bist, fühle ich mich bereits viel besser.” Sie reichte ihm die Hand, als er neben ihr Platz genommen hatte. “Mein tapferer Ritter – bist du gekommen, um mich zu befreien?”, fragte sie, wobei sich ein zartes Lächeln um ihren Mund andeutete.
    “Irgendjemand musste dich doch aus dieser misslichen Lage retten”, erwiderte James mit seinem ihr so vertrauten Grinsen und klopfte gegen die Fensterscheibe vor ihm, um Tom zu bedeuten, er möge losfahren. “Nach Corringham House!”
    “Zu dir?”, fragte sie verwundert. “Du meinst doch sicher Stanmore House.”
    “Nein. Bevor wir dem Duke of Loscoe und Stiefmama entgegentreten, die vermutlich tausend Fragen haben werden, und wir uns den Festlichkeiten des verbliebenen Abends widmen, sollten wir uns nach all den Begebenheiten etwas Ruhe gönnen. Außerdem möchte ich dir, wie bereits angekündigt, etwas sagen.”
    “Oh.”
    “Ich hatte dich ausdrücklich darum gebeten, keine Dummheiten zu machen. Warum bist du nicht einfach im Ballsaal geblieben?”
    “Ich brauchte einen Moment Ruhe, um nachzudenken.”
    “Über Wincote?”
    Sie schüttelte den Kopf. “Ich hatte ihm bereits vor zwei Wochen einen Korb gegeben. Nein, ich wollte vielmehr über meine Zukunft nachdenken, darüber, was ich nach dem Theaterstück beginnen würde.”
    “Du hattest ihn längst zurückgewiesen?”, erkundigte er sich höchst erstaunt. “Warum hast du mir nichts davon erzählt?”
    “Ich habe es mehrmals in Erwägung gezogen, auch versucht, es dir zu sagen, doch wir wurden unterbrochen. Und als ich annehmen musste, dass du dich in Lady Rattenshaw verliebt hast … Stell dir vor, Lord Wincote deutete an, sie habe versucht, ihm das Leben schwer zu machen. Was meinte er nur?”
    “Lavinia, Sir Percy und ich haben die Frau – sie ist eine Schauspielerin – auf Wincote angesetzt, weil wir von Anfang an vermuteten, er sei ein Mitgiftjäger. Sie hatte gehofft, ihn zu betören und ihm auf diese Weise Geheimnisse zu entlocken. Offensichtlich hat Wincote sie jedoch durchschaut. Zum Glück hat er ihr nichts zuleide getan. Aber sagtest du nicht eben, du musstest annehmen, ich sei in die Dame verliebt? Wie kommst du nur darauf?”
    Lavinia schaute unsicher zu ihm auf. “Bist du es nicht? Ich habe zumindest damit gerechnet, dass du mir nach der Vorstellung verkündest, du seiest in Lady Rattenshaw oder in eine andere Frau verliebt.”
    “Du lieber Himmel, nein! Was hat dich auf einen solch abwegigen Gedanken gebracht?”
    “Ihr habt in letzter Zeit recht oft die Köpfe zusammengesteckt und euch recht vertraut gegeben … ach, ich weiß nicht, ich war wohl etwas durcheinander.”
    “Oh Lavinia, Lavinia, wie kommst du nur darauf, ich könnte jemand anders lieben als dich? Ich denke Tag und Nacht an dich. Ohne dich könnte ich nicht sein …”
    Ihr wurde schwindlig vor Glück, und das Herz schlug ihr bis zum Hals. “Nicht ohne deine Schwester?”, hörte sie sich fragen.
    “Nein, du Dummchen”, erwiderte er und ergriff ihre beiden Hände. “Ich liebe dich, wie ein Mann eine Frau liebt, ich habe dich schon immer geliebt – seit du eine zu allerlei Streichen aufgelegte und eigensinnige Sechzehnjährige warst.”
    Grinsend entzog sie ihm eine Hand und stupste ihn neckisch an. “So war ich niemals!”
    “Du bist noch immer ein
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