Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lady Lavinias Liebestraum

Lady Lavinias Liebestraum

Titel: Lady Lavinias Liebestraum
Autoren: Mary Nichols
Vom Netzwerk:
schließlich.
    “Jetzt, meine Liebe, sind Sie wieder Sie selbst, setzen ein Lächeln auf und fühlen sich ausgezeichnet. Sie haben viel Beifall für Ihre Aufführung geerntet und werden den Mann heiraten, den Sie lieben. Stimmen Sie mir zu?”
    “Ja.” Sie lächelte willenlos, wurde jedoch augenblicklich unruhig, als er sie aus der Bibliothek hinausgeleiten wollte.
    Im Entree stand plötzlich James vor ihnen. “Lavinia! Gott sei Dank, dass ich dich endlich gefunden habe.”
    “Sie können mir zu meinem großen Glück gratulieren, Lord Corringham”, erklärte Lord Wincote eilfertig und zog mit einem triumphierenden Lächeln Lavinia näher an sich. “Wir wollten gerade in den Ballsaal zurückkehren, um unsere Verlobung bekannt zu geben.”
    “Oh, das werden Sie nicht tun! Lavinia, sag ihm, dass er sich in einem schweren Irrtum befindet!”, rief James entsetzt aus. “Wincote, Sie sind ein ausgemachter Scharlatan!”
    “Hüten Sie Ihre Zunge, Mylord!”, warnte sein Widersacher ihn. “Ihre Beleidigung könnte Folgen haben.”
    “Nicht wenn ich meine Anschuldigung beweisen kann.” James wandte sich zu Lavinia. “Mach keine Dummheit. Wenn du mich liebst, dann sag endlich etwas.”
    Sie schaute zu ihm auf und lächelte verklärt. “Ich heirate den Mann, den ich liebe.”
    James konnte nicht glauben, was er hörte, und ergriff ihre Hand. Sie jedoch entzog sich seiner Berührung, was ihm wie ein Schlag ins Gesicht anmutete.
    “Corringham, ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie uns aus dem Weg gingen”, sagte Wincote ruhig. “Wir werden erwartet. Sie können uns gern Gesellschaft leisten, wenn Sie es wünschen, aber nur unter der Bedingung, dass Sie Lady Lavinia, die in Kürze meine Gemahlin sein wird, nicht länger belästigen.”
    Wütend wie nie zuvor, erhob James die Faust gegen Wincote, doch Major Greenaway fuhr gerade rechtzeitig dazwischen. “Nein, James, das ist der falsche Weg”, sagte er und warf Lord Wincote einen sehr ernsten Blick zu. “Mylord, hier ist jemand, der Ihnen nicht unbekannt sein dürfte.” Er wandte sich um und winkte Mr. Tribble zu sich.
    Kaum wurde Lord Wincote des Mannes ansichtig, zerrte er Lavinia in Richtung Eingangstür. “Kommen Sie, Mylady. Ich habe meine Meinung geändert. Wir werden doch nicht in den Ballsaal zurückkehren.”
    Er schlüpfte so flink mit ihr nach draußen, dass Major Greenaway und James ihn nicht mehr rechtzeitig ergreifen konnten. Zu ihrem Unglück sprang der Flüchtige mit Lavinia in die Karosse der Stanmores, die noch vor dem Haus stand, und ehe James es sich versah, spornte Lavinias Stallbursche Tom die Pferde an und preschte davon. Als James und sein Freund endlich den Phaeton erreicht hatten, war die Familienkutsche im Dunkel der angebrochenen Nacht verschwunden.
    Zunächst fuhren die beiden Gentlemen in Richtung Wincotes Unterkunft, doch alsbald kamen sie zu dem Schluss, er wolle nach Cumberland fliehen. Ihr rasches Vorankommen wurde indes von den zahllosen Anhängern der Königin verhindert, die sich wieder auf den Straßen zusammengefunden hatten, um ihren Erfolg bei dem Prozess lauthals und mit genügend Sekt und Champagner zu feiern. James war verzweifelt. Er fragte sich, ob er Lavinia jemals unversehrt wiedersehen würde.
    Lavinia schwankte zwischen Traum und Wirklichkeit. Sie saß in einer Kutsche, so viel nahm sie wahr, und neben sich sah sie die dunklen Umrisse eines Menschen, den sie nicht erkennen konnte. Denn ein stechender Schmerz in ihrem Kopf hinderte sie daran, sich zu konzentrieren und einen klaren Gedanken zu fassen. Ihre Glieder waren schwer und ihre Züge erstarrt von einem Dauerlächeln. Warum lächle ich bloß?, fragte sie sich. Bin ich glücklich?
    “Lavinia, meine Liebe, du wirst mir vergeben, davon bin ich überzeugt. Du wirst mich verstehen, wenn du wieder ganz bei dir bist.”
    Die dunkle Stimme dröhnte ihr im Kopf. Sie schien seit Stunden auf sie einzureden, hatte ihr gesagt, dass sie bald schlafen gehen könne. Sie hoffte inständig, sie möge all dies hier nur träumen und in wenigen Minuten in ihrem Bett aufwachen, wo Daisy ihr allmorgendlich eine heiße Schokolade kredenzte. Unter großer Anstrengung versuchte sie die Augen zu öffnen, bis sie zu ihrem großen Schrecken feststellte, dass sie bereits geöffnet waren.
    “Der Kopf tut mir weh”, murmelte sie.
    “Das wird sich geben”, erwiderte ihr Entführer. “Du hast mir allerhand Scherereien gemacht, weißt du das? Und Corringham auch. Der Mann ist bei Weitem
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher