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L'Adultera

L'Adultera

Titel: L'Adultera
Autoren: Theodor Fontane
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Inkognito heraustreten wollte. Wenigstens
    Melanie. Sie war noch immer nicht bei Jacobine ge-
    wesen, und wiewohl sie sich, in Erinnerung an den
    unbeantwortet gebliebenen Brief, nicht viel Gutes
    von diesem Besuche versprechen konnte, so mußt'
    er doch auf jede Gefahr hin gemacht werden. Sie
    mußte Gewißheit haben, wie sich die Gryczinskis
    stellen wollten.
    Und so fuhr sie denn nach der Alsenstraße.

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    Schwereren Herzens als sonst stieg sie die mit Tep-
    pich belegte Treppe hinauf und klingelte. Und bald
    konnte sie hinter der Korridorglaswand ein Hin- und Herhuschen erkennen. Endlich aber wurde geöffnet.
    »Ah, Emmy. Ist meine Schwester zu Haus?«
    »Nein, Frau Kommerzien... Ach, wie die gnädige Frau bedauern wird! Aber Frau von Heysing waren hier
    und haben die gnädige Frau zu dem großen Bilde
    abgeholt. Ich glaube ›Die Fackeln des Nero‹.«
    »Und der Herr Major?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte das Mädchen verlegen.
    »Er wollte fort. Aber ich will doch lieber erst...«
    »O nein, Emmy, lassen Sie's. Es ist gut so. Sagen
    Sie meiner Schwester, oder der gnädigen Frau, daß
    ich da war. Oder besser, nehmen Sie meine Karte...«
    Danach grüßte Melanie kurz und ging.
    Auf der Treppe sagte sie leise vor sich hin: »Das ist er. Sie ist ein gutes Kind und liebt mich.« Und dann legte sie die Hand aufs Herz und lächelte: »Schweig stille, mein Herze.«
    Rubehn, als er von dem Ausfall des Besuches hörte,
    war wenig überrascht, und noch weniger, als am
    andern Morgen ein Brief eintraf, dessen zierlich ver-schlungenes J. v. G. über die Absenderin keinen

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    Zweifel lassen konnte. Wirklich, es waren Zeilen von Jacobine. Sie schrieb: »Meine liebe Melanie. Wie hab'
    ich es bedauert, daß wir uns verfehlen mußten. Und
    nach so langer Zeit! Und nachdem ich Deinen lieben, langen Brief unbeantwortet gelassen habe! Er war so reizend, und selbst Gryczinski, der doch so kritisch ist und alles immer auf Disposition hin ansieht, war eigentlich entzückt. Und nur an der einen Stelle
    nahm er Anstoß, daß alles Heil und aller Trost nach wie vor aus Rom kommen solle. Das verdroß ihn,
    und er meinte, daß man dergleichen auch nicht im
    Scherze sagen dürfe. Und meine Verteidigung ließ er nicht gelten. Die meisten Gryczinskis sind nämlich
    noch katholisch, und ich denke mir, daß er so streng und empfindlich ist, weil er es persönlich los sein und von sich abwälzen möchte. Denn sie sind immer
    noch sehr diffizil oben, und Gryczinski, wie Du weißt, ist zu klug, als daß er etwas wollen sollte, was man oben nicht will. Aber es ändert sich vielleicht wieder.
    Und ich bekenne Dir offen, mir wär' es recht, und ich für mein Teil hätte nichts dagegen, sie sprächen erst wieder von etwas andrem. Ist es denn am Ende
    wirklich so wichtig und eine so brennende Frage?
    Und wär' es nicht wegen der vielen Toten und Ver-
    wundeten, so wünscht' ich mir einen neuen Krieg.
    (Es heißt übrigens, sie rechneten schon wieder an
    einem.) Und hätten wir den Krieg, so wären wir die ganze Frage los, und Gryczinski wäre Oberstlieute-nant. Denn er ist der dritte. Und ein paar von den
    alten Generälen, oder wenigstens von den ganz al-
    ten, werden doch wohl endlich abgehen müssen.

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    Aber ich schwatze von Krieg und Frieden und von
    Gryczinski und von mir und vergesse ganz, nach Dir
    und nach Deinem Befinden zu fragen. Ich bin über-
    zeugt, daß es Dir gut geht und daß Du mit dem
    Wechsel in allen wesentlichen Stücken zufrieden bist.
    Er ist reich und jung, und bei Deinen Lebensan-
    schauungen, mein' ich, kann es Dich nicht unglück-
    lich machen, daß er unbetitelt ist. Und am Ende, wer jung ist, hofft auch noch. Und Frankfurt ist ja jetzt preußisch. Und da findet es sich wohl noch.
    Ach, meine liebe Melanie, wie gerne wär' ich selbst gekommen und hätte nach allem Großen und Kleinen
    gesehen, ja, auch nach allem Kleinen, und wem es
    eigentlich ähnlich ist. Aber er hat es mir verboten und hat auch dem Diener gesagt, ›daß wir nie zu
    Hause sind‹. Und Du weißt, daß ich nicht den Mut
    habe, ihm zu widersprechen. Ich meine, wirklich zu
    widersprechen. Denn etwas widersprochen hab' ich
    ihm. Aber da fuhr er mich an und sagte: ›Das unter-
    bleibt. Ich habe nicht Lust, um solcher Allotria willen beiseite geschoben zu werden. Und sieh dich vor,
    Jacobine. Du bist ein entzückendes kleines Weib (er sagte wirklich so), aber ihr seid wie die Zwillinge, wie die Druväpfel, und es spukt dir auch so was im
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