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Lacunars Fluch 02 - Die Prinzen

Lacunars Fluch 02 - Die Prinzen

Titel: Lacunars Fluch 02 - Die Prinzen
Autoren: Jutta Ahrens
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natürlich – er blieb der Neffe des Königs – aber heimtückisch, so wie es die Schleimer und Heuchler zu tun pflegten. Bösartiges Getuschel, schadenfrohes Grinsen – Gaidaron meinte, es bereits zu spüren.
    Ich muss Klarheit haben, dachte er. Und er beschloss, mit dem König zu reden, obwohl er keinen engen Kontakt zu ihm hatte. Ich bin sein Neffe, er wird mich nicht abweisen. Er muss mir die Wahrheit sagen, und wenn sie hart ist, muss ich sie erst einmal schlucken.
    Nachdem er diesen Entschluss gefasst hatte, wurde er ruhiger. Sobald er sich mit den Tatsachen vertraut gemacht hätte, würde er weitersehen. Ich lasse mich nicht zur Seite schieben wie ein lästiges Hindernis!
    Aber König Doron war wegen der Festvorbereitungen zu beschäftigt, um Gaidaron zu empfangen. Avared, ein Kammerdiener, mit dem Gaidaron gute Beziehungen unterhielt, erklärte sich zu einer Auskunft bereit: »Ja, seit heute Morgen ist es kein Gerücht mehr. Der König hat einen Sohn, den er allerdings aus unbekannten Gründen verborgen gehalten hat.«
    Gaidaron vermochte sein Entsetzen kaum zu verbergen. »Wer ist es?«, stieß er hastig hervor.
    »Der Sonnenpriester Jaryn von Fenraond.«
    Der Name traf Gaidaron wie ein Schlag ins Gesicht. »Nein!«, stieß er fassungslos hervor. Außer sich packte er den Kammerdiener bei den Schultern. Mit wildem Blick starrte er ihn an, als müsse sich hinter der ausdruckslosen Miene eine gnädigere Wahrheit verbergen. Aber Avared waren Gaidarons Wutanfälle nicht neu, und er ließ seinen Ausbruch regungslos über sich ergehen.
    »Ein Fenraond«, flüsterte Gaidaron heiser, als spräche er zu sich selbst, und seine Hände glitten kraftlos von dem Mann ab.
    »So scheint es zu sein«, erwiderte Avared kühl. »Jedenfalls wird Doron ihn als seinen Sohn anerkennen. So sieht es das Protokoll vor.«
    Gaidaron starrte ins Leere. »Und mich hat er die ganze Zeit …« Er brach den Satz ab und bedachte den schuldlosen Kammerdiener mit einem tödlichen Blick. Dann drehte er sich um und entfernte sich mit hastigen Schritten.
    Er flüchtete an einen ruhigen Ort im Garten des Mondtempels und ließ sich überwältigt von Zorn und Verzweiflung auf einer niedrigen Mauer nieder. Er fühlte sich, als habe man ihn nackt in eine trostlose Wüste hinausgetrieben. Wie konnten die Götter, denen er diente, wie konnte Zarad, der Mächtige, ihn einfach fallen lassen wie einen Putzlumpen? Man hatte ihn jeder Zukunft, jeder Hoffnung beraubt. Der untreue Geliebte verschwunden, der Thron verloren, die Verbündeten wahrscheinlich abtrünnig geworden. Denn alle, die bisher vor ihm gekuscht hatten, würden sich nunmehr dem wahren Prinzen zuwenden. Weshalb auch sollten sie weiterhin zu einem Verlierer halten?
    Und wer hat mich so gedemütigt, mich von der Macht vertrieben? Ein Ebenbürtiger? Einer, dem ich mich hätte stellen können? Gaidaron stieß ein hilfloses Lachen aus. Nein! Ein armseliger Sonnenpriester, der noch nach seinen Windeln riecht, darf mir alles nehmen. Fließt nicht auch in meinen Adern Fenraond-Blut? Freilich, Fenraond ist verflucht, aber Jaryn ist schwach. Razoreth wird leichtes Spiel mit ihm haben . Ich jedoch hätte ihm die Stirn geboten.
    Eine Weile stierte er vor sich hin. Unheilvolle Gedanken wälzten sich durch seinen Kopf. Was soll ich jetzt tun? Aufgeben oder kämpfen? Aber kämpfen gegen wen? Ich sollte sie alle töten. Im Kampf fallen. Das ist ehrenvoll …
    … und unendlich töricht , ging es ihm sofort durch den Kopf. Soll ich meinen Feinden den Triumph meines Todes gönnen? Er merkte, dass seine Verzweiflung von ihm wich und kaltem Hass Platz machte. Er schöpfte neue Kraft und Zuversicht.
    Die Welt soll noch hören von Gaidaron! Das schwöre ich bei Zarad!

2
    Caelian hatte sich vor den gefährlichen Launen Gaidarons zu Jaryn in den Sonnentempel geflüchtet. Dieser befand sich auf dem Weg zu den Rabenhügeln, um seinen Geliebten Rastafan zu treffen und ihn gleichzeitig wegen seiner Mutter auszufragen.
    Nun wartete Caelian ungeduldig auf Jaryns Rückkehr, denn er vermisste sein gewohntes Umfeld im Mondtempel. Faul lag er auf einer Liege in der Sonne und gab sich trüben Gedanken hin. Suthranna, der Oberpriester, hatte ihm den Aufenthalt im Sonnentempel erlaubt, aber auf die Dauer konnte er hier nicht bleiben. Er sehnte sich nach seiner Küche, wo er Salben und Medizin herstellte, aber auch leckere Gerichte ausprobierte, mit denen er seine Mitbrüder erfreute. Er vermisste den Umgang mit ihnen, das
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