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Lacunars Fluch 02 - Die Prinzen

Lacunars Fluch 02 - Die Prinzen

Titel: Lacunars Fluch 02 - Die Prinzen
Autoren: Jutta Ahrens
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ins Nichts zu blicken. Er kam Caelian vor wie eine atmende Götterstatue. Was tut man ihm hier an?, dachte er. Oder irre ich mich, und er genießt seine neue Würde so selbstverständlich, wie er sie als Sonnenpriester empfunden hat?
    Jaryn hatte ihn nicht einmal mit den Blicken in der Menge gesucht. Nun, dachte Caelian, er braucht mich nicht mehr, der Prinz wurde gefunden. Fortan wird Jaryn königliche Berater haben.
    Der Gedanke drückte Caelian nieder. War Jaryn für ihre Freundschaft verloren? Trennte den Erben des Throns von Jawendor nun eine unüberwindliche Kluft von dem unbedeutenden Mondpriester? Waren ihre gemeinsamen Abenteuer bereits vorbei? Caelian sah der Sänfte, die sich dem Thron Dorons näherte, mit einem Gefühl nach, als entschwinde sie für immer seinen Blicken. Es war wie ein Abschiednehmen.
    Er sah den König Jaryn umarmen. Was geschah hier vor aller Augen? Caelian wähnte sich in einem schlechten Traum. Während er noch überlegte, ob er in den nächsten Tagen versuchen sollte, Jaryn zu sprechen, befiel ihn eine merkwürdige Unruhe. Als er zur Seite blickte, zuckte er zusammen. Statt seines Mitbruders Alric stand Gaidaron neben ihm und lächelte ihn an. »Glaubtest du wirklich, mir zu entkommen, Caelian?«, flüsterte er.
    Diesem brach der Schweiß aus. »Psst! Du störst die Zeremonie«, zischte er leise zurück.
    »Du meinst, die verlogene Zeremonie für einen schwächlichen Zuckerjungen?«
    Caelian schlug das Herz bis zum Hals. »Für diese Worte kann man dich hinrichten.«
    »Es wird sich finden, wer zuerst stirbt«, erwiderte Gaidaron kalt.
    »Was willst du damit sagen?«
    Gaidaron strich ihm sanft über das Haar. »Nichts, Caelian, gar nichts. Ich warte im Tempel auf dich.« Mit diesen Worten glitt er geschmeidig zur Seite und begab sich unauffällig wieder auf seinen Platz neben Suthranna. Caelian aber hatte das Gefühl, in einen Abgrund geblickt zu haben.

4
    Als die Feierlichkeiten im Palast auf dem Höhepunkt angekommen waren und viele bereits betrunken durch die Gänge taumelten, hatte Caelian sich heimlich davongemacht. Noch heute Nacht wollte er die Sache zwischen sich und Gaidaron bereinigen. Es hatte keinen Zweck, vor ihm davonzulaufen. Jedermann tat so, als habe sich nichts geändert. Doch für Gaidaron hatte sich alles geändert, und Caelian wusste das. Er begab sich in Gaidarons Kammer. In seinem Ärmel hatte er einen Dolch verborgen. Er wollte ihn nicht töten, aber wenn es notwendig war, würde er nicht zögern, ihn zu benutzen. Die Überraschung wäre auf seiner Seite, denn Gaidaron würde bei ihm nie eine Waffe vermuten.
    Gaidaron hatte ihn auf dem Fest nicht eine Sekunde aus den Augen gelassen, und Caelian wusste, dass er ihm folgen würde. Tatsächlich dauerte es nicht lange, und Gaidaron stand in der Tür. Er zögerte kurz, als er Caelian entspannt lächelnd auf dem Diwan sitzen sah. Dann schloss er die Tür und kam näher. »Ich sehe, du bist gehorsam geworden«, sagte er und blieb stehen, lässig an einen Pfeiler gelehnt.
    Caelian zuckte die Achseln. »Ganz wie du meinst.«
    Gaidaron hatte trotz seiner zur Schau getragenen Gelassenheit deutlich mit sich zu kämpfen. Die Schläge des Geschicks hatten ihn härter getroffen, als seine Manneswürde ertragen konnte. Caelian gegenüber schwankte er zwischen Nachgiebigkeit und herrischem Gebaren. Das Erstere verbot ihm sein Stolz, aber sein Verstand riet ihm dazu.
    »Die Dinge haben sich geändert, nicht wahr?«, fragte Gaidaron mit einem Blick zur Decke, als stünde dort oben der weitere Verlauf seines Schicksals geschrieben. »Ich nehme an, das freut dich.«
    Caelian hatte auf eine sich abzeichnende endlose Debatte keine Lust. »Dass du Doron nicht beerben wirst, mag dich schmerzen, aber mit uns hat das nichts zu tun. Ich bin nur gekommen, um dir zu sagen, dass es so nicht weitergehen wird.«
    Gaidaron neigte spöttisch den Kopf zur Seite. »Wie soll es denn weitergehen?«
    »Zuerst einmal solltest du dich nicht selbst bemitleiden. Die Welt geht nicht unter, weil du nicht König von Jawendor wirst …«
    »Jetzt bist du es, der abschweift, Caelian«, unterbrach ihn Gaidaron äußerlich gefasst, obwohl Caelians Widerspenstigkeit ihn innerlich zum Kochen brachte. Er wagt es sogar, mich zu belehren! »Was hat das mit uns beiden zu tun?«
    Caelian spürte Gaidarons unterschwellige Wut, aber er hatte nicht erwartet, dass Gaidaron nach den Vorfällen ein Lamm werden würde. »Tatsächlich betrifft es unser Verhältnis nur
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