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Lacunars Fluch 02 - Die Prinzen

Lacunars Fluch 02 - Die Prinzen

Titel: Lacunars Fluch 02 - Die Prinzen
Autoren: Jutta Ahrens
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Und Caelian ist Schönheit wichtig.
    Gaidaron hob den Kopf, seine Augen blickten ins Leere, aber in seiner Erinnerung lebte der erste Tag ihrer Begegnung, als der junge Caelian bei seinem Anblick errötet war. Gaidaron lächelte vor sich hin. Er war schon ein schmucker Kerl gewesen, und nicht nur Caelian hatte er mit seinem Aussehen gefangen, aber dieser war die wertvollste Beute gewesen.
    Die Erinnerung erlosch wie eine ausgeblasene Kerzenflamme. Ruckartig richtete sich Gaidaron auf. Er war nicht der Mann, der so einer Entwicklung ohnmächtig zugesehen hätte. War das Caelian überhaupt erlaubt? Die Tempel waren doch verfeindet? Er musste mit Suthranna darüber sprechen …
    *
    Dessen Antwort fiel sehr kühl aus, einem Neffen des Königs gegenüber beinahe schon unverschämt abweisend.
    »Schon möglich, dass er sich im Sonnentempel aufhält. Ich selbst habe Caelian darum gebeten, Jaryn bei einigen Angelegenheiten zu unterstützen.«
    »Ist das nicht etwas ungewöhnlich, dass die beiden Tempel zusammenarbeiten?«, fragte Gaidaron scheinheilig.
    »Ungewöhnlich, aber notwendig. Kritisierst du meine Entscheidungen?«
    Gaidaron knirschte mit den Zähnen. »Das würde mir niemals einfallen.« Brüsk wandte er sich ab und verließ den Raum ohne ein Wort, was sehr unhöflich war. Doch kaum hatte er die Tür hinter sich zugeschlagen, beschäftigten ihn ganz andere Überlegungen: Suthranna hat mich noch nie so kurz abgefertigt. Diese plötzliche Schärfe verdient Beachtung. Missmutig stapfte er durch die Flure. Was tut sich im Land, wovon ich nichts weiß?
    Nur wenige Tage später sollte er es erfahren. Bis dahin durchlebte er ganz unterschiedliche Gefühlsaufwallungen, die von zerstörerischer Wut bis zu jammervollen Anfällen reichten, weil Caelian sich von ihm abgewendet hatte. Er brauchte ihn, er sehnte sich in jeder Sekunde nach ihm. Er wollte ihn schlagen und küssen, er wollte ihn bestrafen und mit Zärtlichkeiten belohnen. Und am Ende wollte er ihn nur noch in die Arme nehmen. Aber Caelian blieb verschwunden.
    Dann spitzte sich die Sache zu. Merkwürdige Gerüchte geisterten durch die Stadt. Gerüchte, auf die Gaidaron nichts gegeben hätte, wäre da nicht immer wieder das Gerede von einem Prinzen gewesen, der nun gefunden worden sei.
    Sein Mitbruder Endenor, der ihm nebenbei als Sekretär diente, hatte es vom königlichen Aufseher über die Backstube gehört, dieser vom Reitknecht des Haushofmeisters und der vom Verwalter der königlichen Kleiderkammer. Im Palast sprach man von nichts anderem mehr, als von diesem streng gehüteten Geheimnis.
    Gaidaron hatte zuerst nur mit halbem Ohr zugehört, denn das Gerücht gab es schon seit Jahren, aber kein Prinz war jemals aufgetaucht. Doch dann wurde er hellhörig. Zusammen mit den Ereignissen um Caelian und der abweisenden Haltung Suthrannas ergab sich ein neues Muster. Deshalb ließ er Endenor nach einer Weile noch einmal zu sich rufen und fragte ihn, ob er mehr darüber wisse.
    Dieser, geschmeichelt über Gaidarons Aufmerksamkeit, gab gern sein Wissen preis: »Ich kann Euch nur sagen, was ich hier und da aufschnappte, aber es heißt, die Stadt erwarte schon morgen oder übermorgen den neuen Prinzen. Die Vorbereitungen für ein großes Fest sind schon im Gange.«
    Gaidaron erschrak. Wenn sich das Gerücht als wahr erweisen sollte, dann wären alle seine Hoffnungen und Ziele dahin. Aber er ließ sich nichts anmerken. »Man erwartet ihn? Wer ist er? Woher kommt er? Ist er vom Himmel gefallen?«
    Endenor machte ein langes Gesicht, denn mit dieser Auskunft konnte er nicht dienen. »Das ist ein großes Geheimnis. Es soll wohl erst in letzter Sekunde gelüftet werden.«
    Das hörte sich bedrohlich an. Gaidaron wischte sich über die Stirn. Tatsächlich war ihm der Schweiß ausgebrochen. Unwirsch fuhr er Endenor an, er solle keine Vermutungen anstellen. »Ich werde selbst mit dem König sprechen und den Gerüchten ein Ende bereiten«, erklärte er überheblich und entließ den Sekretär.
    Doch kaum war er allein, fiel die Beherrschung von ihm ab. Unruhig und mit langen Schritten durchmaß er den Raum. Was, wenn es wahr ist?, ging es ihm durch den Kopf. Werde ich, der Neffe des Königs, künftig nur noch ein Handlanger von Suthrannas Gnaden sein – ohne jegliche Machtbefugnis, über die ich bisher verfügt habe?
    An so viele erinnerte er sich, die er herablassend und boshaft behandelt hatte. Alle diese Würmer würden nun schadenfroh ihre Häupter erheben. Nicht offiziell
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