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Lacunars Fluch 02 - Die Prinzen

Lacunars Fluch 02 - Die Prinzen

Titel: Lacunars Fluch 02 - Die Prinzen
Autoren: Jutta Ahrens
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Fall war, und das erfüllte uns mit Zuversicht.«
    »Woher wollt Ihr das wissen?«
    Anamarna lächelte. »Es gibt Zeugen: Saric und Caelian. Sie berichteten getreu über deine Fortschritte. Hm, ich gebe zu, ich hätte noch einige Monate gewartet mit der Preisgabe deiner Herkunft, denn der Weg deiner Prüfungen war doch recht kurz.«
    »Kurz? Mein Weg? Wollt Ihr sagen, alles, was ich in den letzten Wochen erlebt habe, war geplant und abgesprochen?«
    »Keineswegs. Wir haben niemals eingegriffen. Alles geschah, wie es sich schicksalhaft fügte. Das war der Zweck deiner Prüfung. Du solltest dich dem wahren Leben stellen. Keinem künstlichen, von uns erschaffenen Umfeld, das hätte unserer Sache nicht gedient.«
    »Ich verstehe, aber eins begreife ich nicht. Ihr beschreibt den Sonnentempel als eine harte Schule. Ihr sagt, die Priester seien herzlos und voll Hochmut, und ich höre heraus, es sei nicht gut, ihnen nachzueifern. Weshalb ändert sich dann nichts an den Verhältnissen?«
    »Auf solche Fragen gibt es immer nur eine Antwort: Es nützt den Mächtigen. Mehr kann ich dazu nicht sagen. Denke darüber nach.«
    Jaryn schwieg, und Anamarna ließ ihm Zeit. »Ihr sagtet auch, Doron sei ein schlechter König«, fuhr Jaryn nach einer Weile fort. »Weshalb hat er dann zugestimmt, dass ich eine andere Erziehung erhalte? War das in seinem Sinne?«
    Anamarna zwinkerte amüsiert. »Wohl kaum. Wir haben damals erheblichen Druck ausüben müssen, um ihn in unseren Plan einzubinden. Damals gab er dich nur unwillig in die Hände meines Bruders. Aber nicht etwa, weil er dich geliebt hätte, denn er hatte schon deine Mutter verachtet. Nein, es war nur sein Stolz. Später konnten wir ihn dann davon überzeugen, dass jemand, der lange genug die Luft des Sonnentempels geatmet hat, einen ganz vorzüglichen Herrscher abgeben müsse.«
    »Und was sagte meine Mutter dazu?«
    »Nichts. Sie verstarb bei deiner Geburt.«
    Jaryn nickte zu dieser Auskunft, weil er es schon vermutet hatte. »Ich glaubte immer, Doron sei ein guter König, weil ich sah, dass das Land gedieh.«
    »Das Land oder Margan?«
    Jaryn errötete. »Ich gebe zu, vom Land hatte ich keine Ahnung. Ich nahm einfach an, dass alles gerecht zuginge.«
    »Margan ist eine verbotene Stadt. Gewöhnliche Menschen dürfen sie nur mit einer Sondererlaubnis betreten. Hältst du das für gerecht?«
    »Es dient unserem Schutz«, erwiderte Jaryn hilflos.
    »Und die Pfähle und Hungerkäfige auf den Zinnen?«
    »Verbrecher«, murmelte Jaryn, doch seine Röte vertiefte sich.
    »Hast du dich nie gefragt, wofür ein einfacher Mann auf dem Pfahl enden kann? Oft genügt ein im Zorn ausgesprochenes Wort gegen Margan. Es muss dann nur noch in die falschen Ohren geraten.«
    Jaryn verstummte. Beschämt erinnerte er sich, dass er vor nicht allzu langer Zeit so ein Urteil durchaus als gerecht empfunden hätte. Ein niedrig Geborener durfte die herrschende Schicht nicht beleidigen. Das war, als hätte er die Götter selbst geschmäht. Jetzt konnte er sich nur noch damit rechtfertigen, dass er als Sonnenpriester ohnehin keine Macht gehabt hätte, etwas zu ändern. Aber er wusste, das war eine schäbige Ausrede.
    Schonungslos fuhr Anamarna in seinen Anklagen fort: »Das Böse nistet seit Jahrhunderten im Palast. Wie du weißt, wurden alle Söhne von Sklavinnen und Konkubinen von jeher getötet und ihre Mütter ebenfalls. Dass du der einzige Thronerbe geblieben bist, verdankst du diesem grässlichen Brauch.«
    Der einzige Thronerbe, summte es in Jaryns Schädel. Nur ich kenne die furchtbare Wahrheit. Am liebsten hätte er sie sich aus dem Kopf gerissen, aber sie klebte fest wie Leim. »Ich weiß«, flüsterte er, während seine Schamesröte sich in tödliche Blässe verwandelte. »Erlaubt mir jedoch, Euch dies zu fragen, denn es geht mir nicht aus dem Sinn: Was wäre, wenn es tatsächlich einen weiteren Sohn des Königs gäbe?«
    Anamarna furchte die Stirn. »Du meinst, den Sohn einer Sklavin?«
    »Ja. Es wäre doch immerhin denkbar.«
    Anamarna räusperte sich. Mit dieser Frage hatte er offensichtlich nicht gerechnet. »Eine reine Hypothese, weshalb willst du das wissen?«
    »Es interessiert mich. Ihr wisst schon, der Fluch. Welcher der beiden Prinzen würde Razoreth verfallen?«
    »Hm.« Anamarna zögerte kurz. Es war ihm anzusehen, dass er diese Frage nicht gern beantwortete. »Nun gut, einmal angenommen, dieser Fall träte ein, dann müssten beide Prinzen miteinander um den Thron kämpfen, das weißt du.
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