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Lachen mit Tränen in den Augen (German Edition)

Lachen mit Tränen in den Augen (German Edition)

Titel: Lachen mit Tränen in den Augen (German Edition)
Autoren: Lara Myles , Barbara Goldstein
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brauchst, kann ich das verstehen. Aber ich habe in den Nachrichten gesehen, was in Benghasi los ist. Ich mache mir Sorgen. Bitte sag mir, dass es Dir gut geht. Jodi
     
    Auf seinen Anruf über Skype hatte Jodi nicht reagiert. Offenbar hatte sie nicht mit ihm reden wollen.
    Was stand in dem Brief?
     
    Von: Flydoc [email protected]
    An: Homebase [email protected]
    11.06.2011 / 00:19
    Betreff: Aw: Wieso meldest Du Dich nicht?
    Jodi, es geht mir nicht gut. Ein Patient ist heute gestorben. Ich bin völlig durch den Wind. Die Erinnerungen an meinen Bruder lassen mich einfach nicht los. Ich würde gern mit Dir darüber reden. Ich brauche Dich. Wieso beantwortest Du meinen Anruf nicht?
    Was für ein Brief? Ich habe keinen bekommen. Was stand denn drin?
    Ich liebe Dich, Tim
     
    Er hatte ihre Mail abgewartet, die nach sieben Minuten eingetroffen war – in Sydney war es neun Stunden später. Jodi war also online gewesen und hatte, nachdem sie Kyle am Morgen in die Schule gebracht hatte, auf seine Antwort gewartet.
     
    Von: Homebase [email protected]
    An: Flydoc [email protected]
    11.06.2011 / 00:26
    Betreff: Mein Brief
    Tim, es tut mir leid, dass Du es auf diese Weise erfahren musst. Der Zeitpunkt ist denkbar ungünstig, ich weiß. Dass Jareds Tod nach all den Jahren schreckliche Erinnerungen in Dir aufwühlt, verstehe ich sehr gut.
    Ich weiß nicht, was ich sagen soll – vielleicht ist der Brief verloren gegangen. Ich habe ihn mit der Hand geschrieben und in einen Umschlag gesteckt, weil ich das für die persönlichste Weise hielt, Dir zu sagen, wie ich mich entschieden habe. Über Skype konnte ich das einfach nicht. Es ist so schwer, die richtigen Worte zu finden. Sorry, Tim, ich will Dir nicht wehtun, ganz sicher nicht.
    Ich habe eben darüber nachgedacht, ob ich Dir den Brief heute überhaupt schicken soll, wo Du ohnehin schon völlig am Boden zerstört bist. Es wird nicht leicht für Dich. Aber nun weißt Du, dass ich Dir geschrieben habe und wirst keine Ruhe finden, bevor Du erfährst, was drin steht. Also, ich habe meine Zeilen an Dich als .pdf angehängt. Bitte lies sie.
    Wir reden, wenn Du Dich entschlossen hast, nach Hause zu kommen. Ich warte auf Dich, Jodi
    Anlagen   Brief an Tim.pdf
     
    Seine Hände hatten gezittert, als er die Datei anklickte und ihre Handschrift auf dem eingescannten Brief erkannte.
     
    Tim,
    ich möchte, dass Du eines weißt: Ich suche nach Worten, und die Tränen rinnen mir über das Gesicht, während ich Dir schreibe. Es ist so schwer, Dir zu sagen, wie ich mich nach Deiner Abreise fühle. Ich hatte so sehr gehofft, dass Du nicht gehst. Aber das weißt Du – wir haben so oft darüber geredet. Als Du mich verlassen hast, hast Du mich um Verzeihung gebeten. Und auch ich hoffe jetzt, dass Du mir das, was ich Dir zu sagen habe, irgendwann vergeben kannst.
    Tim, ich mache mir Sorgen, die ganze Zeit. Es ist wie damals im Outback, als ich nicht wusste, ob mein ›Flydoc‹ zu seiner ›Homebase‹ zurückkehren wird oder ob er abgestürzt ist. Nein, Tim, es ist noch viel schlimmer. Ich sehe die Nachrichten, ich lese die Zeitung, ich surfe im Internet und habe schreckliche Angst. Ich zucke zusammen, wenn das Telefon klingelt, weil ich fürchte, die Nummer von Médecins Sans Frontières oder die der Herzchirurgie des Royal Prince Alfred Hospital zu sehen. Ich habe Angst vor dieser Nachricht: Mrs Winslow, zu unserem großen Bedauern müssen wir Ihnen mitteilen, dass Ihr Mann, Dr Timothy Winslow, während seines freiwilligen humanitären Einsatzes getötet wurde.
    Bitte versteh mich nicht falsch. Ich respektiere Deine Entscheidung, immer noch. Ich bin stolz auf Dich, wenn ich Dich in Interviews auf CNN oder Talkshows auf ABC sehe. Wie oft habe ich in den letzten Jahren zu meinen Freundinnen gesagt: Mit dem gut aussehenden Kerl mit dem charmanten Lächeln bin ich verheiratet. Ja, ich bin wirklich stolz auf Dich. Du leistest großartige humanitäre und medizinische Arbeit. Du rettest Leben. Du linderst Leid. In Erdbebengebieten in Haiti, in Kriegsgebieten in Libyen, in Äthiopien und im Tschad – aber das Katastrophengebiet unserer Ehe übersiehst Du dabei. Tim, ich halte das nicht länger aus. Und Kyle auch nicht. Unser Sohn leidet unter Deiner Abwesenheit, genau wie ich. Aber das merkst Du sicherlich, wenn Du mit ihm skypst. Wie oft fragt er Dich, wann Du zurückkehrst. Kyle sehnt sich nach Dir. Er braucht einen Daddy, der ihn während seiner ersten Schritte ins Leben
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