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Labyrinth der Puppen: Thriller (German Edition)

Labyrinth der Puppen: Thriller (German Edition)

Titel: Labyrinth der Puppen: Thriller (German Edition)
Autoren: S. L. Grey
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ein Spiel.
    Ich renne den Weg zurück, den ich gekommen bin, und in einer Kiste hinter der Buchhandlung entdecke ich einen Stapel entsorgter Probedrucke. Ich greife mir davon so viele, wie ich tragen kann, widerstehe der Versuchung, sie durchzusehen und eine gute Auswahl zu treffen, und renne zurück, vorbei an der chemischen Reinigung und über das Parkdeck, halte mich immer im dunklen Schatten der Wand. Ich schiebe mich durch die Tür zum verlassenen Flügel des Einkaufszentrums und verriegle sie hinter mir.
    Ich halte an, um Atem zu schöpfen. Auf der Treppe gehe ich die Bücher durch, die ich erbeutet habe. Ich habe das Spiel bereits verloren – jedenfalls diese Runde –, also kann ich ruhig noch etwas zusätzliche Zeit opfern, um mich zu vergewissern, dass ich Rhoda nicht irgendwelchen Mist von Danielle Steele oder James Patterson mitbringe. Von diesen Büchern hier habe ich noch nie etwas gehört, aber sie sehen okay aus.
    Als ich mir die Bücher wieder auf den Arm lade und aufstehe, geht das Licht aus. Das elektrische Brummen des Gebäudes verklingt in einem Winseln und einem Schaudern. Dann höre ich es. Es beginnt leise, mit einem feuchten Keuchen wie nasser Sand, der an den Strand gespült wird. Dann wird es lauter, und ich spüre etwas auf meinen Hals tropfen und einen heißen Atem, der mein Haar kräuselt.
    Ich wirble in der Dunkelheit herum, rutsche mit dem Fuß fast von der Stufe. »Wer bist du?«, frage ich. Nur mit Mühe kann ich meinen Atem unter Kontrolle halten. Ich spüre einen weiteren Tropfen in meinem Haar. Der schleimige Atem hallt durch das enge Treppenhaus.
    »Wer bist du?«, wiederhole ich.
    Rhoda sagt, es war nur ein Penner. Rhoda sagt, es war nur ein Penner, skandiere ich in Gedanken, als ob es sich um einen mächtigen Schutzzauber handelt.
    Dann setzt der Schrei ein, erst wie eine Hupe tief unter der Erde, dann immer stärker, immer lauter wie hundert verprügelte Kinder, und noch lauter, wie der Schrei tausend sterbender Soldaten, das Leiden von Millionen mit Stromschlägen gequälter Tiere, der Chor der Hölle in diesem engen, stickigen Raum, viel zu laut. Der Lärm wird mich taub machen, mir den Atem und das Leben aus dem Leib quetschen. Ich spüre, wie der klebrige Speichel auf meinen Kopf spritzt. Ich will die Treppe hinunter fliehen, aber meine Füße finden die Stufen nicht. Ich weiß nicht, wo oben und unten ist.
    Diesmal ist es das Ende. Ich bewege mich nicht mehr. Diesmal verdiene ich es. Ich bin bereit.
    Das Licht geht an. Ich schirme meine Augen ab. Der Lärm gipfelt in einem dumpfen Schlag, dann wird er allmählich leiser, ein immer langsamer werdendes Schwirren. Ein Notstromgenerator . Ein beschissener Notstromgenerator! Er müsste mal gewartet und geölt werden – aber es ist ein gottverdammter beschissener Notstromgenerator . Aus der Lüftungsöffnung über mir tropft es langsamer. Kondenswasser der Klimaanlage. Ich fasse es nicht.
    »He, Rhoda!«, rufe ich die Treppe hinab, noch bevor ich durch die Tür bin. »Rhoda! Das glaubst du nicht ...«
    Sie kommt mir entgegengerannt. »Mein Gott, Dan. Ich habe mir Sorgen gemacht. Du bist so lange weg gewesen!«
    »Tut mir leid, ich ...«
    »Was hast du erbeutet?«
    »Ach, nichts. Ich wollte etwas anderes holen ...« Die große Überraschung spare ich mir für die nächste Runde auf. »... aber alles, was ich gefunden habe, ist das hier.« Ich zeige ihr die Bücher.
    »Das ist der absolute Wahnsinn, Dan!« Sie freut sich so sehr über die Bücher, dass sie mich packt und mir einen dicken Kuss verpasst.
    »Ach, das sind doch nur weggeworfene ...«
    »Mein Gott, Dan ... Was gibt es Besseres, wenn man herumsitzt und wartet? Das sind zehn Milliarden Punkte für dich, Junge. Kein Wunder, dass du so aufgeregt warst.«
    »Nein, es war ... Ich wollte dir von dem Monster erzählen.«
    »Dem Monster?«
    »Gar nichts! Nur ein gottverdammter ...«
    »Du hast es gesehen? Dan, weißt du, was das bedeutet?« Sie plappert aufgeregt drauflos, ich komme gar nicht mehr zu Wort. »Dieses Monsterding – was zur Hölle es auch ist – kommt von der anderen Seite! Nicht von hier. Das bedeutet, dass wir drin sind. Du hast uns reingebracht!«
    »Nein, warte. Ich versuche doch gerade, es dir zu erklären. Es ist nur der Lärm eines Generators gewesen. Wir waren einfach völlig fertig, sind total durchgedreht. Wir haben aus nichts ein Monster gemacht!«
    »Warte mal, du hast da was ...« Sie pickt etwas aus meinem Haar und hält es zappelnd zwischen
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