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Labyrinth der Puppen: Thriller (German Edition)

Labyrinth der Puppen: Thriller (German Edition)

Titel: Labyrinth der Puppen: Thriller (German Edition)
Autoren: S. L. Grey
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noch?«
    »Letztes Mal hatten wir eine Scheißangst.«
    »Hast du jetzt keine Angst?«
    Er hebt die Schultern. »Ja. Aber diesmal wissen wir wenigstens, worauf wir uns einlassen.«
    »Wissen wir das?« Ich öffne die Tür und trete hindurch.
    »Das kann doch nicht sein!«
    Der Müll und die dreckigen Lumpen sind verschwunden. Ebenso der verrostete alte Wagen. Und die Metallfässer mit ihrem stinkenden Rauch. Nirgendwo eine Spur von der alten Frau. Auch Ratten scheint es nicht zu geben. Und die Passage brummt nur so vor Elektrizität; die Leuchtstoffröhren an der niedrigen Decke erinnern zwar an eine Notbeleuchtung, aber es ist wesentlich heller, als ich es in Erinnerung habe.
    »Ist das der richtige Ort?«
    »Er muss es sein«, sagt Dan und gestikuliert unbestimmt in Richtung der Ladenzeile. »Es ist alles genauso angeordnet.« Er schweigt. »Glaube ich jedenfalls.« Er geht in eines der leer stehenden Geschäfte, steigt über einen Sack Zement. »War es nicht hier, wo wir dieses beschissene Essen mampfen sollten?«
    »Ich glaube, ja.«
    Dieser Platz gibt gar nicht erst vor, etwas anderes zu sein als die halb fertiggestellte Fressmeile eines Einkaufszentrums. Aber der Staub, Dreck und Müll sind verschwunden. Der Betonboden sieht aus wie frisch gefegt. Es ist der gleiche Ort wie beim letzten Mal, nur ohne das ganze ... Drum und Dran. Er fühlt sich leer an, verlassen. Unheimlich. Das Einzige, was an Leben erinnert, sind die Kabelleitungen, die sich aus den Wänden schlängeln.
    Dans Handy piept. Jetzt ist er es, der in seinen Taschen kramt.
    »Das müssen sie sein!«, ruft er und sieht mich an, die Augen voller Aufregung.
    Seine enttäuschte Miene ist fast schon komisch. Er winkt mit dem Gerät. »Es ist Mom.«
    »Was will sie?«
    »Sie möchte wissen, wann wir zum Abendessen zu Hause sind.«
    Wir starren uns an, und ich unterdrücke das Kichern, das in meiner Kehle aufsteigt. Dan wirkt benommen. Ich will nicht, dass er jetzt die Nerven verliert.
    »Verdammt, Dan«, sage ich. »Wir müssen irgendwo falsch abgebogen sein.«
    »Unmöglich«, meint er. Sein Blick schweift durch den höhlenartigen Komplex, dann geht er auf einen der Pfeiler zu.
    »Wo willst du hin?«
    »Sieh mal«, sagt er, bückt sich und hebt etwas auf. Er hält es hoch. »Erkennst du das?«
    Es ist eine Armbanduhr. »Scheiße. Ist das deine Uhr? Die die alte Hexe dir abgenommen hat?«
    »Ja«, nickt er. »Anscheinend hat hier jemand gründlich aufgeräumt und sauber gemacht. Aber es muss der gleiche Ort sein!«
    »Okay«, stimme ich zu. Doch das nagende Gefühl von Zweifel bleibt. »Aber wenn das hier die Stelle ist, an der wir dieser furchtbaren Alten begegnet sind, muss der Markt irgendwo in dieser Richtung sein.« Ich eile auf den großen, offenen Bereich zu unserer Linken zu.
    »Warte auf mich!«, ruft er.
    Es ist ein merkwürdiges Gefühl, im Hellen hier entlangzulaufen. »Beim letzten Mal kam es mir wesentlich größer vor«, sage ich.
    »Ja, aber wir mussten uns im Dunkeln vorantasten, weißt du noch?«
    Mir fällt etwas ein. »Aber wo ist die Tür geblieben?«
    »Welche Tür.«
    »Du weißt schon. Da ist eine Tür gewesen, die nirgendwohin führte – sie war zugemauert.«
    Wir sehen uns um. Die Wand neben uns ist glatt und besitzt keine Öffnungen. Und sie erweckt nicht den Eindruck, als hätte man sie erneuert.
    »Weißt du, Rhoda«, überlegt er, »wir hatten wirklich eine Scheißangst. Wir waren traumatisiert. Und du warst ...«
    »Ich war was?«
    »Auf Drogen«, murmelt er.
    »Ich hatte nur ein bisschen Koks intus, Dan. Das Zeug verstärkt die Wahrnehmung, es verzerrt sie nicht.«
    »Mag sein. Siehst du, da ist die Rampe, die nach unten führt, und das komische Schild ...« Seine Stimme verklingt.
    »Sieht aus, als hätten wir es gefunden«, fahre ich an seiner Stelle fort.
    Wir joggen auf die Rampe zu, die zum tiefer gelegenen Geschoss führt.
    Dan ist vor mir da. »Hmm.«
    »Was ist?«
    »Sieh selbst.«
    Das Schild ist deutlich kleiner als beim letzten Mal, und die Aufschrift lautet: ›Zutritt nur für Baustellenmitarbeiter. Zuwiderhandlung ist strafbar‹.
    Dan geht bereits die Rampe hinunter. Mir bleibt nichts anderes übrig, als ihm zu folgen. Direkt vor uns befindet sich eine weiße Tür in der Wand.
    Wenigstens das sieht genauso aus, wie ich es in Erinnerung habe. Gott sei Dank.
    Als ich losspurte, um ihn einzuholen, stolpere ich fast über etwas.
    Es ist die Lampe, die wir von der alten Hexe bekommen haben.
    »Schau mal!«,
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