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L wie Love

L wie Love

Titel: L wie Love
Autoren: Barbara Haworth-Attard
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Was meint sie damit? Den Anschluss woran? Ich öffne die zweite SMS und starre auf den Text.
Bingo!
    Sonst nichts. Einfach nur
Bingo!
Mir wird schwindelig. Vorsichtshalber gucke ich noch mal nach, ob die SMS tatsächlich von Kim ist oder ob sich da jemand einen blöden Scherz erlaubt hat. Nein. Kein Zweifel. Die SMS kommt von Kim. Und Kim schreibt:
Bingo!
    Ich muss hier raus. Sofort. Ich muss mit Kim sprechen, muss herausfinden, ob das wirklich wahr ist. Es gibt nur eine einzige Situation, in der die SMS
Bingo!
erlaubt ist. Nämlich dann, wenn eine von uns
es
getan hat. So hatten wir es vor ein paar Wochen am Telefon vereinbart. Wer zuerst keine Jungfrau mehr ist, darf
Bingo!
schreiben. Volltreffer sozusagen.Ich weiß nicht mehr, wie wir darauf kamen, aber fest stand für uns beide, dass es passieren sollte, bevor wir 16 sind. Und bis dahin sind es nur noch ein paar Monate. Ich habe im Februar Geburtstag und Kim im Mai. Ich starre wieder auf das Handy und kann es nicht glauben. Kim hat es getan? Mit wem? Wann? Und überhaupt. Kim ist drei Monate jünger als ich. Wie kann sie da vor mir mit einem Jungen … Meine Gedanken überschlagen sich und ich brauche frische Luft. Ich stopfe das Handy zurück in die Hosentasche und steige über Rucksäcke und ausgestreckte Beine nach vorne. Herr Kaiser blickt fragend auf.
    »Ich muss mal kurz raus«, murmele ich, und er nickt nur abwesend, um dann wieder wie gebannt auf den Film zu starren. Schnell schiebe ich mich aus der Klasse und renne zum Mädchenklo.
    Endlich. Ich schließe ab, lasse mich auf den Klodeckel sinken und hole das Handy wieder raus. Ich öffne die SMS von Kim und schreibe zurück:
Ich will alles wissen!
Hoffentlich hat Kim ihr Handy jetzt nicht ausgeschaltet. Ich werde es nicht überleben, wenn ich bis zum Nachmittag warten muss. Aber da summt es schon. Kim hat geantwortet:
Ruf an, wenn du kannst
.
    Anrufen? Hat sie keinen Unterricht? Offensichtlich nicht. Ich gebe Kims Nummer ein und sie ist sofort dran.
    »Was soll das heißen,
Bingo?
«, frage ich statt einer Begrüßung.
    »
Bingo
heißt
Bingo!
«, kichert Kim.
    »Du hast es getan?« Ich traue mich kaum zu fragen.
    »Bingo!«
    Einen Moment lang fällt mir nichts ein. Ich weiß nicht, ob ich traurig, wütend oder neidisch sein oder ob ich mich mit meiner besten Freundin freuen soll. Irgendwie fühle ich gerade alles auf einmal. »Aber wann … äh … wo, ich meine, mit wem … ich meine …«, fange ich an zu stottern, dann fällt mir nichts mehr ein.
    Keine Antwort.
    »Kim? Hallo?«
    »Ja, schrei doch nicht so!«
    »Wann habt ihr … ich meine, wann hast du …?«
    »Letzte Nacht.«
    »Letzte Nacht?!«, schreie ich und füge dann etwas leiser hinzu: »Letzte Nacht? Aber wo?«
    »Letzte Nacht bei mir zu Hause!«
    »Bei dir zu Hause? Und deine Eltern?«
    »Die haben geschlafen«, erklärt mir Kim und ich bewundere sofort ihren Mut. Ich könnte nicht einmal mit einem Jungen knutschen, während meine Mutter nebenan schläft. Mal abgesehen davon, dass meine Mutter kein Auge zumachen würde, wenn sie wüsste, dass sich in meinem Zimmer ein männliches Wesen aufhält.
    »Du willst mir erzählen, du hattest Sex mit einem Jungen in deinem Zimmer, während deine Eltern nebenan geschlafen haben?«, kreische ich in mein Handy. Jetzt ist es raus. Das Wort. Sex. Kim hatte richtigen echten Sex. Nicht einfachnur Händchenhalten und Knutschen und Fummeln. Es ist ja nicht so, dass die Mentholbonbonhinundherschieberei mit Freddy die bisher einzige Erfahrung meines Lebens war. Da waren noch ein paar andere. Zum Beispiel Marc aus der SV. Marc ist zwei Jahre älter als ich und ich war schrecklich verknallt in ihn. Ich ließ mich in der Achten zur Klassensprecherin wählen und tat alles, um möglichst oft ins SV-Büro gehen zu müssen. Marc war Mittelstufensprecher und fast immer dort. Einmal, als wir gerade allein im Raum waren und ich ihm half, Flugblätter für die 200-Jahr-Feier unserer Schule zu stapeln, beugte er sich plötzlich vor, drückte mich an sich und schob seine Zunge in meinen Mund. Ich war völlig perplex und ließ ihn machen. Genauso schnell, wie er mich an sich gezogen hatte, schob er mich auch wieder von sich und sagte: »Das war es doch, was du wolltest, oder? Du solltest allerdings erst mal ein bisschen üben. Deine Zunge fühlt sich an wie ein Waschlappen.«
    Ich legte noch am gleichen Tag mein Amt als Klassensprecherin nieder und mache seitdem einen großen Bogen um das SV-Büro. Aber dann war da noch
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